Mord inclusive
nicht meine«, kam es wütend von Jerry Morrison.
»Das hat nichts zu sagen«, meinte Anni. »Aber so können Sie mit Ihrer Tochter zusammensitzen.«
Er wollte offenbar mit ihr streiten, aber Anni drehte ihm einfach den Rücken zu und teilte weiter ihre Karten aus.
Ich nahm die beiden, die sie mir reichte, und gab eine an Kyla weiter. Ich schaute auf das Stückchen Karton in meiner Hand. »Heute bin ich Mrs Kim«, sagte ich.
»Und ich Mr Gavaskar«, meinte Kyla grinsend.
Lachend beugte sich DJ zu ihr herunter. »Dass Sie mir gut auf meinen Ruf achten!«, donnerte er.
»Was haben Sie denn da gekauft?«, fragte sie ihn im Gegenzug.
Er hielt eine kleine schwarze Statue von Anubis, dem Gott der Toten mit dem Schakalkopf, in die Höhe. »Zehn Pfund«, sagte er begeistert. »Bei fünfzig haben wir angefangen.«
DJ erntete bewundernde Blicke. Zehn ägyptische Pfund waren kaum zwei Dollar. Ich glaube nicht, dass man für diese Summe auf irgendeinem Flughafen in der Welt überhaupt etwas kaufen kann. Den Preis von fünfzig Pfund so weit heruntergehandelt zu haben war schon ein toller Erfolg.
Ich nahm die kleine Figur in die Hand. Für ihre Größe war sie erstaunlich schwer. Ich drehte sie und besah sie mir von allen Seiten. Echter ägyptischer Kitsch. Wahrscheinlich made in China. Am Boden zeigte ein kleiner weißer Fleck, dass unter der schwarzen Farbe nichts als Gips war. Zwei Dollar war vielleicht sogar ein fairer Preis, aber das hatte nichts zu sagen. So etwas wollte ich auch. Ich gab die Figur zurück und griff in meiner Handtasche nach dem kleinen Bündel ägyptischer Banknoten.
Kyla hielt sofort die Hand auf. »Gib mir ein Scheinchen. Ich muss mal.«
Widerwillig drückte ich ihr die schäbigste Pfundnote in die Hand, die ich hatte. »Nicht alles auf einmal ausgeben! Und jetzt schuldest du mir etwas.«
Sie nahm den Schein vorsichtig mit den Fingerspitzen und eilte zu der Tür mit der Aufschrift »Ladies«.
Ausländisches Geld ist für mich nie ganz real, und diese ägyptischen Banknoten sahen ohnehin aus, als stammten sie aus der Regierungszeit von Ramses II. Sie waren zerfleddert, schmierig und ausgebleicht. Im Bündel rochen sie stark nach verschwitzten Socken. Man konnte sie im Wert von fünfzig Piastern – etwa zehn Cent – bis zu fünfzig Pfund – zehn Dollar – haben. Je kleiner der Wert, desto seltener wurden sie. Die Ägypter liebten ihre Ein-Pfund-Noten, die man sehr gut als Bakschisch in öffentlichen Toiletten verwenden konnte. Fast überall stieß man dort auf grimmig dreinschauende Wärter, die einem dafür ein paar Fetzen Toilettenpapier aushändigten. Der übliche Preis war ein Pfund, aber wenn man dringend muss, dann streitet man nicht lange um Restgeld. Erst am Tag zuvor hatte ich eine Zehn-Pfund-Note hingeben müssen, aber wenn ich mir die Menge des Toilettenpapiers anschaute, das ich dafür erhalten hatte, dann hätte ich auch gleich den Schein benutzen können. Im Hotel kaufte ich ein paar Postkarten, um wenigstens wieder einige der schmierigen Ein-Pfund-Scheinchen bei mir zu haben. Die schienen wertvoller zu sein als der Packen Zehner, der meine Brieftasche so aufbauschte.
Alan hatte inzwischen auch seine Bordkarte und stellte sich dicht neben mich. Bestimmt mit Absicht, dachte ich, angenehm berührt.
Er schaute auf die Scheine in meiner Hand. »Sie werfen wohl nur so mit Geld um sich?«
»Es ist die einzige Möglichkeit, beachtet zu werden. Ich danke Ihnen, dass sie mir den Respekt erweisen, den ein paar Hundert dieser Lappen verdienen«, antwortete ich.
»Ich wäre natürlich noch viel freundlicher gewesen, hätte ich gewusst, wie viele Sie davon besitzen, Eure Hoheit«, legte er nach.
»Das ist doch schon viel besser«, sagte ich mit einem Lächeln. »Was meinen Sie, wie viel müsste ich für eine solche kitschige vergoldete Pyramide hinlegen?«, fragte ich und zeigte in Richtung des nächsten Souvenirstandes.
Er folgte meinem Blick. »Oh, Madam hat einen ausgezeichneten Geschmack. Möchten Sie, dass ich mich für Sie erkundige?«
»Nein, vielen Dank. Ich mache mir gerade Mut, selbst zu feilschen, will aber wissen, was meine Zielgröße ist. Vielleicht ein anderes Mal.« Ich verstaute mein Geld und schloss die Handtasche.
»Wenn es in Assuan wie in Kairo zugeht, dann haben Sie dafür noch jede Menge Gelegenheit.«
Kyla kam erst zurück, als wir schon zum Einsteigen aufgefordert wurden. Anni blickte aufgeregt um sich und hob die Hände, in denen sie immer noch
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