Mord in Oxford
schützen wollen?«
»Das mag alles schön und gut sein, solange wir uns damit begnügen, eine Kampagne zur Erhaltung der Schachbrettblumen auszurufen oder für Fahrrad statt Auto zu plädieren. Aber ehe ich Eltern – oder, noch schlimmer, einen der Schuldirektoren – an der sehr empfindlichen Stelle ihrer Geldbörsen treffe, sollte ich mir vermutlich nochmal ganz genau das Kleingedruckte in meinem Vertrag durchlesen.«
»Na, so schlimm kann es doch wohl nicht sein, oder?«
»Einer von meinen Chefs hat ein finanzielles Interesse an der Sache. Er hat sich zwar nicht offen dazu geäußert, aber wenn der Plan nicht durchkommt, scheint eine Menge Geld für ihn auf dem Spiel zu stehen. Er reißt im Augenblick den Mund am weitesten auf, aber auch ein paar der anderen sind nicht gerade begeistert von meinem Engagement. Außerdem müsste ich ihrer Meinung nach älter und hässlicher sein oder zumindest sicher und respektabel verheiratet. Ich bin noch in der Probezeit, und sie beäugen mich verdammt genau, das kann ich dir flüstern. Eine falsche Bewegung, und ich fliege.«
»Es ist doch gar nicht möglich, eine Straße durch diese Grünflächen zu bauen.«
»Oh, dafür existieren Techniken. Das ist zwar teuer, aber Grant und seine Leute kriegen das Geld schon irgendwie zusammen. Das Hochwasser jetzt kam uns sehr gelegen. Im Augenblick kann niemand auch nur das Mindeste in dem Gelände unternehmen. Die Wiesen stehen teilweise metertief unter Wasser. Aber wenn das Hochwasser zurückgegangen ist, werden sie argumentieren, dass dieses Jahr ein Ausnahmejahr war und dass man die Wiesen durchaus trockenlegen und eine Straße hindurchbauen kann. Bei dem Projekt stehen enorme Summen auf dem Spiel, und die Leute können ganz schön fies werden, wenn man an ihren Gewinnerwartungen kratzt. Höchste Zeit, dass du aus dem neunzehnten Jahrhundert zurückkommst und dir mal anschaust, was vor deiner eigenen Tür passiert.«
»Gleich hast du mich so weit, dass ich einen von Roses Pullovern anziehe. Sozusagen als Zeichen für meine Haltung zu der Sache.«
»Die Pullis sind hübsch.«
»Aber sie hätte die Initialen der Freunde der Fridesley Fields auf dem Rückenteil weglassen sollen.«
»Sie versteht bis heute nicht, was daran lustig sein soll.«
Sie kicherten wie damals in der gemeinsamen Schulzeit und genehmigten sich noch eine weitere Waffel. Schließlich beschloss Kate, auch das andere Problem zur Sprache zu bringen.
»Wenn du wirklich so sehr um deinen guten Ruf während der Probezeit besorgt bist, warum hast du dich nicht viel entschiedener gegen den Plan gewehrt, Roses Sammel-Döschen zu stehlen? Weißt du, für mich ist das einfach ein Riesenspaß. Einschließlich der Herausforderung, einen praktikablen Plan zu entwickeln. Es ist so ähnlich, als dürfte ich die Story für ein neues Buch entwerfen, ohne hinterher die neunzigtausend Wörter schreiben zu müssen. Ich sehe tatsächlich auch keinen anderen Weg, wie Rose an das Geld für ihren Laden kommen soll – und selbst, wenn ich erwischt werde, kann mich keiner an die frische Luft setzen. Nicht, dass ich etwa glaube, wir würden erwischt! Aber warum hast du nicht widersprochen? Loyalität der Gruppe gegenüber? Natürlich haben wir uns gegenseitig durch kalte, dunkle Wintermorgen begleitet, sind gemeinsam mit nassen Füßen und Regen im Gesicht über matschige Wege gejoggt und schier endlos scheinende Steigungen hochgelaufen. Irgendwie verbindet uns das. Ich verstehe sehr gut, dass Leute in der Gruppe zu Dingen fähig sind, die sie allein niemals wagen würden. Aber trotzdem kapiere ich nicht, dass du uns nicht heftiger widersprochen hast. Denn so, wie du es schilderst, ist deine Karriere im Eimer, wenn wir erwischt werden.« Kate häufte Erdbeermarmelade auf ihre dritte Waffel. Sie waren wirklich ausgezeichnet.
»So einfach ist das nicht«, erwiderte Camilla und goss Tee nach.
»Yvonne war diejenige, die besonders Feuer und Flamme war«, erinnerte sich Kate und dachte an den Morgen zurück. »Aber warum hast du ihr nachgegeben? Hat sie dir etwa mit einer Wurzelbehandlung gedroht? Dir angeboten, deine sämtlichen Plomben zu erneuern? Was ist nur los mit dieser Frau? Ich weiß sehr wohl, dass sie die arme Sophie völlig unter dem Pantoffel hat, aber anscheinend tanzt ihr anderen auch alle nach ihrer Pfeife. Warum erzählst du mir nicht einfach, was mit dir los ist?«
»Wieso glaubst du, dass irgendetwas mit mir los sein soll?«
»Weil du mich zum Beispiel aus
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