Mord in Thingvellir
zu bringen, die sich leider allzu oft im Ausland ereignet haben. Es liegt immer noch nichts darüber vor, warum oder wo Soleen umgebracht wurde, geschweige denn wer diese Tat ausgeführt hat.«
»Wurde sie denn nicht ermordet? Es wurde doch immer behauptet, dass sie in dem Pfuhl in Thingvellir ertränkt worden ist, stimmt das denn nicht?«
»Frag den Bezirkie.«
»Stimmt es denn, dass die Ermittlungen bald abgeschlossen sind?«
»Mir wurde mehrfach der Zugang zu Akten und Unterlagen über den Fall verweigert. Ich war deshalb gezwungen, einen Antrag im Bezirksgericht zu stellen, damit mir Kopien der wichtigsten Ermittlungsunterlagen umgehend ausgehändigt werden. Da ich diese Dokumente noch nicht eingesehen habe, kann ich nur sagen, dass die Verhöre mit meinem Mandanten bisher nichts ergeben haben, was auch nur im Geringsten darauf hinweist, dass eine Lösung des Falles in Sicht ist.«
Hmmm. Gar nicht so schlecht!
»Wie gut du dich immer vor der Kamera machst!«
Sagt Mama.
15
Donnerstag, 26. August
Orange und weiße Straßenlaternen werfen einen matten Schein auf den dunklen Asphalt.
Ich fahre langsam im Halbdunkel in die Bucht der Ellidaár. Bemerke aus den Augenwinkeln, dass im Yachthafen kleine Motorboote, Segelboote und Yachten dicht aneinander liegen. Dann verschwinden die Masten und Antennen hinter dem nächsten Häuserblock.
Die Werkstätten und Geschäfte auf beiden Seiten der Straße scheinen alle verlassen zu sein. Es ist kurz nach fünf. Morgens.
Aber bei meinem gelben Ungeheuer sieht es anders aus.
Licht brennt in einem Teil des ersten Stocks. Da, wo sich früher das Büro und die Warenannahme der Werkstatt befanden.
Ein stechender Geruch nach Öl, Benzin und Reinigungsmitteln schlägt mir in der Tür entgegen.
Im Erdgeschoss kann man ein paar große Dellen sehen, die in den Betonfußboden gerissen wurden. Das sind die einzigen Spuren, die die Arbeitsgeräte der Firma hinterlassen haben, die vor ungefähr einem Jahr mit Pauken und Trompeten pleitegegangen ist.
Alles wurde abmontiert, um Schulden zu begleichen. In den langen Regalen im Reifenlager, das sich im hinteren Teil des Hauses befindet, herrscht ebenfalls gähnende Leere.
Ich steige die Treppe zum Büro hinauf, das zur Straße hinauszeigt. Es ist verdreckt. Wie alles andere in diesem Haus auch.
Aber die Aussicht ist fantastisch. Für mich.
Durch die schmutzigen Fenster kann man alle beobachten, die Eddi Event-Ratte besuchen kommen.
Mein Cousin Sindri schaut auf, als er mich hört.
Er hat die Schreibtische vor das Fenster geschoben. Und elektronische Geräte darauf montiert. Genau unter den heruntergelassenen braunen Lamellenrollos.
Videokameras, ein Laptop und verschiedene Geräte, von denen ich keine Ahnung habe, stehen auf dem Tisch. Und jede Menge Kabel, die sich wie schwarze und graue Giftschlangen umeinanderwickeln.
»Es ist alles fertig«, sagt Sindri eifrig und zeigt mir, was er Geniales gebastelt hat.
»Super, Herzchen«, antworte ich. »Und wie funktioniert das?«
»Ich habe zwei digitale Videokameras aufgestellt. Sie nehmen sowohl tagsüber als auch nachts scharfe Bilder auf. Hier.«
Ein kleiner Bildschirm ist an der einen Kamera angeschlossen. Der düstere Haupteingang von Eddi Event-Rattes Gebäude ist im Fokus. In merkwürdiges grünes Licht getaucht.
»So nimmt die Kamera auf, wenn auf Nachtaufnahme gestellt ist«, fährt Sindri fort. »Damit bekommt man die beste Qualität, wenn es so dämmerig ist wie jetzt, aber bei gewöhnlichem Tageslicht werden die Farben wieder normal. Diese Kamera ist die ganze Zeit auf den Haupteingang gerichtet und nimmt alles auf, was sich da bewegt.«
Die andere Kamera ist auf die erste Etage gerichtet. Sie nimmt das Büro von Eddi auf, in dem immer noch alle Vorhänge dicht zugezogen sind.
»Ich habe sie zur Sicherheit aufgestellt, falls er doch mal die Gardinen im Büro oder den andern Zimmern der Etage zur Seite schiebt«, erklärt Sindri. »Außerdem kann ich auf sie zurückgreifen, wenn die andere Kamera ausfällt. Es ist immer besser, einen Ersatz zur Hand zu haben.«
»Klasse.«
Er verspricht, bis zum nächsten Wochenende täglich vorbeizukommen, um die Kameras zu kontrollieren.
Die Zeit reicht hoffentlich aus, um Bilder von den größten Schurken zu bekommen, die Eddi Event-Ratte regelmäßig besuchen. Damit ich die Fährte aufnehmen kann.
Wenn nicht, machen wir einfach noch ein paar Tage weiter. Oder Wochen.
»Ich speichere die Filme auf diesen Festplatten
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