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Mord inclusive

Mord inclusive

Titel: Mord inclusive Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Janice Hamrick
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blau-weiß gestreifte Markise Schatten spendete. Kyla und ich stiegen als Erste ein und nahmen auf der einen Seite etwa in der Mitte Platz. Die anderen folgten, Alan kam nach Yvonne und Charlie. Ich blickte zur Seite, nachdem ich festgestellt hatte, dass er in der Nachmittagssonne besonders gut aussah. Kyla hob den Kopf und winkte ihm heftig zu, was er erwiderte. Aber er ging an ihr vorbei und setzte sich neben mich. Ich nahm das für ein Zeichen von Höflichkeit, aber es war mir angenehm.
    Er trug Jeans und ein weißes Baumwollhemd, dessen Ärmel er bis zu den Ellenbogen aufgekrempelt hatte. Ich sah die von der Sonne gebleichten Härchen auf seinen braungebrannten Armen. Ich spürte genau, dass einer dieser Arme dicht hinter mir auf dem Geländer ruhte und dass unsere Beine nur einen halben Zollbreit voneinander entfernt waren.
    Ich redete munter drauflos. Ich weiß nicht einmal mehr, welcher Unsinn aus meinem Mund sprudelte. Die Sonne schien auf mein Gesicht, der Wind spielte mit meinem Haar, ich saß neben einem tollen Mann, war in Ägypten und fuhr auf dem Nil. Ich war glücklich. So glücklich wie seit Jahren nicht mehr. Ich fühlte mich jung, frei und wunderbar.
    Als wir die Insel erreicht hatten, sprang Alan aus dem Boot und half, das Laufbrett zum Aussteigen zurechtzulegen. Dann kam er zurück und reichte mir die Hand, um mir herauszuhelfen. Diese Berührung spürte ich noch lange, nachdem er meine Hand wieder freigegeben hatte. Das Besondere an diesem Moment verflog jedoch schnell, als er Kyla, danach Flora und allen anderen Frauen unserer Gruppe die gleiche Hilfe leistete. Als er auch Ben die Hand anbot, schaute der ihm tief in die Augen und sagte: »Pass auf, Kumpel, was du tust.« Beide Männer mussten lachen.
    Die Kitchener-Insel war ein Juwel, eine smaragdgrüne Oase des Lebens und der Schönheit, geschützt vor den drohenden Sanddünen durch das Wasser des Nils. Von unserem Landeplatz stiegen wir eine steile Anhöhe hinauf und gerieten in ein winziges Paradies. Hunderte schöner Bäume bildeten ein Dach, das von blühenden Büschen gesäumte Wege überschattete. Tiefroter Hibiskus mit Blüten, so groß wie mein Kopf, wetteiferte mit kleinen orangefarbenen trompetenförmigen Blüten, die sich elegant an einem Bogenspalier über den Weg schwangen. Die starke ägyptische Sonne sickerte hier durch ein grünes Geflecht von Zweigen und Blättern. Dies war ein Triumph der Gartenkunst, ein trotziges Symbol gegen die Sahara. Denn natürlich war die Kitchener-Insel ebenso eine Schöpfung des Menschen wie jede Sphinx oder Pyramide. Die Insel selbst hatte die Natur geformt, aber sämtliche Pflanzen hatte Lord Kitchener an der Wende zum letzten Jahrhundert überall in der Welt gesammelt und hierhergebracht, um die Sehnsucht nach den Gärten seiner Heimat zu stillen. Dass man sein Werk auch danach stets geschützt und gepflegt hatte, war ein Tribut an dessen Schönheit und wissenschaftlichen Wert.
    Am oberen Ende der Treppe erwartete uns ein barfüßiger ägyptischer Junge mit einem Packen Lesezeichen aus bemaltem Papyrus, deren Farben mit denen des Gartens wetteiferten. Aus reiner Gewohnheit wollten wir uns mit gesenktem Blick vorbeistehlen. Aber unerwartet blieb Anni bei ihm stehen, kaufte einen Satz Lesezeichen und winkte uns herbei.
    »Die sind sehr schön und preiswert. Sie geben hübsche kleine Geschenke ab. Haki möchte dafür nur fünf Pfund.« Das bedeutete einen Dollar.
    Bereitwillig scharten wir uns um den Jungen, der uns ein breites Lächeln seiner weißen Zähne vor dunkler Haut schenkte. Flink tauschte er Lesezeichen gegen Pfundnoten, ohne sich die Mühe zu machen, sie zu zählen, als fürchtete er, sein Glück könnte sich gleich wieder in Luft auflösen. Er brauchte sich nicht zu sorgen. Ein kurzer Blick auf seine Hände, die von einem Unfall oder der Natur verkrüppelt waren, erklärte Annis Reaktion, und wir warteten geduldig, bis wir an die Reihe kamen. Ich kaufte fünf Päckchen, die ich entweder als Belohnung in meiner Klasse verteilen oder meinen Weihnachtskarten beilegen wollte. Er schenkte mir ein besonders strahlendes Lächeln und bedankte sich überschwänglich.
    » Shokrun, shokrun, Miss.«
    Ganz oben auf dem Hügel rief uns Anni unter Bäumen, deren Schatten so blau waren wie der Nil, wieder zusammen. Unwillkürlich suchte mein Blick Alan, aber der stand auf der anderen Seite unseres kleinen Kreises und schaute nicht zu mir her. Stattdessen musterte er gespannt die Umgebung, als

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