Mord in Mombasa: Thriller (German Edition)
Lieferung nach und über die grässliche Binsenweisheit, dass man eben nicht an zwei Orten gleichzeitig sein konnte, und wenn man sich noch so sehr anstrengte, seine Geschäfte selbst zu überwachen.
Plötzlich ging ihm auf, wie lächerlich die ganze Situation war. Warum zur Hölle saß er hier und hörte sich diesen Mist über Versicherungsunterlagen an, wenn das wahrscheinlich wichtigste Geschäft seines Lebens ganz woanders lief? Je länger er darüber nachdachte, umso wütender wurde er, und je wütender er wurde, umso dringender brauchte er einen Blitzableiter für seine Wut.
»Verdammt noch mal, Martha«, entfuhr es ihm. »Dieser ganze Scheiß mit deinem Dad steht mir langsam bis hier oben!«
Kaum hatte er die Worte ausgesprochen, wusste er, dass dieser Verlust seiner Selbstbeherrschung völlig unverzeihlich war, aber es war ihm auf einmal egal. In diesem Moment war er nicht Patrick Noonan.
»Du Arschloch«, sagte sie. »Du Arschloch.«
Whitestone musterte sie kalt. Dann schien der Dämon, der ihn geritten hatte, plötzlich exorziert, und seine Schultern sackten ein Stück herab.
»Um Gottes willen, Schatz … entschuldige bitte. Ich hab’s nicht so gemeint.«
»Lass mich allein.« Sie schob seine ausgestreckte Hand weg.
Als sie aufstand und zum Ausgang lief, musste Martha sich verwundert eingestehen, dass sie fast erleichtert über seine Worte gewesen war.
56
S oweit Jake es einschätzen konnte, war Tug Viljoens Existenz – wenn er nicht gerade Striplokale besuchte oder sich in Suki Los Bar betrank – ungefähr so spannend wie die seiner Krokodile. Es sei denn, man zählte die Ermordung von Gangstern in Mombasa mit.
Während der letzten zwei Stunden hatte der Südafrikaner sich in seinem heruntergekommenen Wohnwagen verkrochen und war nur kurz herausgekommen, um zwei junge Afrikaner zu maßregeln, die gerade die Geräteschuppen mit Kalkfarbe strichen. Jake beobachtete das Ganze vom Ast eines Mangrovenbaums, von dem aus er das ganze Gelände im Blick hatte. Allerdings stand er kurz davor, einen Krampf im Bein zu bekommen und zehn Meter tief auf den Dschungelboden zu plumpsen. Sogar die Nasenaffen in den Nachbarbäumen hatten aufgehört zu plappern, und ihre gemeinen Augen betrachteten ihn fast mit einem gewissen Mitleid.
Aber immerhin hatte er hier oben Zeit zum Nachdenken.
Und Jouma hatte ihm weiß Gott jede Menge Stoff zum Nachdenken gegeben.
Der Inspector war überzeugt, dass Viljoen den Schuss auf Michael Kili abgefeuert hatte, und dass der Mord damit zusammenhing, was tags zuvor bei Dennis Bentleys Bootshaus passiert war.
Jake war sich da nicht so sicher. Er hatte eher den Eindruck, dass es jede Menge Leute gab, die bereit gewesen wären, diesen Gangster auszuschalten und genauso gute Gründe gehabt hätten. Doch es war eine Spur, und an Joumas gehetztem Blick sah er, dass der kleine Inspector jetzt wirklich jeden Freund brauchen konnte.
»Sie müssen ihn für mich überwachen«, hatte Jouma gebeten. »Ich glaube, dass heute Dinge passieren werden, die bald die Antwort zu unserem Rätsel liefern können.«
Jake Moore hatte Erfahrung mit Observationen. Vor sieben Jahren hatten Mac Bowden, Tom Kent und er fast drei Monate auf einem Dachboden in Canning Town zugebracht. Von dort beobachteten sie die Wohnung von Charlie Green, der bereits mehrere bewaffnete Raubüberfälle verübt hatte. Es war ein Fall wie aus dem Lehrbuch. Green riss die Klappe zu weit auf, und jetzt saß er zwanzig Jahre in Belmarsh ab, zusammen mit dem Rest seiner Bande.
Doch nun befand er sich um elf Uhr morgens im glutheißen Dschungel, und Jake hatte einfach nicht mehr die Geduld, die er als junger Polizist besessen hatte. Er hätte nicht übel Lust gehabt, Tug einfach einen Besuch abzustatten und ihn zu fragen, ob er Kili erschossen hatte. In diesem Moment stießen die Vögel auf sämtlichen Bäumen jedoch durchdringende Alarmschreie aus, und die Affen stoben auseinander wie eine Bande jugendlicher Vandalen, die von einer Polizeistreife ertappt wird. Jake drückte sich flach auf den Ast. Ein weißer Ford Transit kam über den Kiesweg geholpert und fuhr direkt unter ihm vorbei. Er trug keinerlei Beschriftung und war länger nicht mehr gewaschen worden. Als er das Gelände erreichte, kam Viljoen aus seinem Wohnwagen und lotste den Wagen auf den Hof hinter den Lagerhäuschen.
Jake war erleichtert, endlich einen Vorwand zu haben, seinen Ausguck zu verlassen, kletterte den Mangrovenstamm hinunter und landete
Weitere Kostenlose Bücher