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Mord inclusive

Mord inclusive

Titel: Mord inclusive Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Janice Hamrick
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zwei Bordkarten hielt. Flora und Fiona waren weit und breit nicht zu sehen.
    »Stellen Sie sich schon mal an«, sagte sie uns und lief davon, um mit einem Beamten an einem Schalter zu sprechen. Kurz darauf hörten wir, dass die beiden über Lautsprecher ausgerufen wurden. Der größere Teil unserer Gruppe hatte die Kontrolle bereits passiert, als sie aus Richtung der Toiletten auftauchten. Fionas schwarze Haarsträhnen standen noch wirrer ab als sonst. Hätten sie nicht den Sexappeal von altem Käse gehabt, wäre mir glatt eine unzüchtige Handlung in der Damentoilette eingefallen.
    »Die haben es doch tatsächlich wieder geschafft«, sagte Kyla leise.
    »Ob die die ganze Zeit dort dringesteckt haben?«, fragte ich.
    »Nicht, als ich da war«, antwortete sie. »Die haben sich glatt in der Tür geirrt und saßen auf dem Männerklo.«

5. KAPITEL
     
    INSELN UND INTRIGEN
     
    Der Flug nach Assuan verlief ohne Zwischenfälle. Aus der Luft war der Nil ein langes grünes Band, das sich elegant durch die riesige trockene Sahara wand. Man konnte sehr gut sehen, welche Kraft das Wasser in diesem Wüstenland entwickelte. In Kairo waren die Grenzen der Wirkung des Flusses durch Bauten von Menschenhand verwischt, aber jenseits der sich ausbreitenden Stadt erstarb alles lebendige Grün unweit der Flussufer, als ob eine riesige Hand eine nicht zu überschreitende Linie in den Sand gezeichnet hätte. Kein Wunder, dass die alten Ägypter sich so viel mit dem Tod beschäftigt hatten: Sie sahen ihn in jeder Minute ihres Lebens vor sich am Horizont.
    Beim Verlassen des Flugzeuges erwartete uns ein weiterer Bus, der mit uns eine kurze Rundfahrt durch die Straßen der Stadt Assuan unternahm. Wir besichtigten den gewaltigen Assuan-Staudamm und waren mehr beeindruckt von dem zahlreichen Personal mit Maschinenpistolen als von dem gewaltigen Betonriegel, der hier dem Nil den Weg versperrte. Ich fand den Nasser-Stausee beeindruckend. Ein riesiges blaues Wunder in dieser trockenen Landschaft, wenn auch ein wenig steril. Keine Boote, keine altersschwachen Landungsstege, auf denen Eis und Köder verkauft wurden, kein Fischer weit und breit. An den Ufern hielten ein paar kümmerliche Sträucher der Wüste stand. Aber wenige Schritte weiter beherrschten nur noch Steine und Sand das Bild.
    Wir machten rasch ein paar Fotos und stiegen wieder in den Bus, dankbar, den Wind und die Maschinenpistolen hinter uns zu lassen. Wir fuhren in hohem Tempo durch die Stadt, an dem riesigen, etwas gruseligen Friedhof vorbei, hielten für ein paar Minuten vor dem unvollendeten Obelisken und fuhren dann zum Hotel. Das alles in einer Eile, als hakten wir eine Checkliste ab. Assuan-Staudamm – erledigt. Unvollendeter Obelisk – erledigt. Markt – erledigt. Da war es schon eine Erleichterung, ein paar Schritte zur Fähre zu gehen, die uns in ihrem eigenen gemäßigten Tempo zum Hotel brachte. Dort angekommen, hatten wir allerdings gerade genug Zeit, um einzuchecken und das Gepäck in den Zimmern abzustellen, und schon ging es weiter zum nächsten Programmpunkt.
    Man hatte uns eine Fahrt mit einer Feluke versprochen, dem traditionellen Boot der Ägypter mit einem dreieckigen Segel, das größer wirkt als das ganze Fahrzeug. Als wir aber bei den Docks ankamen, wehte bereits wieder der Chamsin, riss an unserer Kleidung und wirbelte braune Schwaden von Sand auf. Kleine weißgekrönte Wellen huschten über das Wasser. Von unserem Standort sahen wir, wie eine einsame Feluke über den Nil fegte, das riesige dreieckige Segel dicht über der Wasseroberfläche. Ängstlich sahen wir dem Schauspiel zu.
    Anni sprach rasch ein paar Sätze auf Arabisch in ihr Handy und klappte es dann geräuschvoll zu. »Für eine Feluke ist der Wind zu stark«, verkündete sie bedauernd. »Wir müssen mit einem Motorboot zu den Gärten fahren. Es tut mir leid, aber Sie sehen selbst, dass es nicht sicher wäre.«
    »Kriegen wir das Geld dafür zurück?«, fragte Jerry, reckte das Kinn und trat einen Schritt vor.
    Anni lächelte ihm zu und klopfte ihm beruhigend auf die Schulter. »Nein, aber Sie können beim Abendessen ein zweites Dessert haben.«
    Jerry funkelte sie an, als hätte er eine scharfe Erwiderung auf der Zunge.
    Da ließ Lydia dicht hinter ihm fallen: »Das klingt, als hätte heute jemand schlecht geschlafen.« Ben lachte laut auf. Jerry schaute noch finsterer drein, sagte aber nichts.
    Die Motorbarkasse bot viel Platz. Längs der Reling verlief eine hölzerne Bank, über der eine

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