Mord in Oxford
sie für unsere Interessen kämpfen, wenn es darum geht, so viele Wählerstimmen wie möglich einzuheimsen. Aber natürlich sahnen sie ab, wo immer es geht.« Sie brach ab und zeigte auf ihre Katzen. »Nur den Tieren kann man noch trauen heutzutage. Menschen nutzen einen nur aus.«
Kate stand auf und wollte sich gerade verabschieden, als Mrs. Exeter sagte: »Sind Sie ganz sicher, dass Sie nicht doch eine Tasse Tee möchten?« Zwar hatte Kate sich inzwischen an den Geruch gewöhnt, aber sie mochte gar nicht erst daran denken, was in der Küche alles wachsen könnte.
»Das ist wirklich nett von Ihnen«, antwortete sie, »Aber danke, nein.« Im Hinausgehen strichen die Katzen um ihre Beine, als wären sie wild entschlossen, ihre sämtlichen Haare auf Kates schwarzen Strümpfen zu hinterlassen.
Die grauen Wolken hatten sich verzogen, und eine frische Brise trocknete die Pfützen auf der Straße. Es war ein herrlicher Nachmittag geworden. Kate wünschte, sie könnte die engen Straßen von Fridesley hinter sich lassen, über die Felder laufen und müsste nicht mehr über Mord, Erpressung und Zweifel an ihrer besten Freundin nachdenken. Am liebsten hätte sie ihre Laufschuhe angezogen und eine lange Runde über die Fridesley Fields gedreht. Sie war so in ihre Tagträume versunken, dass sie beinahe Mrs. Exeters letzte Frage überhört hätte.
»Waren Sie das nicht mit der Mütze?«
»Ich glaube nicht«, antwortete sie und überlegte, was die Frage bedeuten sollte. Mrs. Exeter schüttelte den Kopf und schloss die Tür.
Die beiden nächsten Häuser waren zwar hübsch herausgeputzt, aber es war niemand dort anzutreffen. Anscheinend brauchte es wirklich zwei Einkommen, wenn man in Fridesley Eigentum erwerben wollte. Kate malte ein Gänseblümchen nach dem anderen in die Ecke ihres ersten Blattes, während sie vor teuren Türen vergeblich darauf wartete, dass sie geöffnet würden. Mrs. Singh war zwar zu Hause, hatte aber mit einem Säugling und einem Kleinkind alle Hände voll zu tun und bat Kate, später wiederzukommen, wenn ihr Sohn aus der Schule zurück war.
Die Hälfte der Straße hatte Kate inzwischen erledigt. Die nächsten Gebäude waren Doppelhaushälften, ein gutes Stück jünger, höher und aus rotem Backstein. Holztore verschlossen die Gärten.
Kate schellte am letzten Reihenhaus. Sie hatte die Hoffnung fast aufgegeben, noch jemanden zu Hause anzutreffen, der etwas Brauchbares zu sagen hatte. Aber die Tür ging fast sofort auf, und Kate wurde eingesaugt in eine Dunstwolke mit dem Aroma kochender Kartoffeln. Große, weiße, Fleisch fressende Blumen schlängelten sich über den Teppich und schnappten nach ihren Knöcheln. An den Wänden wucherten weiße und blaue Rosen. Kate erreichte einen Raum, in dem der Geruch nach kochendem Gemüse von einem ungewohnten Duft überlagert wurde. In dem Zimmer standen ein großes Sofa, zwei weiche Ohrensessel, die mit einem glänzenden Karostoff überzogen waren, sowie ein übergroßer Fernseher, der samt Videorekorder auf einem Chromgestell untergebracht war. In einer anderen Ecke sah sie eine schwarze Stereoanlage mit zwei Lautsprechern. Außerdem gab es einen Tisch über die ganze Zimmerlänge, auf dem Käfige mit plustrigen gelben Vögeln standen, die auf beiden Enden von Sitzstangen mit jeweils einem Papagei flankiert wurden. Einer war grau, der andere grün und rot. Der graue Papagei saß auf seiner Stange und starrte stoisch die gegenüberliegende Wand an, aber der grün-rote schlug mit den Flügeln und schaukelte wild hin und her. Als Kate näher hinsah, erkannte sie, dass in den vielen Bilderrahmen an der Wand nicht etwa Bilder von fröhlich lachenden Kindern in Schuluniform hingen, sondern Fotos von Papageien. Und alle Papageien starrten sie an, als würden sie leben.
Kate drehte sich um und warf einen Blick auf die Frauen, die sie ins Haus gelassen hatten. Beide hatten Hakennasen, breite Hüften, graues Haar und trugen die gleichen, handgestrickten Wolljacken. Möglicherweise waren sie Schwestern.
»Mrs. Price? Mrs. Reeny?«, fragte sie.
»Miss«, antworteten sie gleichzeitig und wie aus der Pistole geschossen und starrten sie ohne das geringste Blinzeln an. Genau wie die Papageien.
»Ich heiße Kate Ivory und führe eine Meinungsumfrage bezüglich des Bebauungsplans der Fridesley Fields durch«, stellte sie sich vor.
»Ich dachte, Sie wären die, die immer diese Bücher schreibt«, sagte Miss Price; vielleicht auch Miss Reeny.
»Letztes Jahr haben wir
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