Mord in Mombasa: Thriller (German Edition)
mitgenommen. Viljoen war wahrscheinlich drinnen, vermutete Jake. Besorgte er sich was zu futtern oder war er nur pinkeln gegangen? Das konnte einen entscheidenden Unterschied ausmachen.
Jake musste jetzt schnell entscheiden und handeln.
Er wusste, dass er unter dem Auto nur wenig besser geschützt war als darin. Außerdem hatte er keinen Schimmer, wo er eigentlich war. Abgesehen von der Raststätte und den Hügeln in der Ferne war das einzig nennenswerte Kennzeichen dieser Gegend der Highway.
Und irgendwie musste er dringend eine Nachricht an Jouma übermitteln.
Lieber Gott – wie hatte das nur passieren können? Der Plan war so einfach gewesen: Er sollte Viljoen beobachten und den Inspector am Abend aus Flamingo Creek anrufen, um ihm Bericht zu erstatten. Die Art von Auftrag, die nicht einmal einem Anfänger viel abverlangte, geschweige denn einem ehemaligen Detective Sergeant einer Sondereinsatztruppe. Trotzdem war er plötzlich – sei es durch Draufgängertum oder durch schiere Blödheit – auf eine ungeplante Reise durch die kenianische Wildnis gegangen. Dass er nicht die Spur eines Notfallplans hatte, machte die Sache noch schlimmer. Wie er Jouma verlegen erklärt hatte, besaß er nicht einmal ein Handy.
Wie bei diesen You-Tube-Clips mit den sagenhaft dämlichen Polizisten – nur das Jake seine Situation nicht im Geringsten komisch finden konnte.
Obwohl vielleicht …
Neben der Straße standen in regelmäßigen Abständen Telegrafenmasten, über die dicke Kabel verliefen. Auf der Höhe der Abfahrt vom Highway zur Raststätte zweigte eine Leitung ab und führte zu einem Kabelschrank auf der anderen Seite des Gebäudes. Als Jake vorsichtig unter dem Wagen hervorrobbte, schickte er ein Stoßgebet zum Himmel, dass dieser Kabelschrank wirklich enthielt, was er vermutete.
Er duckte sich und lief in der Deckung mehrerer geparkter Autos hinter das Rasthaus, wo er dicht an der Wand unter den Fenstern weiterkroch. Als er um die Hausecke spähte, hätte er am liebsten mit einem Freudenschrei die Faust in die Luft gereckt, denn er sah, dass der Kabelschrank tatsächlich mit einer Telefonzelle verbunden war, die an der Hausrückseite neben einem dreckigen Müllcontainer und der mutmaßlichen Küchentür stand.
Er rannte auf das Telefon zu, doch dann blieb er stehen und konnte kaum glauben, was er sah: Der Hörer baumelte nutzlos herab, und das Gehäuse des Apparats war von Dieben aufgebrochen worden, um an die Münzen zu kommen.
Jetzt hatte er nur noch eine Möglichkeit, Viljoen im Auge zu behalten: Er musste wieder in den Lieferwagen steigen. Doch als er um die Ecke zum Parkplatz bog, stellte er zu seiner Bestürzung fest, dass die beiden Afrikaner schon wieder auf den Wagen zugingen. Er sah, wie der eine verwirrt die offenen Hecktüren anstarrte, dann aber mit den Achseln zuckte und sie mit einem Fußtritt schloss. Wenig später trat Viljoen mit entschlossenen Schritten aus dem Rasthaus, zog sich im Gehen den Reißverschluss hoch und schnallte den Gürtel zu. Die drei Männer bestiegen den Van, der Motor sprang an und im nächsten Moment war der Wagen wieder auf dem Highway und hielt auf die Hügelkette zu.
Jake lief auf den Parkplatz. Dort standen drei kreuz und quer geparkte Autos, von denen zwei von vornherein nicht in Betracht kamen – ein Pick-up, dessen ganze Ladefläche voller Hühnerkäfige war, und ein Austin Allegro mit einem Plattfuß. Also rannte Jake auf den dritten zu, einen zerbeulten Ford mit einem Schild auf dem Dach: FAHRSCHULE KAGONI. Er war unverschlossen. Hastig schlüpfte Jake auf den Fahrersitz und riss die Verkleidung von der Zündung. Eine Sekunde später funkte es zwischen den beiden Drähten und der Motor erwachte hustend zum Leben. Doch kaum war er ein paar Meter gefahren, da gingen auf einmal sämtliche Lichter am Armaturenbrett an, und der Ford kam schnaufend wieder zum Stehen.
Verdammt! Er griff nach den Drähten und bewegte sie panisch gegeneinander, doch der Motor verweigerte jede Zusammenarbeit.
»Sind Sie der Mechaniker?«
Er blickte auf und sah einen großen, gelehrt aussehenden Afrikaner neben der Tür stehen.
»Sind Sie der Mechaniker?«, wiederholte der Mann und streckte den Kopf durch das offene Beifahrerfenster. »Ich bin Johnstone Kagoni von der Fahrschule Kagoni. Ich hab schon vor vier Stunden angerufen, dass man mir einen Mechaniker schicken soll.«
Jake ignorierte ihn einfach, stieg aus und rannte zum Highway. Ein schwarzer Jeep näherte sich mit hoher
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