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Mord inclusive

Mord inclusive

Titel: Mord inclusive Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Janice Hamrick
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Rucksacks auf den Tisch. Dann nahm ich die Gegenstände nacheinander in die Hand. »Fionas oder Dawns Haarbürste. Lydias Feuerzeug. Jerrys oder Keiths Kugelschreiber. Yvonnes Geldbörse.« Ich legte die Sachen eine nach der anderen wieder in den Rucksack zurück.
    Er ließ einen Pfiff hören. »Was für eine miese kleine Diebin.«
    »Sie hatte auch meinen Lippenbalsam, aber den habe ich mir schon genommen«, sagte ich und blickte ihn dabei etwas trotzig an. »Ich habe bereits am ersten Abend im Hotel bemerkt, dass sie in einer Tasche herumwühlte, die ihr offenbar nicht gehörte. Und am nächsten Tag im Bus habe ich sie erwischt, als sie die Hände in meiner Tasche hatte. Ich denke, sie hat das Handgepäck aller anderen auch durchsucht. Dabei muss sie etwas entdeckt haben, das sie nicht sehen sollte.«
    Wir schwiegen beide eine Weile.
    »Wahrscheinlich werden wir nie erfahren, was es war«, sagte Alan dann mit düsterer Miene.
    »Vielleicht. Aber schauen Sie sich das an.« Ich holte das rote Notizbuch hervor und schlug den ersten Eintrag über den Schmuggel auf.
    Als er ihn gelesen hatte, richtete er sich kerzengerade auf. Dann blätterte er die anderen Seiten durch. Mir fiel ein, was sie über die Schwestern notiert hatte, und ich errötete ein wenig. Es bestand leider nur wenig Hoffnung, dass er es übersah.
    »Sie konnte ziemlich boshaft sein«, sagte ich. »Was sie da  über Kyla und mich geschrieben hat, stimmt natürlich nicht.«
    Er schaute wie einer, der ein Rätsel gelöst hat. Der aha! ruft, wenn ein mathematisches Problem aufgegangen ist. Dann erschien eine kleine Falte zwischen seinen Augenbrauen.
    »Was ist?«, fragte ich.
    »Gar nichts. Aber mir ist eine Idee gekommen. Da könnte man wieder Leute miteinander verwechselt haben.« Er trank sein Bier aus und erhob sich. »Ich muss noch ein paar Dinge klären, doch genau das Teilchen hat in dem Puzzle gefehlt. Sie sind wunderbar!«
    Auch ich stand auf, vor allem jedoch vor Verblüffung. »Was für eine Idee? Was ist Ihnen klar geworden?«
    Er antwortete mir nicht, sondern schob mich rasch zur Tür. »Keine Sorge«, sagte er dabei. »Die Sachen gebe ich Anni, sie wird sie an die rechtmäßigen Eigentümer verteilen.«
    »Einen Moment noch. Was wollen Sie denn jetzt machen?«, fragte ich.
    »Ein paar Dinge klären. Ich muss telefonieren.«
    »Aber ...«, wandte ich ein.
    Er fiel mir ins Wort. »Wir sehen uns heute Abend, okay? Dann erzähle ich Ihnen alles, was ich herausbekommen habe. Außerdem müssen wir beide noch über vieles andere reden.«
    Dann standen wir im Gang, und er schloss seine Tür hinter uns. Er lief zur Treppe und ließ mich mit meiner halbvollen Flasche Bier vor seiner Tür stehen. Ich hatte noch nicht zu Ende gesprochen. Meinen Verdacht gegen DJ oder das merkwürdige Verhalten von Jerry hatte ich nicht einmal erwähnt. Kurz vor der Treppe machte er kehrt, kam zurück, nahm mich bei den Schultern und küsste mich. Ein fester, schneller, wunderbarer Kuss. Dann riss er sich los und lief, zwei Stufen auf einmal nehmend, die Treppe hinab, bevor ich mich auch nur rühren konnte.
    Ich stand einen Moment wie betäubt da und spürte noch den Druck seiner warmen Lippen auf meinen. Was war denn das gewesen? Ein Dankeskuss, ein Abschiedskuss oder etwas ganz anderes? Wie ärgerlich. Die Tatsache, dass es der beste Kuss war, den ich seit Jahren, vielleicht in meinem ganzen Leben bekommen hatte, machte die Sache nur noch schlimmer. Was zum Teufel war nur passiert? Wohin rannte er? Und wieso meinte er, er könne einfach so davonrennen, ohne mir zu sagen, was er herausgefunden hatte? Verdammt noch mal, was glaubte er überhaupt, wer er war? Ich knirschte mit den Zähnen und stieg die Treppe zum Sonnendeck hinauf. Es war Zeit, Kyla zu wecken und uns für Karnak fertig zu machen.
    Außerdem brauchte ich frische Luft.

14. KAPITEL
     
    KARNAK UND CHAOS
     
    Die Spätnachmittagssonne warf einen rötlich glühenden Schein auf unsere kleine Gruppe, als wir uns am Bus versammelten, um zum Tempel von Karnak zu fahren. Die umfangreichste alte Tempelanlage der Welt sollte das große Finale unserer Reise werden. Im Unterschied zu den meisten Denkmälern in Ägypten, die jeweils auf einen einzelnen Herrscher zurückgingen, war Karnak das ehrfurchtgebietende Werk von über dreißig Pharaonen, die das Land eintausenddreihundert Jahre lang regiert hatten. Die riesigen Hallen der Ruinenstadt Karnak repräsentierten den größten Teil der Geschichte Ägyptens. Sie

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