Mord in Wien: Wahre Kriminalfälle (German Edition)
Wiener Richtern verantworten. Dabei kann er den Geschworenen glaubhaft machen, dass er aus Angst um sein Leben gehandelt hat. Er habe seinem Verfolger lediglich die Waffe aus der Hand schießen wollen. Das Gericht folgt seiner Argumentation und verurteilt ihn wegen Körperverletzung mit Todesfolge zu neun Jahren Haft.
Verbotene Gelüste
Von tödlichen Begierden und geächteten Trieben: Eine Adelige, die ihre sadistischen Ausschweifungen ungehindert an Dutzenden Dienstmädchen auslebt. Ein Lustmörder, der Teile seines jungen Opfers verspeist und später selbst von Mörderhand stirbt. Oder einfach nur ein Homosexueller, der zum Dreifachmörder wird, weil seine geschlechtliche Orientierung in Österreich gerade noch geahndet wird.
Das schreckliche Ende einer Studentin
Was muss in Eltern vorgehen, wenn sie erfahren, dass ihre Tochter Opfer eines Sexualmordes geworden ist und – als wäre diese Abscheulichkeit allein noch nicht genug – ihre sterblichen Überreste als Hundefutter gedient haben!
Immerhin geschah Letzteres nicht aus böser Absicht: Eine Rentnerin, die zur Aufbesserung ihres bescheidenen Einkommens regelmäßig die Mülleimer der Josefstadt nach verwertbaren Altwaren durchstöbert, findet am Vormittag des 12. Jänner 1960 große Knochen mit anhaftendem Fleisch, die sie für Rinderschenkel hält. In einem Coloniakübel an der Ecke Lange Gasse – Florianigasse liegen die Stücke, in ein großes Blatt Papier eingeschlagen. Die Frau nimmt sie mit, um dem Hund der Altmetallhändlerin, die ihr üblicherweise gesammelte Konservendosen abkauft, eine Freude zu machen.
Als besagter Hund am Nachmittag auf einem Lagerplatz in Ottakring das Fleisch von den vermeintlichen Rinderknochen reißt, äußert ein Kunde der Trödlerin den Verdacht, dass das „Futter“ keineswegs tierischen Ursprungs sei. Die Teile würden von einem Menschen stammen, behauptet der Kunde. Die herbeigerufene Polizei stellt den Fund sicher und überführt ihn an die Gerichtsmedizin. Dort bestätigt sich: Es handelt sich um die Ober- und Unterschenkel einer jungen Frau.
Die Forensiker erkennen an den Bruchstellen der Knochen, dass jemand mit einer Säge zu Werke gegangen ist, und – als das Zerteilen damit zu mühsam wurde – zur Hacke gegriffen hat. Der Tod der jungen Frau dürfte vor etwa drei Tagen eingetreten sein. Da man ein Verbrechen vermutet, wird die Mordkommission eingeschaltet. Die Beamten vernehmen umgehend die Rentnerin, die jedoch versichert, dass sie beim Durchstöbern der Coloniakübel nichts weiter Verdächtiges gefunden hat.
Grausige Entdeckungen im Keller
Noch am selben Abend, einem Montag, beginnt die Polizei mit einer großen Suchaktion nach den übrigen Leichenteilen. Man konzentriert sich auf die unmittelbare Umgebung der Fundstelle und wird in einem Mistkübel im Hof des Hauses Florianigasse 17 fündig: Einige zerhackte Stücke sind dort entsorgt worden. Im selben Haus macht sich ein Mann verdächtig, der in der Hausbesorgerwohnung lebt, denn er versucht einige Male, die Kriminalisten vom Keller abzulenken. Genau dort aber entdecken die Beamten Schauerliches: Blutspritzer im Stiegenhaus, Fleischreste in einem Abflusskanal in der Waschküche, eine Säge mit Blutspuren und anhaftenden Fleischfetzen im Kellerabteil, das zur Hausbesorgerwohnung gehört.
Der suspekte Mann heißt Johann Rogatsch, ist 27 Jahre alt und ein bereits mehrfach verurteilter Gewaltverbrecher. Er hat wegen Einbruchs und schwerer Körperverletzung Kerkerstrafen verbüßt und darüber hinaus vier Jahre wegen Notzucht abgesessen. Seine Lebensgefährtin, die Hausbesorgerin Franziska Weber*, ist seit drei Tagen nicht mehr gesehen worden. Rogatsch gibt an, dass sie zu ihrer Großmutter ins niederösterreichische Langenlois gefahren ist, doch man glaubt ihm nicht. Die Kriminalisten vermuten vielmehr, Rogatsch habe seine Lebensgefährtin ermordet und zerstückelt. Als schließlich der Kopf der Leiche im Keller ausgegraben wird, ist klar: Die Tote kann nicht Franziska Weber sein.
Rogatsch wird trotzdem verhaftet. In der Hausbesorgerwohnung befinden sich Blutspuren – möglicherweise haben er und die verschwundene Franziska gemeinsam den Mord an der jungen Frau verübt. Über die Vermisstenliste kann noch am Abend des 12. Jänner die Identität des Opfers geklärt werden: Es ist die 18-jährige Ilse Moschner.
Verzweifelte Suche des Vaters
Die Hochschülerin hat seit einiger Zeit als Inkassantin einer Versicherungsgesellschaft gearbeitet, um sich
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