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Mord in Tarsis

Mord in Tarsis

Titel: Mord in Tarsis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Maddox Roberts
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schlimmer, als wir befürchtet hatten. Euer Gespräch mit Kyaga und dem Schamanen hat an euch dreien Spuren hinterlassen, die darauf hinweisen, daß ihr in Gegenwart einer furchtbaren Macht wart. Außerdem waren, um es für Laien verständlich auszudrücken, ›Täuschungszauber‹ am Werk. Allerdings ist die exakte Natur des Talismans noch nicht klar zu bestimmen. Wegen der Mondphasen und der Position bestimmter unheilbringender Sterne werden wir den Rest der Nacht, den morgigen Tag und vielleicht noch die Hälfte der folgenden Nacht brauchen, um den Beweis auszuwerten.«
    »Ihr hättet lieber sagen sollen, die ganze morgige Nacht, Geheimrat Alban«, sagte der kleine Zauberer.
    »Wir sind auf die Ergebnisse Eurer Nachforschungen gespannt«, sagte Nistur.
    »Ja, ich werde sie euch mitteilen, sobald wir etwas herausgefunden haben.« Alban brütete bereits über einer Sternenkarte und griff nach Feder und Tinte. »Und nun geht.«
    Nach dieser Verabschiedung machten sie sich davon. Draußen auf der Straße fuhr Muschelring mit der Hand über ihre kurzen Haare. »Ist dieser alte Trottel so verrückt, wie er sich anhört?«
    »Ich fürchte, ja«, sagte Nistur. »Aber das allein heißt nicht, daß er nicht etwas auf der Spur ist. Ich hatte von Anfang an das Gefühl, daß für einen einfachen Mord viel zuviel Magie im Spiel ist. Es ärgert mich, wenn Leute die Dinge unnötig verkomplizieren.«
    »Was hältst du von seinem kleinen Schwarm Zauberer?« fragte Eisenholz.
    »Zauberer! Das sind alles Amateure, mein Freund, wenig besser als die Taschenspieler, die auf Jahrmärkten die Gutgläubigen unterhalten. Sie tragen keine Insignien der großen Orden der Magie und auch nicht die Roben der Orden. Das heißt nicht, daß sie überhaupt nichts wissen oder können, aber ihnen fehlt die Disziplin, diese schwierige und gefährliche Kunst zu meistern. Die Welt wimmelt von Möchtegernmagiern, fürchte ich, Leuten, die ein paar Bücher gelesen, vielleicht eine Handvoll Sprüche gelernt haben und glauben, daß sie damit auch gleich Zauberer wären.«
    Eisenholz lächelte trübsinnig. »Wie die Prahlhänse, die in ihrem Dorf zu Friedenszeiten mit Waffen und Rüstung herumstolzieren, aber nie zu finden sind, wenn die Kriegstrommeln schlagen.«
    »Genau. Es kann sein, daß sie mit ihren beschränkten Fähigkeiten und ihren exzentrischen Künsten etwas Wichtiges entdeckt haben, aber wie sollen wir das feststellen?«
    »Also gehen wir jetzt zu Geheimrat Melkar?« fragte Muschelring gähnend.
    Eisenholz prüfte den Zettel, den der Fürst ihnen gegeben hatte. »Hier steht, daß er bis zum dritten Gong der Nacht, der eine Stunde vor der Dämmerung ertönt, in der Festung Dienst tut.« Er rollte das Papier wieder zusammen und stopfte es in den Beutel an seinem Gürtel. »Karst sagt, Melkar wäre der einzige Ratsherr, der seinen militärischen Posten ernst nimmt, also ist er wahrscheinlich in der Festung oder inspiziert irgendwo die Mauer. Sollen wir ihn suchen, oder warten wir, bis er nach Hause kommt?«
    Nistur schüttelte Schnee von seiner Hutkrempe. »Wir könnten ihm die ganze Zeit sinnlos hinterherjagen. Ich schlage vor, wir gehen ins Schiff, wärmen uns auf, essen etwas und fragen, ob Stunbog mit seinen Nachforschungen weitergekommen ist. Dann können wir erfrischt wieder auf die Jagd gehen.«
    »Du bist dann vielleicht erfrischt«, sagte Muschelring, die erneut gähnte, »aber ich brauche ein Nickerchen, bevor ich wieder zu irgendeiner Jagd fähig bin.«
    Als sie zu dem Wrack zurückkehrten, bot sich ihnen ein unerwarteter Anblick: An einen der Stützbalken, die das Schiff aufrecht hielten, war ein Pferd angebunden. Sie betrachteten das Tier einigermaßen erstaunt. Es war ein zotteliges Pony, Mähne und Schwanz nicht geschnitten, die Hufe nicht beschlagen, wie es bei den Nomaden üblich war. Auch Sattel, Zaumzeug und sonstige Ausrüstung verwiesen auf den Stil der Nomaden.
    »Ein Besucher?« meinte Nistur.
    »Wahrscheinlich ein Barbar mit einem wunden Zeh«, sagte Eisenholz. Sie gingen hinein und stiegen die Treppe zu der großen Kabine empor. Dort fanden sie Stunbog am selben Platz, wo sie ihn verlassen hatten. Anscheinend hatte er ungefähr ein Fünftel seines gewichtigen Siegelbuchs durchgearbeitet. In einer Ecke der Kabine sahen sie zu ihrem Erstaunen Myrsa, die tief im Gespräch mit einem jungen Barbaren versunken war, dessen Haare dieselbe Farbe hatten wie ihre. Die beiden schienen von den neuen Gästen keinerlei Notiz zu nehmen.

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