Mord inclusive
Menge Geld kosten. Die ist einfach phantastisch.« Kyla konnte sich gar nicht daran sattsehen.
»Ich kann mir das Ganze nicht erklären. Ich weiß eigentlich nicht so recht, was da vorgegangen ist. Vielleicht war der Chef sauer, weil seine Kerle mir solche Angst eingejagt haben, und hat sie mir als Entschuldigung gegeben«, überlegte ich zweifelnd. »Damit ich mich nicht bei unserem Reiseveranstalter beschwere oder gar zur Polizei laufe. Ich denke, die hätten eine Menge Ärger, wenn herauskäme, dass sie Touristen in Angst und Schrecken versetzen.«
»Damit kommen wir der Sache vielleicht schon näher. Wahrscheinlich würde man ihre Stände sofort schließen. Und doch denkt man, dass sie dir dann eher ein paar Postkarten, eine Plastikpyramide oder etwas in der Art in die Hand gedrückt hätten und nicht eine solche Kostbarkeit. Leihst du sie mir?«
»Auf gar keinen Fall!«, sagte ich mit Entschiedenheit. »Die trage ich morgen Abend zu meiner Galabiya.«
»Damit wirst du märchenhaft aussehen.«
10. KAPITEL
LOUNGE UND SPÜRNASEN
Das Abendessen an diesem Tag war ein weiteres Buffet mit einem riesigen Braten, verschiedenen Sorten Fisch, die ich nicht kannte, und Bergen von Spaghetti – eine Fülle, in der jeder etwas Passendes finden konnte. Obwohl ich mich bemühte, nicht zu sehr zuzulangen, hatte ich wieder einmal viel zu viel auf meinem Teller. Alle waren da außer Kathy, die immer noch die Kranke spielte und in ihrer Kabine speiste. Auch Alan war nicht zu sehen. Das enttäuschte mich mehr, als ich mir eingestehen wollte.
Nach dem Abendessen gesellten sich Kyla und ich denen zu, die in der Lounge des Schiffes einen Drink nahmen. Anni hatte uns etwas Unterhaltung versprochen, und da wir mitten auf dem Nil fuhren, hatten wir keine große Auswahl. An diesem Abend trug ich meinen schwarzen Rock mit dem weißen T-Shirt. Kyla hatte sich für ein seidenes Top in leuchtendem Pink mit großem Ausschnitt zu einer schwarzen Caprihose mit pinkfarbenem Blumenmuster und passenden Ballerinaschuhen entschieden. Das Haar hatte sie zur Banane aufgesteckt, wobei ein paar Strähnchen keck um ihr Gesicht flatterten. Inzwischen war ich nicht mehr neidisch auf sie, sondern überlegte nur noch, wie sie so viele Sachen in ihrem Koffer untergebracht hatte. Ich hatte mir nur das Haar gebürstet und einen pinkfarbenen Lippenstift benutzt. Das musste genügen.
Die Lounge, der Salon des Schiffes, lag wie die Lobby auf dem Hauptdeck. Sie war ein großer Raum, der fast ein Drittel der Schiffslänge einnahm. In der Mitte hatte sie eine kleine Tanzfläche von drei mal drei Metern, die wie eine Insel im Meer des blauen Teppichbodens schwamm. An der Stirnwand in Richtung des Schiffsbugs stand eine Bar. Zwei Männer in weißen Jacken gaben dort Getränke mit nur wenig Alkohol an die Touristen aus, die eine kleine Schlange gebildet hatten. Überall im Raum waren Gruppen bequemer Sessel und Sofas verteilt, auf denen die Reisegesellschaften Platz nehmen konnten. Das Ganze war eine merkwürdige Mischung aus Luxushotel und Flugplatz-Wartebereich.
Die Lounge war voll. Alle Sesselgruppen waren besetzt, zumeist von Fremden, die anderen Reisegesellschaften angehörten. Ich brauchte eine Weile, um unsere Reisegefährten zu finden, die sich auf der rechten Seite nahe der Tanzfläche niedergelassen hatten. Ich war ehrlich froh, sie zu sehen – bekannte Gesichter, wo immer ein Platz für mich frei war. Ich wollte mich gerade zu ihnen gesellen, da lenkte mich Kyla in eine andere Richtung.
»Wir gehen erst einmal an die Bar«, sagte sie und schob mich vorwärts. Ich winkte Nimmi zu, als wir an ihr vorüberkamen.
Endlich an der Reihe, ließ ich Kyla den Vortritt, die einen Cosmopolitan bestellte und dann dem Barkeeper genaue Instruktionen erteilte, wie er ihn zubereiten sollte. Es war wahrscheinlich der stärkste Drink, den er je gemixt hatte. Ein Spritzer Cranberrysaft genügte ihr, damit der Wodka pinkfarben aussah. Sie nippte ein wenig an dem Glas.
»Perfekt. Oder fast. Der Wodka ist nicht kalt genug, aber es geht. Willst du auch einen?«
»Danke, nein. Ich möchte einen klaren Kopf behalten. Ein Heineken bitte.« Ich hatte die kleinen grünen Flaschen auf dem Regal entdeckt. Bei Flaschenbier brauchte ich mir keine Sorgen zu machen, ob das Eis einwandfrei war.
»Für mich auch eins«, sagte eine Stimme hinter mir, die mich zusammenfahren ließ.
Alan Stratton war hinter uns aufgetaucht, während wir auf die Getränke warteten. Er
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