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Mord inclusive

Mord inclusive

Titel: Mord inclusive Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Janice Hamrick
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Geländers gaben gefährlich nach, meine Füße glitten von dem Steg. Ich kreischte auf. In der Dunkelheit klammerte ich mich an die Drähte, um nicht in den Abgrund zu stürzen. Der Angreifer trat immer noch zu und verfehlte nur knapp mein Gesicht.
    Jetzt schrie Kyla um Hilfe. Die Leute hinter uns drängelten jetzt mächtig, weil Touristen von weiter unten in der Dunkelheit in Panik gerieten und ans Licht zu kommen suchten. Das Gute war, dass mein Angreifer auf diese Weise von mir abgedrängt wurde. Zugleich schob mich die Menge immer weiter von der Brücke herunter. Meine Beine baumelten bereits hilflos im Leeren, und mit aller Kraft klammerte ich mich an die Holzplanken. Jemand trat mir auf die Hand, und beinahe wäre ich abgestürzt, aber dann bekam ich wieder einen Draht zu fassen. Ich schrie, so laut ich konnte.
    Dann ging das Licht wieder an und machte das ganze Durcheinander sichtbar. Ein Strom von Beinen und Schuhen trampelte vor meinen Augen vorüber, da die Menschen dem Ausgang zustrebten. Niemand achtete auf mich. Ich versuchte verzweifelt, wieder ein Knie auf die Brücke zu bringen. Die Drähte schnitten in meine Handflächen. Ich wusste nicht, ob ich mich noch lange würde halten können.
    Da tauchte Alan auf. Mit einer geschickten Bewegung packte er mich bei den Armen und zog mich in die Sicherheit zurück. Ich klammerte mich an ihn. Er nahm mich in seine Arme und hielt mich fest, während ich am ganzen Leibe zitterte. Hinter uns strömten Menschen vorbei, bis wir beide schließlich ganz allein mitten auf der Brücke standen.
    »Ist alles in Ordnung mit Ihnen? Was ist denn passiert?«, fragte er und senkte den Kopf, um mir ins Gesicht zu sehen.
    »Jemand wollte mir die Handtasche wegreißen und hat dann versucht, mich von der Brücke zu stoßen«, brachte ich stockend hervor. Ich bemühte mich verzweifelt, nicht in Tränen auszubrechen. »Und man hat mich geschlagen«, fügte ich mit bebenden Lippen hinzu.
    Alan biss die Zähne zusammen. »Wer hat das getan? Wie viele waren es?«
    Am liebsten hätte ich gesagt, fünf oder sechs. Ein Dutzend. Alles Schwergewichte.
    »Nur einer«, gab ich zu. »Zumindest denke ich das. Ich habe ja nichts gesehen.«
    Da waren Schritte auf der Treppe zu hören, und als ich mich umschaute, kam Kyla heruntergelaufen. Selbst bei dem trüben Licht sah man, dass sie leichenblass war.
    »Die Menge hat mich einfach die Treppe hinaufgeschoben«, sagte sie empört. »Ich musste mitlaufen, sonst wären sie über mich hinweggetrampelt.« Sie musterte uns von oben bis unten. »Alles in Ordnung? Einer von euch blutet«, bemerkte sie.
    Erschrocken schaute ich nach unten. Auf Alans schönem weißem Hemd waren tatsächlich Blutflecke zu sehen. Hatte er sich die Hand aufgeschürft, als er mich nach oben zog? Als ich nach seiner Hand griff, sah ich meinen Ärmel. Vom Ellenbogen bis zum Handgelenk war er glatt aufgeschlitzt und blutrot gefärbt. Ich zog den Stoff zur Seite und entdeckte einen feinen Schnitt auf meiner Haut. Bisher hatte ich überhaupt nichts gespürt, aber jetzt fing er an zu schmerzen.
    »Das war ein Messer«, sagte Alan grimmig, hielt meinen Arm und schaute sich die Wunde an. »Ein sehr scharfes. Wahrscheinlich hat man versucht, Ihre Tasche aufzuschneiden. Zum Glück ist die Wunde nicht tief. Aber wir müssen das einem Arzt zeigen.«
    »Und meine Sachen?«, protestierte ich. »Die sind da unten!«
    Der Inhalt meiner Handtasche lag am Boden der Brunnenkammer verstreut. Alan lehnte sich tief über das Geländer, und ich musste an mich halten, um ihn nicht zurückzuziehen. Dort unten war die Tasche, und um sie herum eine Menge Kleinigkeiten. Ich sah auch meine ungeöffnete Brieftasche. Aber die Sachen waren für uns von oben nicht zu erreichen.
    Alan machte ein finsteres Gesicht. »Ich weiß, es war dunkel, aber haben Sie gar nichts bemerkt? Wissen Sie vielleicht, was der Kerl anhatte? War er groß oder klein? Hat er etwas gesagt?«
    Ich dachte scharf nach. »Gesagt hat er nichts, und sehen konnte ich ihn auch nicht. Aber ich denke, er war nicht sehr groß«, antwortete ich schließlich. »Als ich zurückschlug, muss ich ihn an der Schulter getroffen haben. Die schien mir nicht sehr fest zu sein. Aber es ging alles so schnell. Ich bin mir überhaupt nicht sicher.«
    Er zog mich wieder an sich, und sein Arm legte sich schützend um mich. Zu meinem Ärger spürte ich, wie mir eine dicke Träne aus dem Auge quoll und über die Wange lief. Eine zweite folgte. Ich löste mich

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