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Mord inclusive

Mord inclusive

Titel: Mord inclusive Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Janice Hamrick
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aufgewachsen. Ihr Vater war im diplomatischen Dienst.«
    »Können Sie das etwa auch?«, fragte Alan.
    »Kein Wort«, antwortete Kyla grinsend. »Ich habe in der Highschool Spanisch gelernt, das war’s schon. Das meiste habe ich vergessen.«
    Alan schüttelte verwirrt den Kopf. »Sie sind gar keine Schwestern, nicht wahr?«
    »Haben wir das etwa behauptet? Natürlich nicht. Wären wir Schwestern, dann würden wir wohl nicht überall erzählen, dass wir Cousinen sind, oder? Unsere Väter sind Brüder. Wir sehen uns ja nicht einmal ähnlich«, fügte sie zu allem Überfluss hinzu.
    »Und was ist mit Ihnen?«, fragte ich völlig ruhig und blickte ihm fest in die Augen. »Sie wollen ein Finanzanalytiker aus Dallas sein? Dafür sprechen Sie aber gut Arabisch. Und wissen genau, wo man den Puls fühlt.«
    Er errötete leicht. Kyla schaute verdutzt von einem zum anderen. »Wovon redet ihr da?«
    »Ich spreche ein bisschen Arabisch«, gab er zu. »Ich habe im College ein paar Kurse belegt, weil ich glaubte, das könnte meine Chancen bei der Jobsuche verbessern. Es mag geklungen haben, als beherrsche ich die Sprache, aber es sind nur ein paar Wörter, und meine Aussprache ist grauenhaft.«
    »Was haben Sie denn zu dem Mann gesagt?«, fragte ich, weil ich ihm das nicht ganz abnahm.
    Er zögerte. »Ich habe ihn nur gefragt, ob er jemand aus dem Laden hat herauskommen sehen«, sagte er dann. Er hatte mehr zu dem Mann gesagt und mir zu spät geantwortet. Er war wirklich ein miserabler Lügner. Er verbarg etwas, aber ich konnte mir nicht vorstellen, was es sein könnte.
    »Und hat er?«, fragte Kyla.
    »Nein«, antwortete Alan kurz. »Weder er noch die anderen.«
    Im Grunde war es genauso wie bei den Pyramiden, als man Millie getötet hatte. Da lag eine Leiche am Boden, aber es gab keine Zeugen, obwohl der Platz sehr belebt war. Keinen Schrei, nicht einmal viel Blut, was immer die Französin da erzählte. Ein stummer Tod. Der einzige Unterschied war, dass es diesmal statt einer Touristin aus einer Reisegruppe einen Ägypter getroffen hatte. Einen einfachen Ladenbesitzer auf dem sonnigen Marktplatz von Abu Simbel. Das machte alles keinen Sinn.
    »Wir sollten Flora und Fiona fragen«, sagte ich, weil mir plötzlich etwas einfiel. »Sie sind zehn oder fünfzehn Minuten zuvor in diesem Laden gewesen.«
    »Woher wissen Sie das?«
    »Ich habe sie herauskommen sehen. Du müsstest sie auch gesehen haben, Kyla. Das war, als du bei den Postkarten stehen geblieben bist.«
    Sie zuckte die Achseln. »Ich habe sie nicht gesehen, aber das tut nichts zur Sache. Die hätten über den toten Kerl fallen können und hätten nichts gemerkt.«
    Da kam Mohamed aufgeregt angelaufen. »Bitte alle zum Bus! Sagen Sie das auch den anderen. Wenn man uns hier festhält, dann verpassen wir unseren Flug.«
    Jetzt eilte auch Anni herbei. »Mohamed hat recht. Alan, Sie nehmen bitte den Hello-Kitty-Schirm und gehen in Richtung Parkplatz.« Sie drückte Alan den rosa Schirm in die Hand und lief davon, um die Gruppe zu sammeln. Mir schien, er wollte protestieren, ließ es dann aber.
    Wir brachen auf. Das furchtbare Geschehnis hatte ohnehin alle Mitglieder unserer Gruppe auf den Marktplatz gerufen. Daher brauchte Alan nur heftig mit dem Schirm zu wedeln, und alle liefen in Richtung Bus. Alan schritt kräftig aus, und die anderen folgten gehorsam. Vielleicht hätten sie nicht so schnell reagiert, wäre nicht die Erinnerung an die zermürbende Warterei bei den Pyramiden noch frisch gewesen. Selbst Flora und Fiona waren sofort zur Stelle und stiegen nicht einmal als Letzte in den Bus. Nur Janes Reaktion schockierte mich. Ich hatte den Eindruck, sie könnte ohnmächtig werden. Hätte Ben nicht fest seinen Arm um sie geschlungen, dann wäre es wohl passiert. Aus ihrem Blick sprach blankes Entsetzen. Ben und Lydia hatten Mühe, sie bis zum Bus zu bringen.
    Anni drängte den Fahrer, sofort zu starten. Wir waren schon den halben Berg hinuntergefahren, da tauchte vor uns der erste Polizeiwagen auf. Alle zuckten zusammen, als sie seiner ansichtig wurden, und atmeten erleichtert auf, als er nicht wendete und uns nachfuhr. Wären wir selbst die Täter gewesen, wir hätten nicht erleichterter sein können.
    »Gott sei Dank, das hätten wir hinter uns«, sagte Nimmi.
    »Und ein Glück, dass wir diesmal nicht betroffen sind«, fügte DJ hinzu.
    Mir gab es einen kleinen Stich. DJ hatte den Toten nicht gesehen und wusste nicht, dass dieser auf genau die gleiche Weise wie Millie sein

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