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Mord inclusive

Mord inclusive

Titel: Mord inclusive Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Janice Hamrick
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warf Anni einen vorwurfsvollen Blick zu. Selbst Ben und Lydia traten ungeduldig von einem Bein aufs andere, während Anni durchzählte. Wie üblich fehlten Flora und Fiona. Anni winkte einen der Pagen herbei und gab ihm einen Auftrag auf Arabisch.
    »Haben Sie alle Ihre Koffer vor die Zimmertür gestellt? Denken Sie daran, dass wir nicht hierher zurückkommen. Mohamed und unser Fahrer bringen das große Gepäck aufs Schiff, während wir in Abu Simbel sind. Bei der Rückkehr fahren wir direkt zur Nile Lotus . Lassen Sie also nichts im Hotel zurück. Wenn Sie noch kleines Gepäck haben, das sie nicht nach Abu Simbel mitnehmen wollen, dann stellen Sie es bitte hier ab. Mohamed wird sich darum kümmern, dass es auf das Schiff gebracht wird.«
    Etwas widerwillig trennten wir uns von weiteren Sachen. »In dieser Tasche ist mein Computer«, erklärte Jerry Morrison Mohamed in offiziellem Ton. »Er ist mit größter Sorgfalt zu behandeln. Darf nicht fallen gelassen oder gar geworfen werden. Und lassen Sie ihn bitte keinen Augenblick aus den Augen.«
    »Natürlich, Sir«, sagte Mohamed. »Ich werde ihn stets selbst tragen.«
    Jerry musterte ihn kurz und stakte davon. Aber im nächsten Moment überlegte er es sich anders und nahm Mohamed die Tasche wieder aus der Hand. »Nichts für ungut. Ich behalte ihn lieber bei mir.«
    Lydia neben mir holte wieder eine Zigarette und ihr Blechdöschen aus der Handtasche. »Hat wohl Angst, seine Pornosammlung zu verlieren«, flüsterte sie hörbar, als er an uns vorüberging.
    Ich hätte beinahe laut aufgelacht, weil ich sah, wie Jerrys Kopf wütend herumfuhr. Ich blickte zu Kyla hin, ob sie es  mitbekommen hatte, aber sie stand für sich allein und vermied krampfhaft, in meine Richtung zu schauen. Im letzten Augenblick erschien der Page mit Flora und Fiona im Schlepptau. Wir waren fast ein wenig enttäuscht.
    Am Flughafen mussten wir das gleiche chaotische Kontrollverfahren wie in Kairo über uns ergehen lassen. Da wir kein Gepäck hatten, ging es allerdings schneller. Auf dem winzigen Flugplatz war man offenbar weniger streng. Nur Floras Tasche wurde genauer durchsucht. Mit ungläubigem Blick zog die Beamtin einen Regenschirm daraus hervor. In Ägypten fällt das ganze Jahr so gut wie kein Regen. Flora tappte durch das Tor mit den Metalldetektoren, irrte dann ziellos durch die Halle und musste zurückgeholt werden. Die Kontrolleurin drückte ihr die Tasche sanft in die Arme und sah aus, als wollte sie ihr über den Kopf streichen. Flora beäugte die Tasche, als hätte sie sie nie zuvor gesehen. Schließlich nahm Fiona sie beim Arm und führte sie fort.
    Anni verteilte wieder die Bordkarten und achtete darauf, dass Paare oder Familien zusammensitzen konnten. Als sie unsere Namen aufrief, nahm ihr Kyla beide Bordkarten aus der Hand. Bevor ich begriff, was sie vorhatte, ging sie damit zu Alan.
    »Hier«, zischte sie, nahm ihm seine Bordkarte ab und steckte ihm unsere beiden zu. »Sie haben doch nichts dagegen, neben der da zu sitzen, oder?«
    Ohne seine Antwort abzuwarten, drehte sie sich um und ließ ihn stehen. Ich spürte, wie mir das Blut ins Gesicht schoss. Wollte sie absolut nicht neben mir sitzen oder glaubte sie, sie tue mir damit einen Gefallen? Wie auch immer, darüber würden wir reden müssen.
    Alan machte das Beste aus der Situation. »Mit Vergnügen«, rief er ihr hinterher und senkte dann die Stimme. »Nur wenn Sie nichts dagegen haben«, fügte er hinzu.
    »Warum sollte ich«, antwortete ich und quälte mir ein Lächeln ab, obwohl ich innerlich kochte.
    Wir nahmen unsere Plätze ein und ließen die Sicherheitshinweise und danach die Gebete vom Band auf Arabisch stumm über uns ergehen. Wie stets versuchte ich mir vorzustellen, was der Singsang wohl bedeutete. »O Herr, lass uns nicht in eine Million brennender Teilchen zerbersten. Lass uns nicht in der Wüste abstürzen und dort vor Durst und Hitze umkommen. Lass uns nicht den Verstand verlieren und zu Kannibalen werden.« Vielleicht war Fliegen doch nicht so eine schöne Sache.
    Zu meiner Überraschung stieg Mohamed im letzten Moment ein und nahm rasch in der vordersten Sitzreihe Platz, als hoffte er, nicht gesehen zu werden. Da hatte er keine Chance, denn seine breiten Schultern und sein kräftiger Arm ragten weit über die Rückenlehne hinaus.
    »Was macht der denn hier?«, fragte Jerry Morrison. Er saß hinter mir, packte meine Rückenlehne, um sich hochzuziehen und besser sehen zu können. Dadurch fiel ich heftig nach

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