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Mord inclusive

Mord inclusive

Titel: Mord inclusive Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Janice Hamrick
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Umstände? Ihr Tod war ein monströser Unfall. Ein einfacher Sturz, der unerwartet zum Tode führte, vielleicht weil sie nicht mehr jung war und morsche Knochen hatte.
    Ärgerlich über mein Misstrauen, warf ich all die Sachen, ob nun gestohlen oder nicht, in den Rucksack zurück und zog den Reißverschluss zu. Am nächsten Tag lässt du ihn im Bus, befahl ich mir streng, und damit war die Sache für mich erledigt. Keinen weiteren Gedanken an Tod oder Schmuggel. Ich streckte mich wieder auf dem Bett aus, aber Tod und Schmuggel gingen mir nicht aus dem Kopf.
    Nach schier endloser Zeit verstummte endlich der Fön, und wundervolle Stille breitete sich aus. Ich schaute auf die Uhr. In Austin war es jetzt erst halb zwölf. Zeit für das Mittagessen. Ich fragte mich, ob mein Ex sich mit seiner neuen Braut in ihrem Liebesnest in der Stadt zu einem Happen und einem Quickie traf.
    »Du denkst wieder an die beiden, stimmt’s?«, sagte mir Kyla auf den Kopf zu, als sie aus dem Bad kam.
    »Überhaupt nicht«, log ich rasch und schuldbewusst.
    »Ich sehe es dir an. Du kriegst dann immer so einen verkniffenen Zug um die Lippen. Als ob du in eine Zitrone gebissen hättest, nur hässlicher.«
    Ich stöhnte leicht auf. »Ich hasse die beiden.«
    »Das machst du richtig. Aber du hattest doch geschworen, auf dieser Reise nicht an sie zu denken.«
    »Nein, ich habe geschworen, nicht über sie zu reden«, berichtigte ich sie und stand auf. Es war Zeit, mich in das einzige schicke Outfit zu werfen, das ich in meinem Koffer hatte, einen weiten schwarzen Rock, den man auch wenden und schwarzweiß gemustert tragen konnte. Heute wählte ich dazu ein passendes gewirktes schwarzes Top mit U-Ausschnitt. Am nächsten Abend wollte ich dann ein weißes tragen.
    Kyla besprühte sich mit Haarspray, schlüpfte in ein blassgelbes ärmelloses Kleid und musterte sich prüfend im Spiegel.
    Ich runzelte die Brauen, denn plötzlich kam ich mir im Vergleich zu ihr total altbacken vor. »Ich denke, wir hatten besprochen, dass wir hier keine nackten Arme und Schultern zeigen.«
    Kyla blickte mich überrascht an. »Das gilt doch nicht für die Hotels. Die sind internationale Gäste gewohnt.« Kritisch musterte sie mein Outfit. »Mach dir keine Gedanken. Du siehst sehr nett aus. Vielleicht ein bisschen konservativ, aber sehr nett.«
    Ich stöhnte innerlich. Jetzt war mir klar, weshalb Kylas Koffer mindestens zehn Kilo schwerer war als meiner. An diesem Abend würde uns gewiss niemand für Schwestern halten. Eher für eine Dame der Gesellschaft und ihre bescheidene Angestellte, dachte ich bei mir und konnte mich schon wieder darüber amüsieren. Sie schlüpfte in ein Paar gelbe Sandaletten, zu denen ihre pinkfarbenen Zehennägel hervorragend passten.
    Über einen von saftigem Rasen, Palmen und Blumen gesäumten Weg gingen wir durch das Hotelgelände zum Hauptgebäude. Dabei konnten wir immer noch die Pyramiden sehen, jetzt von unten angestrahlt und oben vom Mondlicht übergossen. Der Mond hing direkt über einem der stumpfen Schlusssteine, den er fast zu berühren schien. Noch weiter oben entfalteten die Sterne in der klaren, trockenen Luft ihren Glanz, den das hell erleuchtete Hotel nicht mindern konnte.
    Statt Anni nahm uns jetzt der WorldPal-Vertreter Mohamed in der Lobby in Empfang, wie er es bereits am Flughafen getan hatte. Er war ein großer Mann, fast so bullig wie DJ, mit dunkler Haut und blendend weißen Zähnen. Er trug ein Jackett mit Hahnentrittmuster, das selbst in der kühlen ägyptischen Abendluft sehr warm sein musste. Ich vermutete, er behielt es an, um die Schweißflecke unter seinen Armen zu verbergen. Ich fragte mich, wie sein Tag ausgesehen haben mochte und was mit Millies Leichnam geschehen war. Hatte er den Nachmittag gebraucht, um ihre Rückführung in die USA zu arrangieren? Hatte er der Familie die traurige Nachricht überbringen müssen? An diesem Abend wirkte er allerdings vollkommen entspannt und war der perfekte Gastgeber, sicherlich die beste Art, um mit der unangenehmen Situation umzugehen. Das mochte herzlos aussehen, aber warum sollten wir uns alle durch ein Ereignis, das schließlich nur ein Unfall war, die ganze Reise verderben lassen. Nur ein Unfall, wiederholte ich bei mir und versuchte, den Eintrag in dem Notizbuch zu vergessen. Ob Millie wohl mit ihm über ihren Verdacht gesprochen hatte?
    »Bitte die Treppe hinauf und nach rechts«, sagte er zur Begrüßung mit einem freundlichen Lächeln. »Wir nehmen erst einen Drink,

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