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Mord inclusive

Mord inclusive

Titel: Mord inclusive Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Janice Hamrick
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vordrangen. Machte sich die ägyptische Sonne auch durch meterhohe Schichten von Kalkstein und Sand bemerkbar, oder lag es an der Körperwärme und den Ausdünstungen der zahllosen Touristen, dass man sich fühlte wie in einer billigen Sauna? Wir rückten immer weiter vor. Ich wünschte, ich hätte ein besseres Gedächtnis. Ich hatte über all das gelesen, was wir nun zu sehen bekamen, aber angesichts der verblassenden Wandmalereien gelang es mir nicht mehr, das Buch der Toten, das Pfortenbuch oder die Litanei des Re aueinanderzuhalten.
    Am Ende einer weiteren kurzen Treppe liefen wir durch einen Torbogen und traten dann unerwartet auf eine hölzerne Brücke. Zu beiden Seiten ging es tief ins Dunkel hinunter. Ich blieb stehen und hielt mich an meiner Tasche fest. Ich hatte fürchterliche Höhenangst, fühlte mich wie eine Maus, die vor einer Schlange erstarrt.
    Kyla hatte ein paar Schritte ohne mich getan und kam dann zurück. Sie sah mich kurz an und rollte die Augen. »Komm, nimm dich zusammen«, sagte sie. »Die Brücke ist doch nicht mal fünf Meter hoch.«
    Ich tat vorsichtig einen Schritt und lugte über den Rand. Sie hatte recht. Bis zum nackten Stein unter uns waren es fünf bis sechs Meter, aber auch das genügte. Die Brücke bestand aus Holzbrettern, gesäumt von einem sehr wackligen Geländer mit Pfosten wie Streichhölzer, die man untereinander mit dünnem Draht verbunden hatte. Als die Leute hinter mir zu murren anfingen, tat ich zögernd einen weiteren Schritt vorwärts. Die Brücke schien zu halten. Zumindest schaukelte sie nicht. Ich hielt mich genau in der Mitte, und meine schwitzenden Hände umklammerten weiterhin die Tasche.
    »Ich frage mich, wozu dieser leere Raum gedient hat«, sagte Kyla und lehnte sich sorglos über das Geländer.
    »Er wird die Brunnenkammer genannt.« Ich war froh, dass meine Stimme nur leicht zitterte.
    »Meine Güte, hast du den ganzen Reiseführer im Kopf ? Aber es sieht nicht so aus, als hätte es hier irgendwann einmal Wasser gegeben.«
    Jetzt beging ich den Fehler, noch einmal hinunterzuschauen. Sofort wurde mir schlecht. Ich fixierte meine Augen auf Kylas Shirt vor mir und atmete tief durch. Ich hörte, wie sie ärgerlich schnaufte.
    »Du machst das gut«, sagte sie ermutigend, wenn auch etwas von oben herab.
    Wir waren gerade mitten auf der Brücke, ich hatte das Ende inzwischen fest im Blick, da ging das Licht aus. Ich war starr vor Schreck. Irgendwer, ich hoffe, nicht ich, ließ einen schwachen Schrei hören, dann begannen alle gleichzeitig zu reden. Ich hatte keine Vorstellung, wie breit der Steg war. Zuerst schien es ringsum stockdunkel zu sein, wie es in Höhlen ist, wenn der Führer das Licht ausschaltet und die Besucher auffordert, ihre Hand vor die Augen zu halten. Ich sah überhaupt nichts. Dann bemerkte ich einen feinen Lichtschein, der von dem höher gelegenen Gang hinter uns kam. Bald hörten wir Stimmen auf Arabisch rufen. Ich spürte, wie mein Herz in der Brust heftig schlug.
    »Soll das ein Spaß sein?«, fragte Kyla eher verärgert als geängstigt.
    Nun fingen die Leute an, sich hin und her zu schieben. Offenbar war niemand begeistert davon, auf einer Brücke über einem dunklen Abgrund zu stehen. Einige Leute von vorn wollten zurück und drängten zum Licht. Ich wurde ein wenig zur Seite geschoben, als sie vorübergingen. Da versetzte mir jemand einen heftigen Stoß. Ich schrie auf und fiel gegen das Geländer. Zum Glück war es stabiler, als es aussah. Neben der Angst abzustürzen empfand ich Wut darüber, dass jemand so brutal drängeln konnte.
    Aber als dann derselbe Jemand meine Tasche packte und sie mir beinahe weggerissen hätte, wurde mir klar, dass es ernst um mich stand. Ich konnte sie gerade noch festhalten, denn ich hatte den Gurt um meinen Arm geschlungen. Ich stieß ebenso heftig zurück. Eine Sekunde später hörte ich, dass etwas zerriss, und spürte einen scharfen Schmerz im Unterarm. Meine Tasche leerte sich, und ich konnte hören, wie der Inhalt unten auf den Steinen aufschlug. Ich ließ die Tasche los und schlug zu, so kräftig ich konnte. Meine Faust streifte mein Gegenüber nur. Der Schlag wurde sofort erwidert und war wesentlich besser gezielt. Er traf mich brutal in der Magengegend. Nach Atem ringend, taumelte ich erneut gegen das Geländer.
    »Jocelyn!«, hörte ich Kyla ein paar Schritte entfernt schreien.
    Der Angreifer trat hart gegen meine Beine, ich drehte mich und stürzte zu Boden. Die Drähte im unteren Teil des

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