Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Mord in Tarsis

Mord in Tarsis

Titel: Mord in Tarsis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Maddox Roberts
Vom Netzwerk:
Worte von Mütterchen Krötenblume nachdenken. Da steckte viel mehr drin, als es auf den ersten Blick schien.«
    »Im Augenblick«, gestand Nistur, »bin ich so verwirrt, daß mich selbst das Offensichtliche einschüchtert, ganz zu schweigen von Rätseln. Bringen wir in Erfahrung, was wir können, und vielleicht klärt sich alles mit der Zeit.«
    »Vielleicht«, meinte Stunbog. »Viel Glück, meine Freunde.«
    Zwei Wachen öffneten die kleine, aber schwere Nebentür, und die drei gingen hindurch. Ihre Siegel hatten sie deutlich sichtbar umgehängt. Hinter ihnen schwang die Tür wieder zu. Man hörte ein metallisches Schaben, als die Riegel vorgeschoben wurden. Einen langen Bogenschuß entfernt stand ein Pulk von Feinden, die die unwillkommenen Besucher finster anstarrten.
    »Kyaga sagte, sie würden diese Siegel respektieren«, erinnerte Muschelring mit plötzlich zaghafter Stimme. »Glaubt ihr, sie werden ihm gehorchen?«
    »Das wollen wir hoffen«, sagte Nistur.
    »Wenn nicht«, meinte Eisenholz mit sardonischem Lächeln, »werden wir vermutlich nicht lange leiden.«
    Mit gestrafften Schultern und hocherhobenem Kopf schritten die drei auf die Nomadenarmee zu. Dabei stellten sie viel mehr Zuversicht zur Schau, als sie tatsächlich verspürten. Eisenholz und Nistur, die weit herumgekommen waren, wußten, daß die Disziplin der Barbaren bestenfalls Glückssache war. Muschelring, die unter den Wilden ihrer Heimatstadt so selbstsicher war, befand sich ab dem Augenblick, wo sie ihren Fuß vor die Mauer gesetzt hatte, auf feindlichem Territorium. Hier kam ihr jeder Grashalm bedrohlich vor.
    Als sie sich der Menge näherten, starrten einige der Nomaden sie mürrisch an, aber niemand versuchte, ihnen den Weg zu versperren. Manche schenkten ihnen einen kurzen Blick, die meisten allerdings ignorierten sie vollkommen. Als sie durch das Lager gingen, sahen sie, daß die Menge, die aus der Entfernung so gleichförmig ausgesehen hatte, in Wirklichkeit aus vielen unterschiedlichen Stämmen bestand. Manche Leute ähnelten Myrsa: große, wild aussehende Menschen in Häuten und Pelzen. Viele von ihnen trugen Kopfbedeckungen aus Wolfs- oder Fuchspelz. Andere liebten überlange Roben aus buntem Stoff und fest gewickelte Turbane. Sie hatten ihr Gesicht bis zu den Augen verschleiert. Neben diesen beiden Extremen gab es viele andere, die sich durch einen eigenen Stil ihrer Kleidung, ihrer Bemalung und ihrer Tätowierungen abhoben. Unter den farbenfrohen Kriegern waren viele Leute, die einfache Kleider trugen, unbewaffnet waren und kurzgeschorene Haare hatten.
    »Sind kurze Haare bei diesen Leuten das Zeichen für einen Sklaven?« fragte Nistur.
    »Richtig«, bestätigte Eisenholz. »Gefangene aus den Städten am Wüstenrand, möchte ich wetten. Ich sehe keinen einzigen echten Barbaren unter diesen Sklaven.«
    »Wohin gehen wir?« fragte Muschelring, deren Mut wiederkehrte, da die Barbaren keine Anstalten machten, sie zu töten.
    »Zu dem großen Zelt«, sagte Eisenholz. »Ich möchte mit diesem Kyaga Starkbogen persönlich reden.«
    »Das halte ich rein zufällig für sehr vernünftig«, stimmte Nistur zu, der etwas überrumpelt schien, daß Eisenholz die Führung übernahm.
    Vor dem riesigen Zelt in der Mitte des Lagers erblickten sie die Ehrengarde. Einige lagen vor dem Zelt auf dem Boden, andere saßen bei der Standarte des Häuptlings auf ihren Pferden. Es waren alles Barbaren von der verschleierten Sorte, und trotz ihrer nachlässigen Haltung waren die Augen über den Schleiern hellwach und mißtrauisch.
    »Sie scheinen sich keine großen Sorgen um Kyagas Sicherheit zu machen«, bemerkte Muschelring.
    »Laß dich nicht täuschen«, sagte Eisenholz. »Siehst du, wie sie ihre Lanzen halten?«
    »Na klar«, sagte die Diebin. »Der mit dem blauen Schleier stützt sich auf seine, als wäre er halb am Schlafen, und die zwei auf den Pferden haben sie über die Schulter geworfen wie Buben ihre Angeln, und die drei beim Eingang brauchen ihre nur, um sich beim Würfeln daran festzuhalten, und der, der schnarcht, hat seine über den Knien liegen. Na und? Für mich sieht das ziemlich nachlässig aus.«
    »Jeder einzelne von ihnen«, erklärte Nistur, »hält seine Waffe perfekt im Gleichgewicht. Eine falsche Bewegung, und wir werden aus sechs Richtungen aufgespießt. Das sind keine Hinterhofganoven, mit denen man mit links fertig wird.«
    »Oh«, sagte sie. »Tja, ich hatte nie einen anderen Maßstab als die Stadtwache von Tarsis und betrunkene

Weitere Kostenlose Bücher