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Mord inclusive

Mord inclusive

Titel: Mord inclusive Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Janice Hamrick
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versuchen. Die kleine goldfarbene Pyramide, die Alan mir geschenkt hatte, lag sicher in meiner Handtasche verstaut. Eigentlich war es töricht, sie überall mitzuschleppen, aber es tat mir gut, und sie wog kaum etwas. Vielleicht fand ich ja ein paar kleine Mitbringsel in den Alabaster- und Parfümwerkstätten, die wir auf der Reise noch besuchen würden. Ob das nun gut oder schlecht war, im Moment war keine Zeit, stehen zu bleiben, selbst wenn ich mich getraut hätte.
    DJ war natürlich schon wieder drauf und dran, auf die Stände zuzusteuern, aber Anni nahm ihn beim Arm und hielt ihn zurück.
    »Nach der Besichtigung der Tempel wird Zeit zum Einkaufen sein«, sagte sie ihm. Als sie sich umschaute, entdeckte sie Flora und Fiona, die von drei Händlern umringt waren. Sie eilte zurück, um sie aus deren Klauen zu befreien.
    Nun betraten wir ein modernes Gebäude, wo Anni unsere Tickets kaufte. Auch hier mussten wir uns in die Handtaschen schauen lassen und ein Tor mit Metalldetektor passieren. Wie traurig, dass es mit der Welt, in der normale Menschen sich Metalldetektoren und bewaffnete Wachtposten an historischen Denkmälern nie hätten vorstellen können, so weit gekommen war. Die Terroristen hatten viel Schuld auf sich geladen, ging mir durch den Sinn, als ich meine Handtasche öffnete. Wie froh war ich jetzt, dass Millies kleiner Rucksack auf dem Boden meines Koffers lag. Ich grübelte immer noch darüber nach, wie ich das Diebesgut den Eigentümern zurückgeben könnte, aber inzwischen war das wohl nahezu unmöglich geworden.
    Als wir das Gebäude verließen, war zunächst nichts außer einem Kiesweg und einem großen gewölbten Hügel zu sehen. Grelle Sonne fiel bereits auf unsere Köpfe und die Felsen und versprach große Hitze, doch jetzt am Morgen war die Luft noch angenehm kühl. Nach einigen Schritten hüllte eine weiße Staubschicht unsere Schuhe ein. Ich sah, wie Kathy Morrison, die in Sandaletten mit hohen Absätzen über den Kies stolperte, verärgert aufschrie. Von ihren roten Zehennägeln war nichts mehr zu sehen. Selbst Kyla trug passenderes Schuhwerk.
    »Sie sind offenbar mit sich zufrieden«, sagte Alan leise und blickte von Kathy zu mir, als könne er meine Gedanken lesen.
    »Weil ich eine schreckliche Person bin. Seien Sie gewarnt.«
    »Ich denke, ich werde es riskieren.«
    Kathy blieb hinter der Gruppe zurück. Als wir drei Minuten später um eine Felsennase bogen, waren wir starr vor Staunen.
    Der riesige Tempel von Abu Simbel lag unter der strahlenden Sonne Ägyptens vor uns. Er war schon sehr alt, als Alexander der Große durch Griechenland zog, als die Römer über den Ärmelkanal setzten und als Christus auf Erden wandelte. Obwohl ich wusste, was uns erwartete, war ich doch völlig unvorbereitet auf so viel Größe und Schönheit. Drei sitzende Statuen ragten zwanzig Meter zum Himmel auf, umgeben von zahllosen Reliefs und kleineren Statuen, die einen dunklen, rätselhaften Eingang bewachten. Eine vierte Statue lag in zwei Hälften zerbrochen am Boden. Man hatte sie so hingelegt, wie es gewesen war, als man den Tempel im Jahre 1813 fand. Alle vier Statuen hatten das gleiche abweisende Gesicht, das eines Pharaos. Der dunkle Eingang in der Mitte wirkte klein und unheimlich, aber er musste um die acht Meter hoch sein. Die Touristen, die dort hin und her liefen, nahmen sich winzig aus.
    Alle Fotoapparate klickten.
    »Schaut euch das an«, sagte Ben und ließ einen leisen Pfiff hören.
    »Siehst du die Gesichter?«, fragte Lydia.
    Wir benahmen uns wie bei einem Feuerwerk. Begeistert wies man einander auf dieses Relief, die Größe jener Gestalt oder die zerbrochene Statue hin. Als ob man das nicht alles selbst sah.
    Hinter uns erstreckte sich der Nasser-See bis zum Horizont – ein riesiges blaues Meer mitten in der Wüste. Weiter vorn wartete der nächste Tempel, der aus der Entfernung klein wirkte. Ich beachtete ihn kaum. Meine ganze Aufmerksamkeit fesselte die märchenhafte Grabstätte von Ramses II. Wie hatten Menschen mit kaum mehr als Steinwerkzeugen solche enormen, atemberaubenden Statuen direkt aus einer Felswand heraushauen können? Und wie hatte man sie zwei Jahrtausende später Stück für Stück hierhergebracht? Wichtiger noch, was für ein Mann mochte das gewesen sein, der es für richtig hielt, vier derartige Kolosse als sein Ebenbild errichten zu lassen? Die schiere Anmaßung war für einen Menschen aus dem Westen kaum zu fassen.
    Als wir uns dem Tempel näherten, trat ein

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