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Mord in Thingvellir

Mord in Thingvellir

Titel: Mord in Thingvellir Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stella Blómkvist
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meine Unkenntnis über personelle Belange des familienbetriebenen Sommerhotels überrascht hat, ließ er sich das nicht anmerken.
    »Magnea ist die Haushälterin von Klettur«, antwortete er.
    »Sie hat Karl schon seit einigen Jahren bei der Führung des Hotels unterstützt.«
    »Aha.«
    »Die betriebsamste Zeit in den Sommerhotels ist genau in diesen Wochen, und viele Touristen haben gebucht.«
    »Natürlich.«
    »Magnea wird das Hotel während der nächsten Wochen leiten«, fuhr er fort. »Aber wie es danach weitergeht, liegt vermutlich in deinen Händen.«
    Ja, das habe ich jetzt auch am Hals. Dieses Sommerhotel, das ich jahrelang versucht habe, so gründlich wie möglich zu verdrängen.
    Die Pflicht ruft.
    Das einzige Kind muss sich in den Osten begeben. Den Kerl unter die Erde bringen. Den Verkauf des Grundstücks und des Hotels vorbereiten.
    Ich möchte alles so schnell wie möglich loswerden.
    Als sich mein Silberpfeil Blönduós nähert, nehme ich den Fuß vom Gas. Weiß, dass da oft Schwarzjacken an der Landstraße auf der Lauer liegen. In der Hoffnung, möglichst viele Fahrer mit überhöhter Geschwindigkeit zu erwischen. Um noch mehr Geld in die pralle Strafkasse des Staates zu leiten.
    Hab ich’s doch gewusst!
    Ein blau-weißes Polizeiauto steht hinter einem grasbewachsenen Hügel auf dem Sprung. Aber ich überschreite die erlaubte Geschwindigkeit nicht mehr.
    Bye, bye, blackbird !
    Der Wind frischt auf, als ich gegen Abend Akureyri erreiche. Der Nordwind wühlt den Teich Pollur auf und schüttelt meinen Benz auf der Hauptstraße Drottningarbraut.
    Ich suche mir in einem italienischen Restaurant ein windstilles Plätzchen. In dem rotgestrichenen Haus direkt gegenüber der Fußgängerzone. Ich genieße Rinderfilets mit flambierten Pilzen und einer mit Cognac abgeschmeckten Grünpfeffersauce. Beende die Mahlzeit mit einer großen Schale Tiramisu. Der leckeren Creme aus der Toskana. Dem allerbesten Nachtisch der Welt.
    Ich finde, ich habe mir das verdient.
    Nach dem Essen rufe ich endlich im Sommerhotel an. Weiß auch nicht, warum ich das so lange hinausgezögert habe.
    »Hotel Klettur, guten Abend«, antwortet eine freundliche Stimme am Telefon.
    »Ich möchte mit Magnea sprechen, bitte.«
    »Das bin ich.«
    Ich zögere unwillkürlich. Aber nur einen Sekundenbruchteil.
    »Hier ist Stella Blómkvist.«
    »Ach, guten Abend, Pfarrer Finnbogi hat mir schon gesagt, dass du dich melden würdest.«
    »Ja, hat er das.«
    »Mein herzliches Beileid zum Tod deines Vaters«, fährt Magnea fort. »Sein Tod kam für uns alle sehr überraschend.«
    »Ich bin auf dem Weg in den Osten.«
    »Damit habe ich gerechnet.«
    »Ich werde wohl ein paar Tage bleiben müssen.«
    »Wann kommst du?«
    »In ein paar Stunden.«
    »Ach, ähm … so schnell?«
    »Ist das ein Problem?«
    »Das Hotel ist ausgebucht, aber mach dir keine Sorgen, wir bringen dich schon irgendwo unter.«
    »In Ordnung. Bis nachher.«
    Ich beende das Gespräch, bezahle die Rechnung und mache mich wieder auf den Weg durch den Abendwind, der stärker wird, je tiefer die Sonne sinkt.
    Gegen Mitternacht fahre ich in das Tal und stehe Klettur zum ersten Mal seit knapp zwanzig Jahren gegenüber.
    Das alte Wohnhaus, die Außenhäuser und das zweigeschossige Sommerhotel, das eigentlich als Internat gebaut worden war, sind von Heuwiesen umgeben, auf denen weiße Heurollen verstreut liegen.
    Oberhalb der Häuser befindet sich ein Pfad, der bis zu den kantigen Felsen führt. Noch weiter oben thronen steile Bergspitzen über dem Tal.
    Wie früher stürzt der Wasserfall von den Felsen in den kleinen See hinab, an dessen Ufer große Felsen liegen, und fließt von dort am Hof vorbei durch das Tal und mündet dann ins Meer.
    Außer dem Aussehen der Häuser überrascht mich nichts. Sie wurden in hellen Farben gestrichen. Weiß, blau und gelb.
    An der Frontseite des Hotels steht in großen, roten Buchstaben:
    Klettur – Hótel – B&B.
    Ich parke den Benz vor dem alten Wohnhaus.
    Ein schwarzhaariges Mädchen tritt aus der Tür auf die Treppe.
    »Hi«, grüße ich und schlage die Autotür zu.
    »Hallo«, antwortet das Mädchen.
    »Wer bist du?«
    »Elín Edda.«
    Ich starre das Mädchen einen Moment lang an. Ihre Augen sind groß und tief. Dunkel wie der Nachthimmel.
    »Ist Magnea da?«
    »Mama ist im Hótel, ich hol sie mal.«
    Das Mädchen hüpft die Treppe hinunter und läuft über den Schotterparkplatz zum Empfang des Sommerhotels.
    Ich zögere, das Haus zu

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