Mord in Mombasa: Thriller (German Edition)
wie ein kleines Kind, das an seinem ersten Schultag von seiner Mutter begleitet wird.
Jouma beobachtete vom Dock aus, wie Aristophenedes die beiden oben an der Gangway willkommen hieß. Hätte es sich bei seinen Passagieren um den König und die Königin von Griechenland gehandelt, hätte er sie nicht zuvorkommender begrüßen können. Nyami warf noch einen letzten Blick zurück, bevor der griechische Kapitän ihm einen muskulösen Arm um die knochigen Schultern legte und ihn wegführte. In zwei Tagen würden Nyami und Jemima in Somalia ankommen. Und dort – tja, es hing ganz von ihnen ab, ob sie sich dort ein gutes Leben aufbauten oder untergingen.
Als er über den Kai zu seinem Auto zurückging, dachte Jouma, dass er Nyami zumindest eine Chance gegeben hatte. Und in den Augen vieler Leute war das mehr, als der Sergeant nach seinem Verrat verdient hatte.
Er stieg ein und machte sich auf den Weg zum Polizeipräsidium am Mama Ngina Drive. Allerdings hatte er den Verdacht, dass dies der letzte Lichtblick für heute gewesen war. Vielmehr versprach dieser Tag lang, nervenaufreibend und vielleicht sogar der letzte Tag seines Lebens zu werden.
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D ie Leuchtziffern auf Jakes Uhr verrieten ihm, dass sie bereits zwei Stunden unterwegs waren. Nach der erschütterungsfreien Fahrt zu urteilen, befanden sie sich höchstwahrscheinlich auf dem Weg ins Landesinnere, auf einer der wenigen Fernverkehrsstraßen in Kenia, die diesen Namen verdienten. Am Ende fuhren sie gerade auf der Autobahn an Mazeras vorbei – das wäre wirklich der Gipfel der Ironie, dachte er verbittert. Vielleicht würden Tug und seine Schläger ja anhalten, damit er das gebrauchte Funkgerät abholen konnte.
Die Straßenverhältnisse waren angenehm, aber sonst hatte Jake wenig Grund zu Fröhlichkeit. Die Hitze in dem Metallcontainer, in dem er saß, zeigte ihm nur zu deutlich, dass der Lüftungsschlitz im Dach so gut wie nutzlos war und er Gefahr lief zu ersticken, wenn er nicht bald hier rauskam. Seine Kleider waren völlig durchgeschwitzt, und der Stoff rieb ihm auf der Haut, während er sich immer wieder neu zurechtsetzte, um eine bequeme Position zu finden. Eigentlich wollte er die Türen nicht eintreten und sich aus einem fahrenden Auto werfen, aber wenn es noch lange so weiterging, würde ihm kaum eine andere Wahl bleiben.
Nach einer Weile musste er eingedöst sein, denn als er erschrocken wieder aus dem Schlaf hochfuhr, verlangsamte das Auto und kam schließlich zum Stehen. Der Motor ruckelte noch einmal, bevor er erstarb, und Jake kauerte sich wieder hinter den Radstand. Angespannt bis in die letzte Faser seines Körpers wartete er auf den Moment, in dem die Türen aufgehen würden. Wenn er zwei Kerlen mit AK-47 in der Hand gegenüberstand, konnte er nur auf das Überraschungsmoment setzen – und selbst damit rechnete er sich nur geringe Chancen aus. Einen konnte er vielleicht noch umrennen, aber zwei höchstwahrscheinlich nicht. Außerdem bezweifelte er, dass Tug unbewaffnet war. Und dass der südafrikanische Psychopath sich von ihren gelegentlichen Begegnungen in Suki Los Bar erweichen lassen würde. Doch stattdessen hörte er, wie die Türen der Fahrerkabine zugeworfen wurden und sich die Stimmen langsam entfernten.
Er wartete eine Weile, für den Fall, dass Viljoen oder einer der beiden Afrikaner im Auto zurückgeblieben war. Dann tastete er im Dunkeln nach dem inneren Griff und öffnete die Tür. Grellweißes Licht flutete ins Wageninnere und blendete ihn so stark, dass er reichlich unelegant aus dem Van taumelte und im Staub landete. Er kroch auf dem Bauch unter das Fahrzeug und machte sich darauf gefasst, jede Sekunde Alarmrufe oder das typische Geräusch des Entsicherns von Waffen zu hören. Stattdessen – nichts. Bis auf das Knacken des abkühlenden Motors und der Musik der Zikaden.
Der Wagen parkte vor einer Raststätte, ungefähr fünfzig Meter von einer zweispurigen Autobahn entfernt, die sich durch eine nichtssagende Buschlandschaft zog und auf eine verschwommene Hügelkette am Horizont zulief. Obwohl dieses Rasthaus das einzige im Umkreis war und keine Konkurrenz zu fürchten hatte, war das Gebäude erstaunlich sorgfältig gestaltet, mit seiner säuberlich gekalkten Fassade aus Lehmziegeln, dem strohgedeckten Dach und den Panoramafenstern, die zum Schutz gegen die Sonneneinstrahlung getönt waren. Die zwei Afrikaner lagerten draußen im Schatten und rauchten Zigaretten. Wie es aussah, hatten sie ihre Waffen nicht
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