Mord inclusive
mich neben Nimmi.
»Es sollte mich wundern, wenn wir unser Gepäck wiedersehen«, sagte sie. »Ich dachte, hier würde man es mit der Sicherheit ein wenig genauer nehmen. Schauen Sie nur, die werfen alle Koffer auf einen großen Haufen.«
»Ich bin überzeugt, die kontrollieren sie auch noch«, sagte ich. »Bei uns zu Hause wird es nicht anders gemacht.«
Aber im Prinzip hatte sie recht. Die großen roten WorldPal-Anhänger schienen unserem Gepäck eine Vorzugsbehandlung zu sichern.
»Wo ist denn Ihre schlechtere Hälfte?«, frage Ben Carpenter Nimmi mit einem Augenzwinkern. Lydia hatte offenbar gerade eine Zigarette geraucht, und nun stießen auch die beiden wieder zu uns. Ein feiner Duft von Rauch schwebte noch über ihnen.
Nimmi rollte nur die Augen und wies mit dem Kinn zur Seite. »Schauen Sie sich ihn doch an. Wie ein großes Kind.«
Wir folgten ihrem Blick zu ein paar kleinen Verkaufsständen, die an der Wand aufgereiht waren. Für mich sahen sie alle gleich aus. Sie waren mit Stapeln von Tüchern, billigen Taschen, T-Shirts und kleinen Andenken vollgestopft. Der einzige Unterschied, soweit ich sehen konnte, waren Umfang und Lautstärke der Händler. Mit nie versiegendem Enthusiasmus riefen, brüllten, schmeichelten sie den Passanten und winkten sie heran. Vor allem solche, die keine Ägypter waren. Die Einheimischen ließen sie weitgehend in Ruhe. Vor einem dieser Stände sahen wir DJ, der schon wieder mit dem Verkäufer um irgendeine Kleinigkeit feilschte. Der große, laute Mann wirkte, als hätte er einen Riesenspaß. Ein breites Lächeln lag auf seinem dunklen Gesicht. Fast wurde ich ein wenig neidisch. Nicht einmal hier im Flughafen hatte ich den Mut, mich einmal im Feilschen auszuprobieren.
Nimmi schaute sich um und wandte sich dann an Lydia: »Und wo ist Ihre Nichte?«
»Da drüben sitzt sie«, antwortete Lydia. »Es geht ihr heute etwas besser, aber das arme Ding ist immer noch ziemlich schwach. Ich habe schon befürchtet, sie sei zu dehydriert, um mit uns zu kommen, doch Anni wird es so einrichten, dass sie bei der Ankunft in Assuan direkt zum Hotel fährt. Anni ist großartig, nicht wahr?«
Da konnten wir alle nur zustimmen. Ich schaute in die gewiesene Richtung und sah ein dunkelhaariges Mädchen mit großer Sonnenbrille auf einem der unbequemen Plastikstühle sitzen, die Stirn in eine Hand gestützt. Ihr Gesicht war nicht zu erkennen, aber sie sah wirklich elend aus.
Schließlich tauchten Anni, Alan und Kyla wieder auf, und die Reiseführerin zählte durch, ob auch alle zur Stelle seien.
»Was war denn los?«, fragte ich Kyla.
»Die meinten, mein Lockenstab sei eine Rohrbombe oder so was Ähnliches«, presste sie durch die Zähne. »Ich hatte schon befürchtet, die würden ihn nicht wieder rausrücken. Zum Glück hat mir Alan geholfen. Ihn haben sie ernster genommen.« Sie warf ihm unter ihren langen Wimpern einen anerkennenden Blick zu und machte ihn damit leicht verlegen.
Wozu jemand einen Lockenstab nach Ägypten mitschleppte, erschloss sich mir nicht, aber ich war klug genug, das für mich zu behalten.
»Überprüfen Sie, ob Ihr Koffer auf dem Wagen steht«, sagte Anni zu Alan. Sie forderte auch alle anderen noch einmal dazu auf.
Alan tat, wie ihm geheißen. Dabei warf er mir einen Blick zu, den ich nicht deuten konnte.
»Er ist ein netter Kerl«, sagte ich.
Sie kräuselte die Lippen und schien nicht ganz zufrieden. »Ja, das ist er.«
»Magst du nette Kerle nicht?«
»Ich mag nicht, wenn sie zu nett sind.« Sie grinste. »Zumindest ist er gekommen und hat mich vor den Wachleuten in Schutz genommen.«
Alan kam zurück. Als er bemerkte, dass wir über ihn sprachen, zeigte er ein unsicheres Lächeln. Mir schien, es sei an mich gerichtet, aber das war bestimmt mein Wunschdenken. Er gesellte sich uns wieder zu, und Kyla dankte ihm überschwänglich für seine Hilfe. Dabei drehte sie sich so geschickt, dass ich mich plötzlich außerhalb ihres kleinen intimen Kreises befand. Ich hätte sie beinahe gekniffen, aber dann erschrak ich über mich selbst.
»Wo sind sie?«, hörte ich Anni fragen. Sie hob die Stimme. »Sieht jemand Flora und Fiona?«
Die verwirrten Alten fehlten natürlich wieder. Ben nahm den rosa Schirm und wedelte wild damit herum. Das sah DJ, beendete seinen Einkauf und kam herbeigelaufen. Von Flora und Fiona weiterhin keine Spur.
Anni verteilte jetzt die Bordkarten, wobei sie auf die Nummern und nicht so sehr auf die Namen der Passagiere achtete.
»Das ist
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