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Mord inclusive

Mord inclusive

Titel: Mord inclusive Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Janice Hamrick
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vorstellte und dann davonlief, um etwas zu essen für sie zu holen. Ich lächelte und murmelte automatisch ein Hallo, war aber ziemlich schockiert. Sollte das tatsächlich die lebensfrohe junge Frau  sein, die ich mit Ben und Lydia am Flughafen gesehen hatte?
    Während die anderen über die bevorstehende Exkursion sprachen, sah ich mir die Nichte genauer an. Nach Alter und Make-up ähnelte sie dem Mädchen, das ich am ersten Tag gesehen hatte, aber wo waren das dunkle Kraushaar, die starken Backenknochen und die etwas gebogene Nase? Auch von der überschäumenden Energie, die mir selbst in der überfüllten Gepäckhalle so anziehend erschienen war, keine Spur. Wäre sie mir nicht aufgefallen, weil sie einer meiner Schülerinnen ähnelte, hätte ich diese Veränderung ihrem Gesundheitszustand zugeschrieben. Aber sie konnte nicht dasselbe Mädchen sein. Oder doch? Ich wusste nicht, was davon zu halten war. Aber warum sollten Ben und Lydia eine andere für ihre Nichte ausgeben?
    Vielleicht hatte die Frau, die ich in Kairo gesehen hatte, gar nicht zu Ben und Lydia gehört? Sie konnte eine Mitreisende sein, die sich gerade mit ihnen unterhielt. Doch wo war dann diese Nichte gewesen? Aus dem Augenwinkel bemerkte ich, dass Ben mich beobachtete und dabei besorgt dreinschaute. Als ich ihm mein Gesicht zuwandte, schaute er sofort weg. Beunruhigte ihn, dass ich gesagt hatte, ich hätte die Nichte im Flughafen gesehen?
    Ich stand auf und ging ein zweites Mal zum Buffet, um mir eine weitere Scheibe Schinken zu holen, die ich gar nicht wollte. Ich suchte nach einer Möglichkeit, die junge Frau auf dem Rückweg noch einmal in Augenschein zu nehmen, ohne dass es zu sehr auffiel. Die Sachen, die sie trug, waren ihr mindestens zwei Nummern zu groß. So viel konnte sie in zwei Tagen unmöglich abgenommen haben. Ob sie ihr gar nicht gehörten? Mir fiel auf, wie Ben seinen Arm gleichsam schützend um ihre Stuhllehne legte, wie Lydia für sie Toast mit Butter bestrich und sie drängte, etwas zu essen. War das nur die Sorge um eine Kranke, oder steckte mehr dahinter? Aber was? Warum sollte man mit einem Mädchen nach Ägypten reisen und es binnen zwei Tagen gegen ein anderes austauschen? Ben und Lydia, diese freundlichen, humorvollen Menschen, konnten unmöglich Frauenhändler sein. Es war wohl das Beste, wenn ich mich um meine Angelegenheiten kümmerte und meinen Traumurlaub mit allen Sinnen zu genießen suchte.
    Nach dem Frühstück traf sich die Gruppe am Hoteleingang, wohin mehrere Pagen in weißen Jacken unsere Koffer von den Zimmern brachten. Zu meiner Überraschung sah ich den WorldPal-Vertreter Mohamed neben dem Berg von Gepäckstücken stehen, der immer weiter anwuchs. Er war nicht mit uns im Flugzeug gewesen. Wie kam er hierher? Diesmal trug er kein Jackett und wirkte in Poloshirt und schwarzer Hose noch massiger als vorher. Nicht ganz so groß wie DJ, der alle überragte, war er in Schultern und Brust noch breiter als dieser. Ohne das Jackett konnte man sehen, dass ihm der mächtige Bauch über den Hosengurt hing wie bei einem texanischen Kleinstadtsheriff. Auch von dem entspannten, hilfreichen Reiseleiter, als der er am Kairoer Flughafen aufgetreten war, war nichts mehr zu merken. Er stampfte nicht gerade vor Ungeduld mit dem Fuß auf, aber sein Gesicht sah aus, als könnte er es jeden Moment tun. Mir fiel das Telefongespräch wieder ein, das ich im Garten von Mena House mitgehört hatte. Konnte das Mohamed gewesen sein?
    Als Anni aus der Lobby trat und ihn erblickte, musste sie  offenbar zweimal hinsehen. Ihre Augenbrauen verschwanden fast völlig unter dem roten Kopftuch. Sie ließ Charlie stehen, der sie nach dem Weg ins Stadtzentrum fragen wollte, stürzte auf Mohamed zu und überschüttete ihn mit einem Wortschwall auf Arabisch. Die Gruppe stand in banger Erwartung. War er wegen Millie hier? Würde die Polizei schon wieder auftauchen? Konnten wir überhaupt nach Abu Simbel fliegen?
    Schließlich einigten sich die beiden irgendwie, und Anni wandte sich uns zu. Zuerst sprach sie mit Charlie und Yvonne, gab ihnen einen kleinen Stadtplan und rasch ein paar Ratschläge. Yvonne nickte, während Charlie etwas verloren dreinblickte und Fragen stellen wollte. Ich musste ein Lächeln unterdrücken und konnte nur hoffen, in fünfzig Jahren nur halb so fit zu sein.
    Die Zeit lief. Wir hätten bereits vor zehn Minuten abfahren sollen, und das war wichtig, denn wir wollten ein Flugzeug erreichen. Jerry Morrison schaute auf die Uhr und

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