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Mord in Thingvellir

Mord in Thingvellir

Titel: Mord in Thingvellir Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stella Blómkvist
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ruhig daliegt.
    »Árni Geir wird jeden Moment da sein«, sagt sie.
    Ein junges asiatisches Mädchen kommt ins Wohnzimmer. Stellt ein großes, ovales Tablett auf den Couchtisch.
    Kaffee und Plätzchen.
    »Ich kümmere mich darum«, sagt Snjófrídur, setzt sich wieder ins Sofa und schenkt uns ein. Die Tassen sind mit vergoldeteten Rosen verziert.
    »Milch oder Zucker?«
    »Weder noch.«
    Snjófrídur bemerkt, dass ich der Asiatin hinterhergucke.
    »Sri kommt von den Philippinen.«
    »Aha.«
    »Sie ist sehr fleißig.«
    Wir trinken in Ruhe unseren Kaffee. Und unterhalten uns über Gott und die Welt. Bis Árni Geir sich blicken lässt.
    Seinem Nadelstreifenanzug sieht man an, dass er schweineteuer war. Aber es ist einer von der Sorte, die mich immer an amerikanische Mafiosi erinnern. Im Kino.
    Árni Geir lächelt mich an. Und küsst Snjófrídur auf die Wange.
    Er sieht wirklich süß aus. Das muss ich schon zugeben.
    Aber verlogen. Wie ein Weiberheld, der darauf vertraut, dass alle Frauen von falschem Charme, Reichtum und Macht hingerissen sind.
    Ich selbst bin gegen solche Kerle geimpft. Aber es überrascht mich nicht, dass Soleen sich in ihn verliebt hat.
    Snjófrídur hat ihrem Schwiegersohn schon gesagt, worum es mir geht.
    »Soleen war eine gute Freundin von Ingunn und mir«, sagt er.
    »Mich interessiert nur, welche Art von Kontakt du zu Soleen hattest.«
    »Wenn du glaubst, dass zwischen uns etwas anderes oder mehr als Freundschaft war, ist das ein völliges Missverständnis.«
    »War sie denn nicht in dich verknallt?«
    »Viele Frauen sind begeistert von mir, ohne dass ich mit ihnen schlafe. Ich bin glücklich verheiratet und betrüge meine Frau nicht.«
    Mist!
    »Nach Soleens Kindsvater wird mittels eines DNA-Vergleichs gesucht. Bist du bereit, es darauf ankommen zu lassen?«
    »Ich bin einverstanden, eine Probe abzugeben, egal wann. Wenn das der einzige Weg ist, diesen an den Haaren herbeigezogenen Klatsch zu unterbinden.«
    »Das sollte dich überzeugen«, sagt Snjófrídur.
    »Erst, wenn die Ergebnisse des DNA-Vergleichs vorliegen. Ich suche nur die Wahrheit.«
    »Dann sag mir Bescheid, wann ich wo zu erscheinen habe«, sagt Árni Geir.
    Das Lächeln ist von seinen Lippen verschwunden. Aber er scheint es ehrlich zu meinen. Es sei denn, er ist ein verteufelt gewiefter Schauspieler.
    »Hat Soleen sich bei dir an den Tagen vor ihrem Tod gemeldet?«
    Er zögert. Als würde er versuchen, sich zu erinnern.
    »Ich glaube, sie hat mir Anfang August ein paar SMS geschickt, aber da war ich geschäftlich im Ausland und konnte mich nicht um sie kümmern.«
    »Hat sie nicht versucht, dich am Freitag, den sechsten August zu erreichen? Oder am Donnerstag, den fünften?«
    »Ich kann mich nicht daran erinnern.«
    »Bist du nicht sicher?«
    »Doch, schon, aber ich erhalte jeden Tag unglaublich viele Nachrichten.«
    Ich sehe Árni Geir unverwandt an. Und frage:
    »Weißt du, wer Soleen geschwängert hat?«
    »War es denn nicht dieser Junge, den sie manchmal getroffen hat, dieser Steini Steinchen?«
    Ich schüttele den Kopf.
    »Nein. Den können wir ausschließen.«
    »Ich hätte auf ihn gewettet.«
    »Ich auch«, sagt Snjófrídur. »Er war der einzige Junge, der Múhammed Sorgen bereitet hat. Er sprach manchmal über ihn, wenn es um Soleen ging.«
    Mit Árni Geir komme ich nicht weiter.
    Snjófrídur fragt erst nach Múhammed, als ihr Schwiegersohn wieder gegangen ist. Und wir wieder allein im Wohnzimmer sitzen.
    »Sein Alibi ist zum Teufel«, antworte ich. »Múhammed kann nicht eindeutig beweisen, wo er nach halb neun am Freitagabend gewesen ist, als Soleen ermordet wurde.«
    »Tatsächlich?«
    »Ja.«
    »Aber er ist absolut unschuldig.«
    »Woher weißt du das?«
    »Ich weiß es einfach, darauf kannst du vertrauen.«
    »Ich brauche Beweise, keine Vertrauenserklärungen.«
    Snjófrídur überlegt eine Weile.
    »Erst wenn alle Stricke reißen, bekommst du sie«, antwortet sie schließlich.
    »Wie meinst du das?«
    Snjófrídur guckt mich direkt an.
    »Unter uns?«, fragt sie.
    »Wenn es nötig ist.«
    »Er war an diesem Abend bei mir.«

38
    Die Liebe ist unverfroren.
    Sie bittet nie um Erlaubnis. Überrollt alles, unbändig wie eine Flutwelle. Oder ein Vulkanausbruch.
    Snjófrídur und Múhammed. Das unwahrscheinlichste Liebespaar der Welt.
    Sie scheint ein großes Bedürfnis zu haben, ihr Geheimnis mit jemandem zu teilen. Jedenfalls nutzt sie erleichtert die Gelegenheit, sobald ich ihr meine Verschwiegenheit versichert

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