Mord inclusive
Leben verloren hatte. Was dort auch geschehen war, es hatte ganz sicher etwas mit uns zu tun. Ich wusste nur nicht, wie man das herausfinden sollte.
8. KAPITEL
LUXUSSCHIFF UND LADENDIEBSTAHL
Den verbleibenden Teil unserer Tour sollten wir auf einem Kreuzfahrtschiff verbringen, das auf dem Nil nach Norden in Richtung Luxor fuhr. Auf dem Rückflug nach Assuan setzte sich Kyla neben mich. Unser Streit war vergessen. Der Schock über den Mord hatte uns beide wieder zur Besinnung gebracht. Alan saß mehrere Reihen hinter uns, wo ich ihn nicht sehen konnte. Ich wusste nicht recht, ob ich mich darüber freuen sollte oder nicht. Ich wollte ihm tausend Fragen stellen, aber da keine sehr höflich war, bezweifelte ich, ob ich mich überhaupt trauen würde. Fragen von der Art: Wer sind Sie wirklich? Ein Polizist? Ein Spion? Oder sind Sie der Mörder? Nein, keine davon hätte zu einer netten Unterhaltung auf einem Flug gepasst.
In Assuan erwartete uns bereits ein Bus, der uns zur Anlegestelle bringen sollte, wo vier große Kreuzfahrtschiffe auf dem dunklen Nil bereitlagen. Sie waren alle nach demselben Muster gebaut. Da sie wie ein Vierergespann vor einer Kutsche seitlich miteinander vertäut waren, nahmen sie in dem kleinen Hafen nur wenig Liegeplatz ein. Die Passagiere mussten mehrere Schiffe durchqueren, um das eigene zu erreichen. Die Kapitäne waren klug genug gewesen, die Schiffe nach der Abfahrtszeit anzuordnen. Als wir in Assuan ankamen, mussten wir durch die Lobbys von drei schwimmenden Hotels gehen, bis wir die Nile Lotus erreichten.
Ich war noch nie auf einem Kreuzfahrtschiff gewesen und musste mich beherrschen, nicht mit offenem Mund stehen zu bleiben. Kronleuchter, eine kühn geschwungene Freitreppe, marmorne Fußböden. Verführerische Speisedüfte und der Klang von Besteck auf Porzellan, die aus offenen Türen drangen, erinnerten uns daran, wie hungrig wir waren, und trieben uns von einem Schiff aufs andere. Als wir unseres erreichten, stellten wir fest, dass es, was den Luxus betraf, Mittelklasse war, aber die gemütlichste Atmosphäre bot.
Kyla stützte die Hände in die Hüften. »Ja, das ist so, wie es sich gehört.«
Grinsend meinte ich: »Majestät sind zufrieden?«
»Das lasse ich dich wissen, wenn ich unser Zimmer gesehen habe. Es hängt davon ab, wie feucht der Fußboden ist.«
»Und ich dachte, zwei Ratten pro Raum nehmen Sie in Kauf.«
»Na, dann mal los.«
Das zurückgelassene Handgepäck wartete neben dem Empfang, und jeder griff sich seine Habseligkeiten, während Anni die Kabinenschlüssel verteilte. Draußen ertönten Rufe. Dann erzitterte das Schiff ein ganz klein wenig und glitt wie ein Krokodil von einer Sandbank auf den Nil hinaus.
Obwohl wir schon so viel erlebt hatten, überlief mich in diesem Moment ein ganz eigener Schauer. Auf dem Nil zu fahren war ein so sehnlicher Traum von mir gewesen, dass ich nie geglaubt hatte, dass er je Wirklichkeit werden könnte. Für einen Augenblick fühlte ich mich entrückt, als sei ich in einen Film geraten, wo nichts real war. Die Geräusche der Reisegruppen, die nach ihrem Gepäck suchten, einander etwas zuriefen und sich nach Schlüsseln und Essenszeiten erkundigten, versanken hinter mir, als ich durch die riesigen Fenster der Lobby schaute und unser Schiff durch das saphirfarbene Wasser gleiten sah.
»Ich habe unsere Schlüssel. Komm, lass uns das Gepäck abwerfen, und dann ab in den Speisesaal. Ich bin am Verhungern«, sagte Kyla. Der Zauber war gebrochen.
Unsere Kabinen lagen auf dem zweiten Deck genau über der geschwungenen Freitreppe. Kyla und ich wechselten einen bedeutungsvollen Blick, bevor wir die Tür öffneten.
»Wenn wir Stockbetten haben, schlafe ich oben«, sagte sie mit einem Grinsen.
»Aber wenn es Hängematten sind, kriege ich die ohne Ratten.«
Als wir eintraten, waren wir zufrieden mit dem Raum, der ein sehr anständiges, wenn auch kleines Hotelzimmer in jeder beliebigen Stadt hätte sein können. Hätte das Bad nicht fünfzehn Zentimeter höher gelegen als das Zimmer und eine Tür gehabt, die sich wie eine Luke schließen ließ, wären nicht draußen vor dem riesigen Panoramafenster die Ufer des Nils vorbeigezogen, dann hätten wir glauben können, wir seien in Frankreich.
Kyla ließ sich auf das nächste Bett fallen. »Was für ein Tag«, sagte sie.
»Hoch mit dir«, rief ich und warf meinen Koffer auf das andere Bett. Nun wusste ich, dass sie mir als Friedensangebot jenes am Fenster überließ. »Zeit fürs
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