Mord in Wien: Wahre Kriminalfälle (German Edition)
Kriminalisten zunächst für eine letzte warnende Botschaft aus der Unterwelt. Der Dunkelhaarige hätte Lahner leicht töten können, zielte aber absichtlich nur auf dessen Unterarm und Bein. Hat ein Wiener Bordellkönig, den der Jurist zu seinen Klienten zählt, den Killer geschickt?
Nein, sagt Lahner, er vermute – wie auch schon bei den vorangegangenen Anschlägen auf ihn – einen Zusammenhang mit dem Scheidungsverfahren Rampold*. Lahner vertritt in diesem sich bereits über Jahre hinziehenden Rosenkrieg den Ehemann, den bekannten Bauunternehmer Rudolf Rampold*. Im Verlauf der Auseinandersetzungen hat Lahner dessen Frau Friederike*, die selbst Anwältin ist, für die Steuerschulden ihres Mannes in der Höhe von 180 Millionen Schilling (rund 13 Millionen Euro) verantwortlich gemacht – zu Unrecht, wie die Frau stets betonte. Lahner klagte sie und bekam in zwei Zivilprozessen Recht.
Die Polizei überprüfte bereits im März 1994, nach dem ersten Angriff auf den Anwalt vor dem Heurigen, Friederike Rampold und ihren Lebensgefährten, den Fitnesstrainer und gebürtigen Slowenen Marjan Krajic*. Frau Rampold gab damals zu Protokoll, sie sei bei allen Differenzen mit Jürgen Lahner doch nicht so dumm, eine solche Tat zu inszenieren. Jedenfalls hatte ihr Mann Rudolf im Beisein seines Anwaltes eine Vereinbarung über die Vermögensaufteilung unterschrieben, wonach Friederike bis Ende April 1994 20 Millionen Schilling und zwei Millionen Schweizer Franken (insgesamt zirka drei Millionen Euro) erhalten sollte. Doch anstatt des Geldes kamen Klagen. Im November 1994 zeigte Friederike Rampold dann bei der Polizei an, dass die Bremsschläuche ihres Wagens durchschnitten worden wären – ein hinterhältiger Anschlag auf ihr Leben, wie sie mutmaßte.
Jetzt, im Februar 1995, leben beide Eheleute voneinander getrennt im Ausland. Frau Rampold hält sich in Südfrankreich auf, ihr Noch-Ehemann wohnt in der Schweiz. Dorthin ist er schon vor Jahren nach einer angeblichen Schmiergeldaffäre abgetaucht, ohne die erwähnte Steuerschuld von 180 Millionen Schilling beim österreichischen Fiskus zu begleichen. Rudolf Rampold hat seine Unternehmensgruppe inzwischen von seinem Anwalt umgestalten lassen, Jürgen Lahner fungiert sogar als Generalbevollmächtigter des Konzerns.
Im Sicherheitsbüro hofft man nun, dass die zerstrittenen Eheleute Licht in den komplexen Kriminalfall um den gedungenen Killer bringen können, und nimmt Kontakt mit ihnen auf. Rudolf Rampold (61) verlässt sein Schweizer Exil, um über die möglichen Hintergründe des Anschlages auf seinen Anwalt auszusagen. Auch Friederike Rampold (47) kommt freiwillig zur Vernehmung nach Wien und bringt ihren jungen Liebhaber Marjan Krajic mit. Bei seinem Verhör wird der 34-Jährige gleich verhaftet – unter dem dringenden Verdacht, zwei Attentäter angeheuert zu haben. Dass er deren Anwerbung heftig in Abrede stellt, ist lediglich Verzögerungstaktik, sind die Kriminalbeamten überzeugt.
Sogleich nimmt ein Wiener Ermittlerduo den Flieger nach Zürich, um sich die Insassen des roten Alfa Romeo vorzuknöpfen: den Fitnesstrainer Luca Domenico und dessen blonden Begleiter, den Piloten Simon Widmer*. Letzterer gibt zu, am Morgen des 20. Februar in der Hietzinger Konditorei gewesen zu sein, und zwar zu keinem anderen Zweck, als ein Frühstück einzunehmen. Einen Zusammenhang mit dem Anschlag auf den Anwalt Lahner bestreitet Widmer vehement. Was der Pilot nicht weiß: Die Wiener Ermittler haben längst in Erfahrung gebracht, dass er mit Marjan Krajic bekannt ist. Widmer war Mitglied im früheren Fitnessclub von Friederike Rumpolds Liebhaber.
Die Drahtzieher des Attentats
Nach internationalem Abkommen werden Schweizer Staatsbürger nicht nach Österreich ausgeliefert. Diese Vereinbarung betrifft Simon Widmer und würde auch für Luca Domenico gelten. Der Italoschweizer aber erklärt sich mit einer „vereinfachten Auslieferung“ ohne bürokratischen Aufwand einverstanden. Seine Einvernahme im Wiener Sicherheitsbüro dauert mehrere Stunden. Schließlich legt Domenico genau eine Woche, nachdem er die gezielten Schüsse auf den Anwalt Jürgen Lahner abgeben und auf der Flucht den Kriminalbeamten Christian Gillinger getötet hat, ein Geständnis ab. Die Tatwaffe, ein Smith & Wesson .38 special, hat er auf der Flucht Richtung Purkersdorf in der Nähe eines Bahnhofs weggeworfen.
Tatsächlich können Kriminalisten der Wiener Tatortgruppe den Revolver sicherstellen. Er wird umgehend
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