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Mord inclusive

Mord inclusive

Titel: Mord inclusive Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Janice Hamrick
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ließ, damit niemand sie berühren konnte.«
    Sie blickte mich mitleidig an. »Irgendwie tust du mir leid. Ich würde mich schämen, wenn ich wüsste, was du hier herumredest.«
    »Du erinnerst dich also.«
    Nach uns kam eine Gruppe Deutscher, und dahinter stellte sich Alan Stratton an. Wie üblich war er allein. Zuvor hatte ich ihn mit DJ und Nimmi sprechen sehen. Als ich mich umdrehte, wurde Kyla sofort aufmerksam.
    Sie trat aus der Reihe heraus, sah Alan und winkte ihm zu. »Kommen Sie doch zu uns nach vorn«, rief sie, was ihr kritische Blicke von mindestens einem Dutzend Deutschen einbrachte.
    »Danke, ich stehe hier ganz gut«, antwortete er.
    Sie zog einen Flunsch und trat in die Reihe zurück. »Manchmal kommt mir der Mann so ungesellig vor. Ob er schwul ist? Was meinst du?«
    Ich glaubte das nicht. »Vielleicht will er sich nur nicht vordrängeln.«
    »Wir könnten ja zu ihm nach hinten gehen«, schlug Kyla vor. Aber ich hielt sie fest.
    »Nein! Lass ihn doch. Er ist ein erwachsener Mann. Er weiß, was er tut.«
    »Hast du den Eindruck, er geht uns nach?«, fragte sie nachdenklich.
    Ich schaute sie empört an. »Ist es nicht lästig, so ein riesiges Ego mit sich herumzuschleppen? Kommst du noch durch die Türen, oder klappst du es auf der Reise zusammen?«
    Kyla feixte nur. »Ich besitze ein gesundes Selbstbewusstsein und schäme mich dessen nicht. Aber ich rede nicht nur von jetzt. Ich meine es allgemeiner – überall, wo wir sind, ist er auch.«
    »Er ist, wo wir alle sind. Wir sind eine Reisegruppe, verdammt noch mal.«
    Sie hob die Augenbrauen. »Was für eine Sprache auf einem Friedhof ! Du gibst dir solche Mühe, nicht in ihn verknallt zu sein, dass dir gar nichts mehr auffällt. Schau dich doch mal um. In dieser Schlange steht außer uns niemand von unserer Gruppe. Die haben alle längst begriffen, dass kürzere Schlangen besser sind.«
    »Dort oben vor den Japanern sind Flora und Fiona.« Ich wies auf zwei Polyestershirts mit grellbuntem Blumenmuster. »Außerdem ist es dieses Grab wirklich wert«, versprach ich, ohne zu wissen, ob sich das bewahrheiten würde.
    »Darum geht es doch gar nicht. Wegen einem elenden Loch in der Erde stehen wir hier an. Es hätte auch ein anderes sein können. Ich will nur sagen, seit Millie umgebracht wurde, kann keine von uns beiden einen Schritt tun, ohne auf Alan Stratton zu stoßen. Was ja okay wäre, nur habe ich nicht den Eindruck, dass er wirklich an mir interessiert ist. An uns, meine ich natürlich«, fügte sie hastig hinzu.
    Ich wusste nicht, über welche ihrer Aussagen ich mich mehr aufregen sollte. Ein elendes Loch im Boden? Und hatte sie recht, was Alan betraf ? Dabei muss ich zugeben, dass Kyla, was Männer betrifft, in der Regel einen guten Riecher hat. Ich musste an die wenigen Augenblicke mit Alan auf der Elefanteninsel und an meine kleine vergoldete Pyramide denken. War da nur bei mir der Funke übergesprungen? Vielleicht.
    Die Schlange rückte langsam vor, bis der Eingang in Sichtweite kam, ein grobes Rechteck, das tief in den sanften Anstieg des Berges eingeschnitten war. Eine steile Treppe führte ins Dunkel hinab. Vor Aufregung wurde mir ganz kalt. Ich wünschte, ich könnte all diese lästigen Deutschen beiseiteschieben und die Treppe hinunterlaufen.
    Schließlich erreichten wir den Eingang und mussten uns drinnen erst einmal an die schwache Beleuchtung gewöhnen. Die Treppe wechselte von neuzeitlichem Beton zu uralten Steinen, die man einst mit der Hand ausgeschlagen hatte und die jetzt schon ziemlich ausgetreten waren – nicht von Füßen in Sandalen, sondern von den Turnschuhen zahlloser Touristen. Auf die Treppe folgte ein abschüssiger Gang, dessen Wände mit roten und schwarzen Geiern bemalt waren, die große Federn in ihren Klauen hielten. Sie waren von Rahmen und Symbolen zum Schutz der Toten umgeben. Diese schönen rätselhaften Symbole waren hier über dreitausend Jahre lang im Dunkeln verborgen gewesen, bis ein italienischer Archäologe namens Giovanni Belzoni im frühen 19. Jahrhundert eine Entdeckung machte, die zu seiner Zeit so berühmt war wie das Auffinden des Grabes des Tutanchamun ein Jahrhundert später. Natürlich war die Archäologie damals noch nicht so entwickelt wie heute. Viele der Friese waren von Wasser und Rauch beschädigt. Einige hatte man sogar von den Wänden geschnitten und in europäische Museen gebracht. Aber auch das Verbliebene war atemberaubend schön.
    Es wurde immer heißer und stickiger, je weiter wir

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