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Mord in Tarsis

Mord in Tarsis

Titel: Mord in Tarsis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Maddox Roberts
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Mit leicht geöffnetem Mund starrte Muschelring den jungen Barbaren an.
    Nistur sah zu Stunbog, hob die Augenbrauen und nickte mit einer deutlich fragenden Geste zu dem Pärchen hin.
    »Er ist ihr Bruder«, flüsterte Stunbog. Nistur und Eisenholz setzten sich zu ihm an den Tisch. Muschelring starrte den Mann weiter an.
    »Ich dachte, sie wäre ganz allein auf der Welt«, flüsterte Nistur zurück.
    »Bis vor zwei Stunden hat sie das auch gedacht. Er war ein Kind, als sie ihn das letzte Mal gesehen hat, und sie dachte, er wäre bei demselben Angriff umgekommen, bei dem ihre Mutter getötet wurde. Anscheinend wurde der Junge an eine Gruppe Nomaden aus den Ebenen verkauft und schließlich von der Familie adoptiert, die ihn gekauft hat. Er gehört jetzt zur Armee von Kyaga.« Liebevoll sah er die beiden an. Alle paar Sekunden berührte oder tätschelte Myrsa den jungen Mann, als wollte sie sich vergewissern, daß er wirklich da war.
    »Woher wußte er, daß sie hier ist?« fragte Eisenholz argwöhnisch. »Er könnte ein Spion von Kyaga sein.«
    »Jeder Dummkopf kann sehen, daß sie Bruder und Schwester sind«, erklärte Nistur.
    »Ja«, bestätigte Stunbog, »daran besteht kein Zweifel. Er sagt, daß vor zwei Jahren eine kleine Gruppe nomadischer Pferdehändler bei seinem Adoptivstamm zu Gast war. Sie kamen gerade aus Tarsis, wo ich ein paar von ihnen wegen Schwarzfieber behandelt hatte. Die Händler erzählten den Nomaden von dem Heiler und seiner ungewöhnlichen Assistentin, und mehrere von ihnen bemerkten, daß dieser junge Mann dort ihr erstaunlich ähnlich sah. Wegen ihrer Mischlingsabstammung ist ihre besondere Kombination von körperlichen Merkmalen und Farben unter den Barbaren recht ungewöhnlich. Seit damals hat der junge Mann sich danach gesehnt, Tarsis zu besuchen, und sein Stamm hat sich erst heute der Nomadenarmee angeschlossen. Er hat mich unverzüglich aufgesucht.«
    Nistur wischte sich eine Träne aus den Augen. »Das ist äußerst bewegend. Ja, es ist ein paar Verse wert.« Er griff nach Feder und Pergament.
    Myrsa stand auf und kam zu ihm. Ihr Arm lag fest um die Schultern des jungen Barbaren. »Das ist Badar, mein Bruder. Ich hielt ihn für tot, aber er ist zu mir zurückgekehrt.« Tränen liefen über ihre harten Züge, und ihre Augen waren gerötet.
    »Ich… freue, Freunde meiner Schwester kennenlernen.« Der junge Mann war es sichtlich nicht gewohnt, die hiesige Sprache zu sprechen, und sein Akzent war noch härter als der seiner Schwester. Obwohl er mehrere Jahre jünger sein mußte als Myrsa, hätte er vom Äußeren her ihr Zwilling sein können. Wie sie trug er Kleidung aus Häuten, doch der Schnitt und die Stickmuster wiesen auf einen anderen Stamm hin.
    »Ich bin Nistur, der Dichter«, sagte der einstige Assassine und streckte seine Hand aus. »Und das hier ist Eisenholz, der Söldner, und das – «
    »Ich bin M-M-Muschelring«, sagte die Diebin mit so zögernder Stimme, daß Nistur einen Augenblick dachte, sie wäre am Ersticken. Dann kniff er verwundert die Augen zusammen. Im flackernden Licht des Kamins und der Kerzen konnte er nicht sicher sein, aber sie schien zu erröten! Noch ein Wunder zu all denen, die er in letzter Zeit erlebt hatte.
    Der junge Barbar nahm ernst jede der gebotenen Hände. »Ihr habt Schulter an Schulter mit meiner Schwester gekämpft«, sagte er langsam. »Mein Schwert gehört euch.«
    »Und wir fühlen uns sehr geehrt«, versicherte ihm Nistur. »Aber wir wollen euer Wiedersehen nicht stören. Bitte fahrt fort, und achtet nicht auf uns, wenn wir uns mit Stunbog beraten. Wir werden später noch reichlich Zeit haben, uns bekannt zu machen.« Lächelnd kehrten die zwei in ihre Ecke zurück und nahmen ihr leises Gespräch wieder auf.
    »Was gibt es Neues von dem Siegel?« fragte Eisenholz.
    »Ich habe eine Reihe von Fährten verfolgt«, sagte Stunbog irritiert, »aber unter den Schutzsiegeln konnte ich nichts dergleichen entdecken.«
    »Wir hatten gerade ein höchst ungewöhnliches Gespräch«, sagte Nistur und fing an, dem Heiler von ihren Erlebnissen in dem bizarren Haus von Geheimrat Alban zu erzählen.
    Am Ende grinste Stunbog. »Ich kenne die meisten dieser Zauberer. Keiner gehört den Orden der Magie an, aber sie sind keine reinen Aufschneider. Jeder von ihnen verfügt über gewisse Fähigkeiten. Alban ist ein berüchtigter Amateur und Schwätzer. Er ist intelligent, aber es mangelt ihm an der geistigen Disziplin, um ein echter Zauberer zu werden; deshalb

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