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Mord inclusive

Mord inclusive

Titel: Mord inclusive Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Janice Hamrick
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leicht nach unten zog, schnappte Kyla nach Luft. Noch immer spürte ich Mohameds riesige Pranken, wo sie mich gewürgt hatten, aber erst viel später sah ich die tiefroten und violetten Spuren, die sie hinterlassen hatten. Jetzt reagierte der Beamte sofort, zückte sein Funkgerät und bellte Befehle hinein.
    Die Ton- und Lichtshow war bereits zu Ende, die Touristen verließen den Platz und strömten zu den Bussen zurück. Anni schnalzte bedauernd mit der Zunge.
    »Ich muss meine Gruppe am Bus in Empfang nehmen und zum Schiff zurückbringen«, sagte sie. »Die beiden Damen müssen total erschöpft sein. Brauchen Sie sie heute Abend noch?«
    Der Beamte zögerte einen Augenblick und meinte dann: »Sollten wir sie noch brauchen, können wir ja auf das Schiff kommen. Die Nile Lotus , sagten Sie?«
    Wie ein Blitz durchfuhr mich ein Gedanke. »Die kommen zum Bus!«, rief ich.
    »Wer?«
    »Flora und Fiona. Die kreuzen womöglich mit allen anderen am Bus auf. Vielleicht haben sie mich in der Dunkelheit nicht erkannt. Möglicherweise ist ihnen nicht klar, dass Mohamed hinter mir her war. Den Stein kann doch sonst wer geworfen haben – ein Kind, das sie belauscht hat, oder ein Wachmann. Und wenn sie nicht wissen, dass ich sie gesehen habe, sind die kaltblütig genug und versuchen glatt, wieder in der Reisegruppe unterzutauchen.«
    »Das wäre aber nicht sehr klug«, sage Anni.
    »So kommen sie am besten aus dem Land.«
    Bald zeigte sich, dass ich endlich einmal recht hatte. Flora und Fiona tauchten tatsächlich am Bus auf, wie immer als Letzte, noch wackliger und verwirrter als sonst. Kyla und ich schauten von drinnen zu, wie Anni sie so lange an der Tür aufhielt, bis die Polizei aus der Deckung kam und sie festnahm. Ich glaubte, unser Bus werde umstürzen, denn alle Insassen drängten sich an den Fenstern der rechten Seite.
    »Was machen die denn mit den alten Damen? Das geht doch nicht! Wir sind Amerikaner!«, erklärte Jerry empört. Er sprang auf. »Ich bin Anwalt! Lassen Sie mich durch. Anwalt unterwegs!«, brüllte er. Keith stieß er grob beiseite und wollte aus dem Bus springen.
    Das war uns nun doch zu viel. Kyla und ich umarmten uns und fielen lachend auf die Sitze zurück. Ich sah, wie Jerry mit den Polizisten sprach. Er gestikulierte wild und versuchte, sich schützend vor Flora und Fiona zu stellen. Selbst durch das Fensterglas hörte ich, wie er »amerikanische Staatsbürger« und »Rechte« schrie. Ich glaubte, einer der Polizisten werde ihm gleich einen Faustschlag versetzen, und sah den anderen schon nach seinen Handschellen greifen. Zum Glück für Jerry nahm Anni ihn beim Arm und sagte ihm etwas ins Ohr. Er wurde klein, wie ich es nie von ihm erwartet hätte. Mit eingezogenem Schwanz kam er wieder in den Bus und fuhr seine Tochter an, als er sich setzte. Aber man musste es ihm lassen: So töricht und arrogant, wie er sich bewegte, hatte er doch überraschenden Einsatz gezeigt.
    Als ich Jerry nachsah, wie er an seinen Platz ging, und ein wenig Schadenfreude über sein puterrotes Gesicht empfand, fielen mir die Carpenters auf, wie sie ganz hinten im Bus hockten. Sie hatten nicht wie alle anderen die Vorgänge draußen durchs Fenster beobachtet. Auch Jerrys peinliche Aktion interessierte sie nicht. Stattdessen hatten sie die Plätze getauscht, und Jane drückte sich fest in eine Ecke, verdeckt von Lydia und Ben. Sie hatte sogar die Gardine etwas vor das Fenster gezogen und war ganz tief in den Sitz gerutscht, als wollte sie sich verstecken. Ihr Gesicht sah ich nur kurz, und die blanke Angst in ihren Augen schockierte mich. Sollte ich zuvor noch irgendwelche Zweifel gehabt haben, dann waren die nun verflogen. Jane hatte eindeutig Angst vor der ägyptischen Polizei.
    Nachdem die Flora und Fiona abgeführt hatte, stieg Anni in den Bus und gab Achmed das Zeichen, den Motor zu starten. Der ließ sich das nicht zweimal sagen.
    Als das Fahrzeug anrollte, nahm Anni das Mikrofon. »Hallo, sind alle da? Diesmal habe ich sogar das Durchzählen vergessen.«
    Wir schauten uns prüfend um. Yvonne hob sich sogar etwas im Sitz und zählte kurz durch. »Vier fehlen«, rief sie.
    »In Ordnung«, gab Anni lächelnd zurück. »Das habe ich mir gedacht.«
    »Bewundernswert«, flüsterte Kyla. »Kann diese Frau überhaupt etwas aus der Ruhe bringen?«
    »Was geht hier eigentlich vor, verdammt noch mal?«, rief jetzt Jerry. Er hatte in Rekordzeit zu seiner alten Rolle zurückgefunden.
    »Reden Sie mit Miss Anni nicht in diesem Ton,

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