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Mord inclusive

Mord inclusive

Titel: Mord inclusive Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Janice Hamrick
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Stäbe der schmiedeeisernen Gitter sahen wir zu, wie Anni unsere Tickets kaufte, dann folgten wir ihr durch die große Eingangstür.
    Wie angekündigt, warteten gleich dahinter zwei Tore mit Metalldetektoren, umstanden von zahlreichen Wachmännern mit kleinen, aber gefährlich aussehenden Waffen. Ich musterte sie ängstlich, sie wirkten gelangweilt und selbstgefällig. Ich legte meine kleine Handtasche auf das Band, schritt ohne Probleme durch den Detektor und schloss mich neben einer Kopie des Rosetta-Steins meiner Gruppe wieder an.
    Der Hauptsaal des Ägyptischen Museums konnte sich mit den besten Museen der Welt messen. Er war zwei Stockwerke hoch, und seine Decke wurde von griechischen Säulen getragen, die neben den uralten massiven Steinsärgen, Tischen und Statuen, die den Raum füllten, seltsam deplatziert wirkten. Die Ausstellungsstücke waren allesamt so berühmt, ja, wahre Ikonen, dass man sich eher wie in einer Filmkulisse vorkam als an einem realen Ort.
    Ein Tumult am Eingang ließ uns herumfahren. Flora und Fiona blockierten das Kontrollgerät, umringt von den Wachmännern, die plötzlich sehr aufgeregt wirkten. Der Kontrolleur hielt eine Kamera hoch, und Fiona schrie ihn an. Anni sagte ein paar Worte auf Arabisch, lief zurück und warf sich zwischen die verwirrten Alten und das Fachpersonal. Wir anderen standen wie erstarrt da und schauten mit offenem Munde zu.
    »Sag bloß, das ist gar keine Kamera«, stieß Kyla ungläubig hervor.
    »Solche Frauen dürfte man nicht allein reisen lassen. Sie sind eine Gefahr«, sagte Jerry Morrison voller Verachtung.
    Für einen Moment wurde es ganz still. Nicht, dass er unrecht hatte und wir anderen nicht das Gleiche dachten, aber er war so unausstehlich, dass niemand mit ihm einer Meinung sein wollte.
    Das australische Paar Ben und Lydia rückte demonstrativ von ihm ab. Die Spannung zwischen ihnen und dem Anwalt heizte sich auf und versprach interessant zu werden. Ich fragte mich, ob ich nicht noch einmal mit Kyla wetten sollte.
    Ein Mann im Anzug erschien, und sofort wurde es still. Die Wachleute zogen sich respektvoll zurück. Der Mann sagte in ruhigem Ton ein paar Worte zu Anni und verschwand dann mit Flora und Fiona in einem Büro.
    Mit fest zusammengepressten Lippen kam Anni zu uns zurück. Ich dachte schon, jetzt werde sie explodieren, aber sie holte nur einmal tief Luft und zauberte aus dem Nirgendwo ein Lächeln auf ihr Gesicht. Kyla grinste mir zu.
    »Noch hat sie sich im Griff«, sagte ich kaum hörbar.
    »Aber bald ist es so weit.«
    »Nicht vor Mittwoch«, behauptete ich kühn, obwohl ich spürte, wie dramatisch ich an Boden verlor. Den doppelten Druck von Flora und Fiona hielt niemand lange aus. Selbst Mutter Teresa hätte die Fäuste geballt.
    »Wir warten hier noch einen Augenblick«, sagte Anni und wies uns darauf hin, dass die einzige Kopie in diesem Museum der Rosetta-Stein sei, dessen Original sich im British Museum von London befinde. Alles andere sei echt und Tausende von Jahren alt. Wir gingen ein paar Schritte weiter und blieben vor einem riesigen Steintisch stehen, der aus einem einzigen Block gehauen war. Er stand genau in der Mitte des Raumes. Die Platte hatte eine Mulde, die ihrerseits  von merkwürdigen Kanälen durchzogen war, wohl um Flüssigkeit abzuleiten. Als mir dämmerte, was das sein sollte, zuckte ich leicht zusammen. Dann stieß ich Kyla an, um festzustellen, ob sie es auch bemerkt hatte. Sie grinste nur wissend, und gemeinsam traten wir näher heran, um mit einem wohligen Schauer nach Flecken Ausschau zu halten.
    Flora und Fiona kehrten nach einigen Minuten zu uns zurück, ohne unsere vorwurfsvollen Blicke auch nur zu bemerken. Fiona ließ ihre riesige Tasche auf den Tisch plumpsen. Anni wurde blass und schob sie mit einer einzigen geschickten Bewegung zurück in Fionas Arme. Die blickte verdattert drein und hätte sie beinahe fallen lassen. Das Ding musste tonnenschwer sein. Ich fragte mich, was sie da mit sich herumschleppte und wie ihre dünnen Arme das den ganzen Tag aushielten.
    »Das«, sagte Anni laut, um jedem Protest zuvorzukommen, »ist ein dreitausend Jahre alter Bestattungstisch, auf dem die alten Ägypter Leichen für die Mumifizierung vorbereitet haben. Sehen Sie hier das Abflussloch.«
    Fiona blickte angewidert drein und strich mit der Hand über ihre Tasche. Überrascht sah ich kurz einen Schatten von Verärgerung über Floras sonst völlig ausdrucksloses Gesicht huschen. Ich hätte schwören können, dass

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