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Mord in Thingvellir

Mord in Thingvellir

Titel: Mord in Thingvellir Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stella Blómkvist
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ich sie interviewt habe. Sie hat sich so verhalten, als würde sie die Wahrheit sagen. Ich entwickle schnell ein Gefühl dafür, ob meine Interviewpartner mich anlügen. Andererseits kenne ich Gunnhildur nicht persönlich, außer dass ich sie ein paar Mal nachts auf der Piste getroffen habe. Sie hängt so gerne mit dieser Glimmermannschaft ab.«
    »Mit wem?«
    »Mit den Reichen, die sich in den teuersten Bars herumtreiben, Ecstasy lutschen, als wären es Bonbons, und den Preis für Koks hochhalten.«
    »Nimmt sie etwa Drogen?«
    » Who cares. Ich weiß nur, dass diese Leute, mit denen sie rumhängt, sich nicht vergnügen können, ohne vorher Koks geschnüffelt oder Tabletten geschluckt zu haben. Sie könnte auch so eine Nummer sein.«
    »Wen meinst du denn damit?«
    »Aktienjungs, dieses neureiche Business-Volk und abgedrehte Künstler, du weißt schon, Schauspieler, Pop-Sänger und sogar Schriftsteller, die versuchen, sich cool zu geben.«
    »Irgendwelche Namen, die ich kenne?«
    »Ich weiß nicht«, antwortet Máki. Er scheint nachzudenken. »Ach ja, hör mal, ich hab sie ab und zu mal mit Snjófrídurs Schwiegersohn gesehen.«
    »Árni Geir?«
    »Ja, er ist für seine flotten Männerpartys bekannt, die bei ihm zu Hause im Keller stattfinden. Da lädt er gerne seine Clique aus dem traditionsreichen Stadt-Gymnasium ein, die treffen sich nämlich immer noch regelmäßig, soweit ich weiß, und machen dann richtig einen drauf.«
    »Wer gehört dazu?«
    »Tja, da wären zum Beispiel Haraldur, der jetzt der Sekretär des Premierministers ist, und dann natürlich auch Ásleifur und Grímur, die tauchen doch immer zusammen auf.«
    »Welcher Grímur?«
    »Na, du weißt schon, der Justizminister natürlich, aber das hast du nicht von mir.«
    »Warum nicht?«
    »Ich weiß, dass ich Recht habe, aber ich habe keine Beweise. Und ohne Beweise ist es am ratsamsten, so wenig wie möglich über diesen Knaben zu sagen.«
    »Hast du Angst vor dem Minister?«
    »Liebe Stella, ich habe einmal einen Bericht über Grímur geschrieben, der auf einem Missverständnis beruht hat, und das war nicht gerade eine lustige Erfahrung. Seine Familie hat viele Freunde und noch mehr Verbündete. Es war, als ob man durch die Mangel gedreht wird.«
    Später am Tag versuche ich es noch einmal, Gunnhildur zu erreichen. Denn das Tagebuch bezeugt, dass sie mir nicht die ganze Wahrheit gesagt hat. Und das geht mir wahnsinnig auf die Nerven.
    Aber sie hebt nicht ab.

39
    Mittwoch, 15. September
    Snjófrídurs Aussage bringt die Goldjungs völlig aus dem Konzept.
    Ásleifur bestellt mich am Nachmittag in sein Büro. Reicht mir eine Kopie ihrer Erklärung, die Múhammed ein wasserdichtes Alibi von 20.45 bis 23.15 am Freitagabend des 6. August verschafft. Laut Zeugenaussage eines Nachbarn ist er fünfzehn Minuten später bei sich zu Hause eingetroffen.
    »Stehst du hinter diesem unerwarteten Joker?«, fragt Ásleifur missgelaunt.
    »Snjófrídur ist eine selbstständige Frau. Ihr schreibt keiner vor, was sie tun soll.«
    »Ich finde es wirklich sträflich, wie spät diese Aussage vorgelegt wird, das habe ich ihr auch gesagt«, fährt er fort.
    »Wenn wir das vor einigen Wochen gewusst hätten, hätten wir die Ermittlungen in eine ganz andere Richtung gelenkt.«
    »Ich habe erst gestern von diesem neuen Alibi meines Mandanten erfahren und sofort darauf bestanden, dass diese Aussage umgehend eingereicht wird.«
    »Sein formeller Status hat sich zwar trotz dieses Alibis nicht verändert, aber er steht nicht mehr unter einem so starken Verdacht wie zuvor.«
    »Das ist ja wohl das Mindeste.«
    Ich schiebe die Kopie von Snjófrídurs Erklärung in meine rotbraune Aktentasche.
    Während ich die heiligen Hallen der Goldjungs verlasse, versuche ich wieder einmal, Gunnhildur auf ihrem Handy anzurufen. Und erreiche sie endlich.
    »Kannst du keine SMS beantworten?«, frage ich barsch.
    »Ich war beschäftigt.«
    »Wir müssen uns treffen.«
    »Wozu?«
    »Um dein Gehirn mal kräftig durchzuschütteln.«
    »Wie?«
    »Du hast mich angelogen. Lügen machen mich immer wahnsinnig.«
    »Warum soll ich gelogen haben?«
    »Ich habe Soleens Tagebuch gelesen.«
    »Oh!«
    »Willst du lieber zu mir ins Büro kommen oder mich in der Stadt treffen?«
    »Ich kann gegen sieben bei dir vorbeikommen.«
    »Gut.«
    Die nächsten Stunden verbringe ich damit, Klagen und Forderungen zu formulieren. Für das Stellasparschwein. Muss für meinen Unterhalt sorgen, obwohl ich mit den Gedanken ganz

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