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Mord in Thingvellir

Mord in Thingvellir

Titel: Mord in Thingvellir Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stella Blómkvist
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»Nein, ich denk nicht.«
    »Und niemand im Haus?«
    »Nein, die Spurensicherung aus Reykjavík hat hier gestern noch bis spätabends gearbeitet, sie ist kurz vor Mitternacht wieder gefahren. Das muss später passiert sein.«
    Ich checke die Fassaden der angrenzenden Werkstatthäuser ab, die sich auf beiden Straßenseiten des Smidjuvegur befinden.
    »Gibt es keine Überwachungskameras, die auf die Türen des Hauses gerichtet sind?«
    Die Schwarzjacke schüttelt den Kopf.
    »Ich habe noch keine entdecken können«, antwortet er.
    »Was habt ihr vor?«
    »Wir warten noch auf den Eigentümer.«
    »Ist das nicht erst der Anfang?«, frage ich. »Muss die Werkstatt in den nächsten Nächten nicht bewacht werden?«
    »Dafür haben wir weder Männer noch finanzielle Ressourcen.«
    »Die Medien haben auch Fotos vom Hochhaus im Engihjalli veröffentlicht«, füge ich hinzu. »Diesen Idioten ist zuzutrauen, dass sie Verunglimpfungen im gleichen Stil an das Haus schreiben, in dem die Familie wohnt.«
    »Ja, die Zeitungen spielen wirklich verrückt, was den Fall angeht«, meint die Schwarzjacke und seufzt.
    Das sind wahre Worte.
    Aber nicht nur die Zeitungen. Die Nachrichtenredaktionen der Fernsehsender haben gestern ebenfalls den ganzen Tag die Neuigkeit breitgetreten, dass der Bezirkie Múhammed Grebase als Verdächtigen verhört und außerdem seinen Arbeitsplatz und sein Auto durchsuchen lässt, um Beweismaterial gegen ihn zu finden.
    Die Hassbotschaften an der Fassade von Toppautos sind natürlich die direkte Folge davon, dass Hreggvidur seinen Verdacht an die Presse weitergetratscht hat. Klare Sache.
    Verdammter Schwanzträger!
    Aber es bringt mir nichts, dem Bezirkie böse Gedanken zu schicken. Er scheint sowieso gegen die Ansichten und Gefühle anderer immun zu sein.
    Múhammed kommt zu Fuß vom Engihjalli hergelaufen. Einen Moment steht er wie erstarrt vor den roten Buchstaben und betrachtet die Beschimpfungen, ohne ein Wort zu sagen.
    Die ältere Schwarzjacke bricht das Schweigen.
    »Ich denke, es wäre am besten, das so schnell wie möglich übermalen zu lassen.«
    »Warum?«, fragt Múhammed. Seine Stimme zittert vor Aufregung. »Sollen nicht alle sehen, wie sich diese Isländer uns gegenüber benehmen?«
    »Ich verstehe, dass es ein Schock für dich sein muss, so etwas zu lesen«, antwortet die Schwarzjacke, »aber ich glaube, je weniger Leute diese Schmierereien sehen, desto besser.«
    »Schock?«, wiederholt Múhammed. »Das ist eine Katastrophe!«
    »Nichts würde den Sprayer mehr freuen, als Bilder von seinem Werk in der Zeitung oder im Fernsehen zu sehen.«
    Múhammed zuckt mit den Schultern. Als ob ihm das völlig egal sei.
    Die Schwarzjacke guckt mich an. Offensichtlich erhofft er sich Unterstützung von mir.
    »Hast du nicht ein bisschen Farbe da?«, frage ich.
    »Nein«, antwortet Múhammed. »Es kostet viel Geld, das Haus anzustreichen.«
    »Árni Geir kann sich die paar Kronen schon leisten.«
    »Ich rufe ihn mal an.«
    Múhammed zieht einen Schlüssel aus der Jackentasche und öffnet die Türen zur Werkstatt.
    »Hat der Bezirkie dir etwa die Schlüssel zurückgegeben?«, frage ich.
    »Nein, das ist mein Zweitschlüssel.«
    Während er ins Büro geht, um zu telefonieren, versuche ich, den Bezirkie mit meinem Handy zu erreichen. Aber ohne Erfolg. Wie gewöhnlich.
    Der Sauertopf will auch nicht mit mir sprechen.
    Die Schwarzjacke, die leider das Pech hat, heute in Selfoss das Telefon zu bewachen, bekommt daher alles ab. Ich sage ihm sofort, was passiert ist. Und dass allein sie schuld an dieser Schmiererei haben.
    Der Typ hört mir geduldig zu. Und verspricht, die Nachricht an den Bezirkie weiterzuleiten.
    Múhammed erscheint in der Tür.
    »Es kommt jemand vorbei, um das zu übermalen«, sagt er.
    »Aber er hat erst gegen Mittag Zeit.«
    Die Schwarzjacken setzen sich wieder in den Streifenwagen.
    »Wir versuchen, es so zu koordinieren, dass heute Abend und nachts ab und zu eine Streife hier vorbeifährt«, sagt der Fahrer durch das geöffnete Fenster und gibt Gas.
    Múhammed ist betrübt. Und will allein sein.
    »Ich werde an der Kasse warten, bis der Maler kommt«, sagt er, macht auf dem Absatz kehrt und schließt die Tür hinter sich ab.
    Ich werfe einen Blick auf die Uhr. Und mache mich schnell auf die Socken. Zumal stapelweise Aufgaben auf mich warten.
    Zuerst das Bezirksgericht. Dort muss ich meinen Antrag auf Akteneinsicht verfolgen, damit ich endlich alle wichtigen Ermittlungsunterlagen in dem

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