Mord in Mombasa: Thriller (German Edition)
geräuschlos auf dem weichen Boden. Während er sorgsam darauf achtete, sich nur in der Deckung des Unterholzes zu bewegen, folgte er dem Zaun bis zum rückwärtigen Teil des Geländes. Zwischen ihm und dem Zaun befand sich eine freigeräumte Fläche, die Viljoen offensichtlich als Müllhalde nutzte. Auf dem staubigen Boden türmten sich verrostete Metallteile, Plastikbehälter, alte Reifen und – wie Jake nicht ohne Unbehagen bemerkte – vereinzelte Knochen. Der Müll gab ihm jedoch gute Deckung, und Jake konnte sich dem Zaun bis auf drei Meter nähern, so dass er freien Blick auf die Geschehnisse dort hatte.
Der Van stand neben einem Galgen, an dem die Überreste eines gehäuteten Krokodils hingen, dessen marmoriertes Fleisch in der Sonnenhitze verweste und einen süßlichen Geruch verbreitete. Aus dem Führerhaus sprangen nun zwei Afrikaner, um sich die Beine zu vertreten, und Jake sah, wie sie angewidert vor dem Kadaver zurückwichen. Außerdem entdeckte er, dass die beiden Maschinengewehre über der Schulter hängen hatten, und die wohlbekannten, halbmondförmigen Magazine verrieten ihm, dass es sich um AK-47 handelte, die Lieblingswaffe paramilitärischer Organisationen.
Viljoen kam heran und bellte ihnen scharfe Befehle auf Kiswahili zu. Sofort huschten die beiden Männer zum Heck des Vans und öffneten die Türen. Viljoen warf nur einen Blick hinein und nickte. Dann wurden die Türen wieder zugeworfen, und die drei Männer verließen den Hof und steuerten auf den Wohnwagen zu.
Jake wartete, bis sie außer Sichtweite waren, dann kroch er bis an den Zaun, der aus billigem, mit Plastik beschichtetem Material gefertigt war und sich problemlos überklettern ließ. Während er größtmöglichen Abstand zu dem baumelnden Reptil hielt, schlich er sich ans Heck des Wagens und öffnete eine der Türen. Das Innere des Laderaums war dunkel, leer und roch nach Schweiß und Urin. Im Dach war ein einzelner Belüftungsschlitz, und ganz hinten standen drei Plastikeimer.
Glücklicherweise hatte Viljoen so eine durchdringende Stimme, ansonsten hätte Jake nämlich nicht gehört, wie er einen der beiden Männer zusammenstauchte, und folglich nicht gewusst, dass sie schon wieder zurückkamen.
Verdammt! In Sekundenschnelle erkannte er, dass er unmöglich ungesehen über den Zaun zurückklettern konnte, und da er sich schlecht unter dem Auto verstecken konnte, sprang er in den Laderaum und fummelte von innen am Schloss, in dem verzweifelten Bemühen, die Türen ganz hinter sich zu schließen. Dann drückte er sich flach hinter den Radkasten und hörte zu, wie Viljoen seine Anweisungen brüllte und die Männer ab und zu ein paar unterwürfige Worte brummelten. Dann näherten sich Schritte, und Jake erstarrte, als ein Schatten vor dem winzigen Spalt zwischen den Türen vorbeiglitt. Wenn sie die Türen jetzt noch mal öffneten, hatte er keine Ausweichmöglichkeit mehr. Und wenn den Afrikanern der Finger so locker am Abzug saß, wie er befürchtete, dann …
Doch in diesem Moment wurden die Vordertüren geräuschvoll aufgerissen, und er merkte, wie der Wagen unter ihm schwankte, als die drei Männer ins Führerhaus stiegen. Durch den Lüftungsschlitz über seinem Kopf drang ein Splitterchen Helligkeit in die pechschwarze Finsternis, die ihn ansonsten umgab. Das Auto schepperte, als der Motor ansprang, und Jakes kurzfristige Erleichterung darüber, dass er nicht entdeckt worden war, wich der Erkenntnis, dass er in der Falle saß.
57
N yami hatte bis spät in die Nacht geredet. Anfänglich noch zögerlich, aber dann spuckte er die Namen und Daten mit solchem Eifer aus, dass Jouma ihn bremsen musste, damit man seine Aussage auf dem Tonband später deutlich hören konnte. Als sie fertig waren, graute schon fast der Morgen, und vier Kassetten waren voll. Erst dann war er ins Bett gegangen.
Als Jouma den Sergeant nach dem Treffen mit Jake Moore aufgeweckt hatte, war es kurz vor zehn am Morgen. Nyami und Jemima hörten gut zu, als Jouma ihnen erklärte, was er eingefädelt hatte. An diesem Punkt brach der in Ungnade gefallene Sergeant – der davon ausgegangen war, den Rest seines Lebens hinter Gittern verbringen zu müssen – in Tränen aus.
Jetzt war es elf Uhr morgens, und Nyami bestieg mit seiner Frau die rostige Arturet . Er trug eine billige Jacke und hatte einen Rucksack auf den Schultern. Seinem Gesicht war immer noch anzusehen, dass Fassungslosigkeit, Angst und Erleichterung in ihm im Widerstreit lagen. Er sah aus
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