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Mord in Tarsis

Mord in Tarsis

Titel: Mord in Tarsis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Maddox Roberts
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magischen Symbolen versehen waren. Sie standen an einem langen Tisch in der Mitte beisammen, wo sie sich über Schriftrollen und Sternkarten beugten wie ein Generalstab, der anhand von Karten des feindlichen Territoriums einen Feldzug vorbereitet. An einem Ende des Tisches saß ein kleiner, älterer Mann, der bei ihrem Eintreffen aufsah.
    »Seid ihr die Untersuchungsbeamten?« wollte er wissen. Sie hielten ihre Siegel hoch, und er winkte sie herbei.
    »Dann kommt her. Ihr seid nicht, was ich erwartet habe.« Der alte Mann hatte seine offizielle Maske hochgeschoben. Sie ruhte scheinbar vergessen auf seinem Kopf.
    »Es tut mir leid, daß wir Euch enttäuschen«, sagte Nistur, der gegen Demütigungen längst immun war.
    »Nein, nein. Ich habe viel Schlimmeres erwartet, irgendwelche Hofschranzen oder einen wichtigtuerischen Wachtmeister. Ihr seht aus, als ob ihr etwas von eurem Handwerk versteht.«
    »Wir bilden uns ein, wir hätten uns bisher recht gut geschlagen«, sagte Nistur.
    »Nun, in Zukunft werdet ihr es ohne Hilfe vielleicht nicht mehr so gut schaffen. Seht euch das an.« Er wies mit einem Arm über den Tisch. Im Licht von Lampen, die wie feuerspeiende Drachen aussahen, erblickten sie Karten, auf denen Sternkonstellationen mit geraden Linien und Bögen verbunden waren, Pergamente mit geheimnisvollen Schriftzeichen und Symbolen oder scheinbar zufällig verspritzten Flüssigkeiten. Es gab zauberkräftige Metalle verschiedener Arten, dazu Kristalle, Knochen und Federn. Von der Tischfläche sah man nahezu nichts mehr.
    »Hmm, verstehe«, sagte Nistur. »Wenn ich Eure Langmut beanspruchen darf, Geheimrat Alban, was ist das da vor unseren Augen?«
    »Nun, das ist der Beweis für meine größten Befürchtungen, Befürchtungen, die der Fürst verlacht und als unbegründet abgetan hat! Es ist der Beweis, daß Kyaga Starkbogen von einer großen schwarzmagischen Macht besessen ist!«
    »Solche Beweise zu ignorieren kann höchst gefährlich sein«, pflichtete Nistur ihm bei. »Haben Eure Nachforschungen oder Eure Berater Euch über die Natur dieser Macht aufgeklärt?«
    »Es ist höchst seltsam«, sagte Alban. »Alles deutet darauf hin, daß Kyaga mit einem sehr mächtigen Talisman hier aufgetaucht ist, einem, der ihm Fähigkeiten verleiht, die den meisten Menschen versagt bleiben.«
    »Verstehe. Hat Eure Suche irgendeine Verbindung zwischen diesem Talisman und, nun ja, dem Tod von Yalmuk Blutpfeil ergeben?« Er hatte entschieden, daß es einen Versuch wert war.
    Alban winkte ab. »Das ist eine Angelegenheit, die für meine Überlegungen zu unwichtig ist.«
    »Dennoch sind wir damit beauftragt, den Mord aufzuklären. Habt Ihr zusammen mit den anderen Ratsherren die Nomadengesandten unterhalten?«
    »Ja, aber es gab nur einen, der mich interessiert hat.«
    »Schattensprecher«, sagte Eisenholz.
    »Ja. Der Stammeszauberer hat mich fasziniert.« Alban nahm eine Handvoll glitzernder Kristalle und ließ sie durch seine Finger rinnen. Irgendwie formten sie sich auf dem Tisch zu einer Art fünfzackigem Stern. »Auf ihre unwissende Art haben diese primitiven Schamanen mitunter Zugang zu Geheimnissen von beträchtlicher Macht.«
    »Ich glaube, mein Herr übertreibt«, sagte ein weißhaariger Zauberer, der einen hohen, spitzen Hut aus grauer Seide trug. »Die Schamanen tun wenig anderes, als mit einer begrenzten Anzahl Stammesgeister zu kommunizieren, und sie geben vor, mit den Stimmen toter Ahnen zu sprechen. Selbst diese armseligen Fähigkeiten sind größtenteils vorgetäuscht. Insgesamt verachten die Barbaren die Künste. Für wahre Zauberer haben sie wenig übrig.«
    »Ich bin anderer Meinung!« rief eine feiste Frau in einem mit Monden bedruckten schwarzen Umhang vom Umfang eines Nomadenzelts. »Ich habe mich mit Schamanen aus der Einöde beraten, die über Dämonen von immenser Macht geboten. Ihre Praktiken sind uns fremd, aber das liegt daran, daß sie sie mündlich weitergeben und nichts niedergeschrieben wird.«
    »Aber dieser Schamane ist nicht so«, sagte ein kleiner Mann, dessen Gesicht so runzlig war wie ein vertrockneter Apfel. »Wenn Schattensprecher große Zauberkraft besitzt, dann muß er auch einen Spruch oder Talisman besitzen, der sie maskiert!«
    »Und doch«, sagte Geheimrat Alban, der damit ihre Streitereien augenblicklich zum Schweigen brachte, »haben unsere Erkenntnissprüche enthüllt, daß die rätselhafte Verbindung zwischen Schattensprecher und Kyaga auf eigenartige Weise mit der Macht des Kriegsherrn

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