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Mord in Tarsis

Mord in Tarsis

Titel: Mord in Tarsis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Maddox Roberts
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Tarsis will, daß wir den Mörder finden, aber wir müssen viele Leute befragen, die den Mord begangen haben könnten, uns genauso schnell töten würden und es vielleicht sogar schon versucht haben. Vielleicht sollte ich das erklären. Jemand hat mich angeheuert, um meinen neuen Gefährten Eisenholz zu töten – «
    »Du kein Mörder!« schrie sie. »Du Dichter! Setzt Wörter zusammen, daß es Reim gibt! Hi-hi-hi!«
    »Noch nie ist meine Kunst prägnanter beschrieben worden. Ja, ich bin ein Dichter. Aber in meinem früheren Beruf hat mich ein großer Adliger eingestellt… Was machst du da?«
    Die alte Agharfrau wühlte in seiner Börse herum. »Hast du Zucker?«
    »Versuch, einigermaßen bei der Sache zu bleiben«, ermahnte Nistur sie geduldig und zog seine Börse aus ihrer schmutzigen Hand. Stunbog reichte ihr ein Stück harten Kandis, und sie nagte mit einem seligen Ausdruck daran herum.
    »Die Nomaden haben einen Schamanen«, versuchte es Eisenholz. »Wir glauben, er könnte – «
    »Zauberer mit grünem Gesicht!« rief sie. »Massig Amulette! Häute und Rasseln!« Sie schüttelte den Kopf und machte eine wegwerfende Handbewegung. »Er nichts.«
    »Das ist tröstlich«, kommentierte Nistur.
    »Wenn wir den Mörder nicht finden, wird der Fürst von Tarsis uns töten, oder der Häuptling der Nomaden wird uns zu Tode martern, eine Drohung, die durchaus ernst gemeint ist.«
    »Mhm. Macht er. Schneidet euch in kleine Stücke, brennt und brandmarkt und… und…« Sie schien den Faden zu verlieren, was die anderen als Segen ansahen.
    »Und«, fügte Stunbog hinzu, »unser Freund hier, der Krieger, leidet an einem einzigartigen Problem. Er wurde von einem jungen Schwarzen Drachen gebissen.«
    »Das alles?«
    »Findest du diese Fragen noch nicht genug?« schimpfte Nistur.
    Sie achtete nicht auf ihn, sondern kletterte auf ihren Stein. Dann zeigte sie auf Eisenholz und befahl: »Du kommst her.« Er trat neben sie. »Bück dich!« Er bückte sich, bis ihre Gesichter auf gleicher Höhe waren. Lange Momente starrte sie ihm beunruhigend fest in die Augen. Dann drückte sie abrupt ihre Hände gegen seine Brust und schubste ihn jaulend vor Lachen zurück. Mit einem Salto rückwärts sprang sie von ihrem Stein und vollführte dann jauchzend und kichernd eine Reihe Überschläge durch den kleinen Raum.
    »Sie ist nicht nur eine Gossenzwergin«, sagte Eisenholz bitter, »sie ist auch noch irre.«
    »Vielleicht«, sagte Stunbog. »Aber Wahnsinn hat einen Seher noch nie am Sehen gehindert.«
    »Du bist auch nicht ganz gesund«, fügte Myrsa hinzu.
    Plötzlich setzte sich die alte Agharfrau auf den Boden, lehnte ihren Rücken an den Stein und streckte die Beine lang vor sich aus, während sie keuchte und japste und versuchte, wieder zu Atem zu kommen. Dann zeigte sie auf Eisenholz.
    »Dein Problem nicht Drache!« kreischte sie. »Dein Problem nicht Barbarenhäuptling! Dein Problem der Musiker!« Bei diesem letzten Wort sah Eisenholz aus, als hätte man ihm eine Ohrfeige verpaßt. Er zuckte zurück. Sie schüttelte sich aus vor Lachen. »Hab’ dich, was? Hi-hi-hi.« Mit erneutem quecksilbrigen Sinneswandel zeigte sie direkt nach unten und stieß mit dem Finger nachdrücklich mehrmals hinunter. »Du willst Heilung für Drachenbiß? Da unten! Such den Blitzwurm!«
    »Den was?« fragte Nistur, aber sie war bereits geschickt aufgesprungen und wirbelte herum. Dann kam sie vor ihnen zum Stehen. »Barbarenhäuptling! Schamane mit grünem Gesicht! Edler Rat! Musiker! Hi-hi-hi!« Sie steigerte sich vor Lachen geradezu in Ekstase. »Alle zusammen! Da ist einer! Es ist einer! Falsche Augen! Falsche Augen!« Ihre eigenen Augen rollten in ihre Höhlen hinauf, und sie zitterte am ganzen Körper. Plötzlich warf sie die Hände hoch und fiel auf den Rücken. Ihre Fäuste und Fersen trommelten noch sekundenlang auf den Boden, so daß die Gewalt ihres Zuckens ihren winzigen Körper durch den ganzen Raum schob. Schließlich stieß ihr Kopf an den Stein, sie beruhigte sich und lag dann still da. Stunbog hockte sich neben sie, fühlte ihren Puls und zog ein Augenlid hoch.
    »Ist sie tot?« fragte Muschelring zögernd. Sie machte ein besorgtes Gesicht. Die anderen waren nur verwirrt.
    »Nein«, sagte der Heiler, »sie schläft. Ein voller Bauch und ein prophetischer Anfall können so etwas bei einem Gossenzwerg bewirken.« Er sah seine Begleiter an. »Das ist ein sehr bekanntes Phänomen.« Er richtete sich auf. »Hier erfahren wir nichts mehr. Myrsa,

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