Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Mord inclusive

Mord inclusive

Titel: Mord inclusive Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Janice Hamrick
Vom Netzwerk:
an ihren Lippen. Charlie hatte die Hand an ein Ohr gelegt und beugte sich vor, soweit er nur konnte.
    »Abgesehen von diesen faszinierenden Tatsachen ist die Sphinx auch noch von Rätseln umgeben. So sind einige Archäologen der Meinung, dass die Erosion, die man heute sieht, besonders am Körper der Sphinx, nicht von Wind und Sand, sondern von Wasser stammt. Ägypten ist tatsächlich nicht immer nur Wüste gewesen. Das würde aber bedeuten, dass die Sphinx viel, viel älter ist als die Pyramiden und nicht als Wächterin der Gräber hier aufgestellt wurde, sondern dass man die Pyramiden wohl eher hier errichtet hat, weil die Sphinx diesen Schutz bot.« Anni blickte uns mit einem Funkeln in den Augen an.
    »Aber das glauben Sie doch nicht, oder?«, fragte Charlie, der sich nicht sicher war, ob das ein Scherz sein sollte.
    »Natürlich nicht, aber interessant ist es doch, nicht wahr? Fakt ist, dass die Sphinx über viele Jahrhunderte von Wüstensand bedeckt war. Da konnten ihr Wasser oder Wind nichts anhaben. Wie kommt es dann, dass sie so erodiert ist?«
    Schweigend blickten wir zu der gewaltigen verwitterten Gestalt mit den hohen Wangenknochen, dem steifen Kopftuch und dem gelassenen Gesichtsausdruck auf. Trotz der Einschusslöcher, der bröckelnden und zerklüfteten Wangen ging von ihr immer noch die Wirkung aus, die ihren Schöpfern vorgeschwebt hatte.
    Anni lächelte und schaute auf die Uhr. »Jetzt müssen wir leider zum Bus zurück.« Sie ließ ihren Blick über das kleine Häuflein gleiten und drückte dann Keith Kim den rosa Schirm in die Hand. »Bleiben Sie damit bitte einen Augenblick dort drüben stehen! Ich hole die anderen zusammen.«
    Sobald Hello Kitty in der klaren Luft aufgespannt wurde, begann die Gruppe sich zu sammeln. Anni musste sich nur um Flora und Fiona kümmern, die nirgendwo zu sehen waren. Wie ich vorausgesagt hatte, erreichten die Peterson-Jungen als Erste den Bus. Von ihrem Wettlauf völlig außer Atem, stiegen sie zufrieden ein. Kyla war eine der Letzten. Sie ließ sich neben mir auf den Sitz fallen und schaute nachdenklich drein. Ich folgte ihrem Blick und sah, dass Alan draußen noch mit Anni sprach. Ich war darauf eingestellt, allein zu sitzen, während Kyla bei Alan bleiben würde. Hatte er ihr im letzten Moment den Laufpass gegeben, oder waren sie durch einen Zufall getrennt worden? Als er schließlich einstieg, senkte ich den Kopf und wühlte in meiner Tasche. Aus irgendeinem Grunde glaubte ich nicht ertragen zu können, wenn er Kyla einen treuen Hundeblick zuwarf.

2. KAPITEL
     
    TEPPICHE UND EIN FIESLING
     
    Nachdem wir noch die Stufenpyramide und die Alabaster-Sphinx besichtigt hatten, sahen wir uns an, wie Seidenteppiche von Hand geknüpft werden. Ohne solche Programmpunkte geht es bei einer Gruppenreise nicht ab. Unter dem Vorwand, uns etwas Interessantes vorführen zu wollen, macht uns der Reiseveranstalter zu Opfern eines sehr überzeugenden Verkaufsgesprächs. Ich fühlte mich dagegen immun, weil ich solche Dinge zur Genüge kannte und außerdem kein Geld übrig hatte.
    Bei meinem Lehrergehalt konnte ich diese Reise nur bezahlen, weil ich zwei Jahre lang bei allem, selbst bei der Wahl von Shampoo oder Erdnussbutter, gespart hatte. Ich wusste, dass ich mir diesen Luxus eigentlich gar nicht leisten konnte. Aber es sollte eine Belohnung dafür sein, dass ich meine Scheidung durchgestanden hatte, eine Geschichte, so banal, dass sie auf die Leserbriefseiten einer Illustrierten gepasst hätte. Junge trifft nettes Mädchen. Junge heiratet Mädchen. Junge trifft Schlampe. Junge entpuppt sich als gewaltiges Arschloch. Nettes Mädchen wirft ihn hinaus. Ende der Ehe und der Geschichte. Sie war nicht einmal jünger oder hübscher als ich, aber eindeutig sexier  – von den tief ausgeschnittenen Seidenblusen bis zu dem eindrucksvollen Tattoo direkt über dem Popo. Das haute mich um, dumm, wie ich war. Aber so leicht ließ ich mich nicht unterkriegen. Da unser Verhältnis schließlich total hässlich wurde und wir keine Kinder hatten, zog ich den Schlussstrich. Dabei versprach ich mir, wenn alles vorüber sein sollte, wollte ich mir etwas Gutes tun. Reisen war eines von vielen Dingen, zu denen Mike während unserer kurzen Ehe überhaupt nicht zu bewegen war. Auf Ägypten kam ich, weil ich die Pyramiden seit meiner Kindheit sehen wollte. Außerdem hatte Mike einmal erklärt, eher würde er sich einen Eiswassereinlauf machen lassen, als dorthin zu fahren. Und nun war ich in Ägypten und

Weitere Kostenlose Bücher