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Mord in Tarsis

Mord in Tarsis

Titel: Mord in Tarsis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Maddox Roberts
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leg sie auf ihr Bett, und dann verlassen wir diesen Ort.«
    Die anderen drei warteten nicht ab, bis die Barbarenfrau die Gossenzwergin auf ihr übelriechendes Bett getragen hatte, sondern flohen mit fast unanständiger Eile aus dem Gebäude. Als sie draußen waren, atmeten sie eine Weile tief durch. Nach Mütterchen Krötenblumes Bau roch selbst die Gassenluft angenehm. Als Stunbog und Myrsa wieder zu ihnen stießen, ergriff Nistur als erster das Wort.
    »Das war eine Verschwendung von Brot und Trockenfisch.«
    »Sei da nur nicht so sicher«, warnte Stunbog. »Das war eine prophetische Trance wie aus dem Lehrbuch. Das Problem ist nur, daß es bei Leuten wie Mütterchen Krötenblume schwierig sein kann, eine Trance vom Normalzustand zu unterscheiden.« Er blickte Eisenholz mit sardonisch hochgezogenen Augenbrauen an. »Was ist das mit diesem Musiker?«
    Diesmal schien der harte Söldner zu zögern und wirkte verschlossen. »Das ist… lange her. Vielleicht erzähle ich es euch einmal. Nicht jetzt.«
    »Das steht dir frei«, bestätigte Stunbog. »Aber immerhin hat sie da einen Treffer gelandet, stimmt’s? Also war der Rest vielleicht genauso zutreffend.«
    »Warum müssen Seher immer in Rätseln sprechen?« klagte Nistur. »Zugegeben, ein Gossenzwerg kann selbst bei klarem Verstand kaum drei zusammenhängende Worte herausbringen, aber im Moment wäre eine einfache, klare Feststellung höchst wünschenswert. ›Da ist einer!‹ hat sie gesagt. Ja, natürlich ist da einer! Wir müssen ihn finden, bevor unsere Zeit abläuft. Die übrigens mit jeder Minute kürzer wird.«
    Eisenholz schnaubte. »Falsche Augen! Was für ein Schwachsinn!«
    »Und was meinte sie mit dem Blitzwurm?« fragte Myrsa.
    Muschelring runzelte die Stirn. »Es gibt da eine alte Geschichte…«
    »Ja?« fragte Stunbog ermutigend.
    »Es heißt, daß unter der Stadt eine Art Monster lebt. Früher soll es hochgekommen sein und die Leute gefressen haben. Seht ihr den Abfluß?« Sie hatten jetzt wieder die Straße erreicht. Der Abfluß, auf den sie zeigte, war ein großes, rundes Loch in der Mitte der Straße, das zur Hälfte von Blättern, Zweigen und anderem Unrat verstopft und mit einem schweren, verrosteten Eisengitter bedeckt war. »Es heißt, alle Abflüsse wären von solchen Gittern verschlossen, damit das Monster nicht hochkommen und sich die Leute schnappen kann.«
    »Jeder Ort hat eine solche Geschichte«, sagte Eisenholz. »Es gibt immer ein Monster im nahen See oder auf dem Berg oder im tiefen Sumpf. Keiner hat es je gesehen, aber sie kennen jemanden, der es gesehen hat, oder ihre Großmutter hat es gesehen.«
    »Und wie sollte das auch etwas gegen Eisenholz’ Krankheit helfen?« wollte Nistur wissen.
    »Ein magisches Ungeheuer«, grübelte Stunbog. »Von denen gibt es nicht wenige. Ich kenne die Eigenschaften von vielen.«
    »Wir haben keine Zeit, durch die Kanalisation der Stadt zu stolpern, selbst wenn es dort ein Heilmittel gäbe«, erklärte Nistur.
    »Wir haben hier viel Zeit verbracht«, beschloß Eisenholz, der seine üble Laune abschüttelte. »Ob wir sie vergeudet haben, werden wir wahrscheinlich bald erfahren.«
    »Vielleicht hätte ich euch nicht herbringen sollen«, sagte Muschelring.
    Nistur legte ihr eine Hand auf die Schulter. »Unsinn. Du hast eine Fährte gefunden, und wir mußten ihr folgen. Nun gut, ich vermute, es wird Zeit, die großen Herren der Stadt aufzusuchen.«
    »Nein«, sagte Eisenholz. »Ich will erst raus ins Nomadenlager. Vielleicht irre ich mich, aber ich habe das Gefühl, daß die Wilden viel leichter zu durchschauen sind als die maskierten, doppelzüngigen Aristokraten dieser Stadt.«
    »Da magst du recht haben. Jedenfalls glaube ich, daß es keinen großen Unterschied macht, zu wem wir zuerst gehen. Laßt uns also aufbrechen und diese bunten Wilden aus der Nähe ansehen.«
    »Hey, ihr!« Der Ruf kam von vorne, und plötzlich versperrten ihnen sieben mürrische, zerlumpte junge Männer den Weg. Das Schlurfen von weichen Stiefeln verriet die Ankunft von fünf weiteren hinter ihnen. Ein paar von ihnen hielten Schwerter; der Rest hatte selbstgemachte Waffen aus Ketten und Holz, sogar ein paar nagelbesetzte Keulen. Trotz ihrer Jugend hatte jeder einzelne von ihnen ein zutiefst lasterhaftes Gesicht.
    »Grüne Drachen oder Skorpione?« fragte Nistur Muschelring.
    »Drachen und Skorpione«, antwortete sie. »Nicht alle aus beiden Banden, aber genug.«
    »Und arbeiten sie gewöhnlich zusammen?«
    Sie schüttelte den

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