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Mord inclusive

Mord inclusive

Titel: Mord inclusive Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Janice Hamrick
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bleiben, und sagte: »Nein. Hier waren sie nicht. Soll ich ihnen sagen, dass Sie sie suchen, wenn ich sie sehe?«
    Tom knurrte böse. »Sagen Sie ihnen, wir bringen sie um, wenn wir sie in die Finger kriegen!«
    »Tom!«, Susan funkelte ihren Mann entrüstet an und wandte sich dann wieder mir zu. »Das dürfen Sie ihnen natürlich nicht sagen«, bat sie.
    Nun musste ich doch lachen. »Das tue ich nicht. Aber wenn es Ihnen hilft, ich bin sicher, es geht ihnen gut. Vielleicht sind sie im Saal von Tutanchamun oder schauen sich die Gerätschaften für die Mumifizierung an. Als Nächstes kommen sie bestimmt hierher. Am besten, Sie warten ein Weilchen und schauen sich an, was Sie interessiert. Umbringen können Sie sie immer noch, wenn die beiden hier auftauchen.«
    Tom warf mir einen dankbaren Blick zu, aber Susan schüttelte den Kopf. »Dann gehen wir jetzt zu Tutanchamun«, entschied sie und zog ihren Mann hinter sich her.
    Kyla hatte sich wieder bei Alan eingehakt, und gemeinsam betrachteten sie einen der Pharaonen. Sie sah sehr gut an seiner Seite aus. Groß, wie sie war, reichte ihr Kopf höchstens bis zu seiner Schläfe, und ihre Schulter berührte seinen Arm genau an der richtigen Stelle. Ich spürte Eifersucht, deren Heftigkeit mich überraschte. Nur weil er ein paar Worte mit mir gewechselt hat, muss er noch lange nicht an mir interessiert sein, sagte ich mir streng. Ich benahm mich wie ein dummes Schulmädchen. Damit musste jetzt Schluss sein. Die Seelenstärke von Generationen meiner puritanischen Ahnen zu Hilfe rufend, presste ich dieses Gefühl zu einem kleinen Knäuel in meinem Bauch zusammen, wo es in Ruhe wüten und ein Geschwür in die Magenwand brennen konnte.
    Achselzuckend wandte ich mich ab. Beim Betrachten der verschrumpelten Gestalt von Thutmosis III. erfasste mich ein Gemisch von Mitleid und Abscheu. Der da war ganz sicher nicht das stämmige furchteinflößende Monster unzähliger Mumienfilme. Ich überlegte, ob die Pharaonen wohl darüber nachgedacht hatten, was man mit ihren Leichnamen anstellen würde. Bestimmt, deshalb hatten sie ihre Vorgänger ja regelmäßig aus ihren Denkmälern und Grabkammern hinausgeworfen und die besseren davon für sich beansprucht. Einige Könige ließen große muskulöse Jugendbildnisse von sich herstellen für den Fall, dass ihre Mumien zerstört würden oder verlorengingen. Ihre Sarkophage waren mit kunstvollen Texten bedeckt, die die Schritte beschrieben, welche der Verstorbene vollziehen musste, um erfolgreich in die Mumie oder die Statue einzugehen. Eine Art frühe Gebrauchsanweisung. Kein Wunder, dass du immer noch so still hier liegst wie eine tote Küchenschabe, dachte ich und schaute Thutmosis an. Sicher hast du dir nicht die Zeit genommen, die Gebrauchsanweisung zu lesen.
     
    Als wir zum Hotel zurückkehrten, dämmerte es bereits. Das Mena House steht, bildlich gesprochen, im Schatten der Pyramiden, seit es dort im Jahre 1869 errichtet wurde. Als das Haus noch allein vom Wüstenwind und dem Schatten der Palmen gekühlt wurde, war Agatha Christie die Freitreppe hinaufgeschritten und hatte das düstere Gebäude betreten. Prinz Faruk von Ägypten fand sich hier zu allen Tageszeiten ein, um die Sandwiches zu genießen. Weltbekannte Politiker und Filmstars, die Reichen und Mächtigen, die Furchtlosen und die Schüchternen  – sie alle waren nach Mena House gekommen, um an einem Ort dieser Erde zu verweilen, der den Komfort der Gegenwart und zugleich einen Blick in die unergründliche Vergangenheit bot.
    Das Hauptgebäude war ein Prachtbau von der Größe eines Palastes, geschmückt mit geschnitztem und geprägtem Holz, glitzernden Kronleuchtern und vergoldeten Säulen. Der Garten war ein Paradies von Palmen, gewundenen Pfaden und einem türkisfarbenen Pool, den man wie ein Juwel in die ägyptische Wüste gesetzt hatte. Links davon überragten die Pyramiden die kläglichen Bauten moderner Generationen wie gigantische Wüstenwächter, als wollten sie die Gegenwart vor künftiger Finsternis bewahren.
    Als alle ausgestiegen waren, zerstreute sich die Gruppe, nachdem sie vereinbart hatte, sich vor dem Abendessen in der Lounge im ersten Stock zu treffen. Kyla und ich eilten auf unser Zimmer, um zu duschen und uns umzuziehen. Als Touristen auf Pauschalreise waren wir in den in respektvollem Abstand vom Haupthaus auf dem Gelände verstreuten moderneren Bauten untergebracht. Unser Zimmer hätte zu jedem modernen Hotel in einer beliebigen Stadt der Welt gehören

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