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Mord in Thingvellir

Mord in Thingvellir

Titel: Mord in Thingvellir Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stella Blómkvist
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habe.
    »Ich habe keine vernünftige Erklärung für das, was passiert ist«, sagt sie. »Ich bin schon seit einigen Jahren Witwe und dachte Tag und Nacht nur darüber nach, wie ich Ingunn und mich durch den Aufbau des Betriebs absichern könnte. Ich hatte vor lauter Arbeit eigentlich kein Privatleben mehr und weder Zeit noch Interesse an einem Liebesabenteuer. In diesen schwierigen Zeiten ist mir das nie in den Sinn gekommen.«
    »Und wann hat sich das geändert?«
    »Es war vor ungefähr fünf Jahren. Da bin ich nach Schweden gefahren, um aus einer Gruppe von Bewerbern diejenigen auszusuchen, die nach Island zum Arbeiten kommen sollten. Múhammed Grebase war einer von denen, die sich bei mir vorgestellt hatten. Oh mein Gott, es war, als würde ich vom Blitz getroffen.«
    »Unverständlich.«
    »Ja, nicht wahr? Ein unbändiges Verlangen überfiel mich, noch an Ort und Stelle mit ihm zu schlafen, aber das war natürlich unmöglich. Es wartete immer noch eine Gruppe von Arbeitssuchenden auf ein Bewerbungsgespräch, so dass ich Múhammed bat, mich am Abend im Hotel zu treffen, was er dann auch tat.«
    Snjófrídur guckt auf.
    »Ich war in sexueller Hinsicht völlig ausgehungert, mir war das sofort klar. Ich hatte keine Kontrolle über dieses wilde Verlangen. Nach dem ersten Abend schwor ich mir, dass sich das nicht wiederholen würde, aber schon am nächsten Tag habe ich den Schwur gebrochen. Ich saß fest, in der Falle.«
    »Und da hast du beschlossen, die Grebases nach Island zu holen?«
    »Ja, ich wollte ihn in meiner Nähe haben. In den ersten Monaten waren wir wie verliebte Jugendliche, aber nach einer Weile bekam unsere Beziehung geregeltere Strukturen. Er kam immer freitagabends zu mir und blieb zwei oder drei Stunden.«
    »Wusste niemand etwas davon?«
    »Nein, noch nicht mal meine Tochter, und es liegt mir sehr daran, unsere Beziehung auch in Zukunft geheim zu halten, wenn das möglich ist.«
    »Múhammed schien eher dazu bereit, ins Gefängnis zu gehen, als dich zu verraten.«
    »Ich habe meinen Anwalt bereits beauftragt, eine kurze Erklärung zu formulieren. Ich bin bereit, sie vor Gericht zu bestätigen, wenn das nötig wird. Aber zuerst brauche ich die Gewissheit, dass meine Aussage nicht veröffentlicht wird. Ich habe kein Interesse, über unsere Beziehung auf dem Titelblatt der DV zulesen.«
    Während der Rückkehr nach Hause durchdenke ich dieses Liebesabenteuer von der stolzen Eiskönigin und des kurdischen Mechanikers genauer. Ohne es zu verstehen.
    Snjófrídur und Múhammed haben nichts gemeinsam. Außer dem Sex.
    Sie war ein Spielball ihrer Lust. Zumindest am Anfang.
    Aber er?
    Sah Múhammed nur seine Chance?
    Carpe diem?
    Als ich mich wieder an meinen Schreibtisch setze, schiebe ich diese Überlegungen beiseite. Kümmere mich um das, was immer am wichtigsten ist:
    Mein Stellasparschwein.
    Björn auf Saeból hat ein besseres Angebot für Klettur vorgelegt. Und den Kaufpreis um zehn Mille erhöht. Auf siebzig.
    Aber das Angebot läuft nicht mehr auf seinen eigenen Namen. Er bietet auf das Land im Auftrag einer privaten Firma, die neu gegründet wurde. Registriert vor gerade mal zehn Tagen.
    Klettaból GmbH.
    Den Namen der neuen Teilhaberin kenne ich irgendwoher. Obwohl ich das Gesicht dazu gerade nicht parat habe.
    Ich gehe schnell online. Gebe den Namen in die Suchmaschine ein. Und komme in Sekundenschnelle dahinter, dass die neue Teilhaberin die Ehefrau des Justizministers ist.
    Marta und Grímur haben also ein Interesse daran, Klettur zu kaufen.
    Warum?
    Eigentlich ist mir der Grund egal. Die Hauptsache ist, dass Marta stinkreich ist. Ihre Beteiligung am Angebot von Klettaból sollte daher die Wahrscheinlichkeit erheblich erhöhen, dass ich ein noch gewinnbringenderes Angebot für das Grundstück bekommen könnte.
    Am Nachmittag rufe ich den Immobilienmakler an. Gebe ihm meine Preisvorstellung bekannt. Neunzig Mille.
    Verlange auch eine Erklärung der Hausbank von Klettaból bezüglich der Zahlungsfähigkeit der Gesellschaft. Um alles abgeklärt zu haben.
    Kurz danach taucht der Transporter aus dem Osten auf dem Parkplatz vor meinem Reihenhaus auf.
    Ich weise den Fahrer an, den Tresor in einer Ecke meines Büros abzustellen.
    Setze mich anschließend in meinen schwarzen Chefsessel. Starre eine ganze Weile das braunschwarze Ungetüm an. Überlege mir, ob dieser Tresor von Karl Blómkvist irgendwelche Geheimnisse birgt.
    Vielleicht ist dieses Monstrum auch völlig leer?
    Das Zahlenschloss befindet

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