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Mord ist aller Laster Anfang: Ein Mitchell & Markby Roman

Mord ist aller Laster Anfang: Ein Mitchell & Markby Roman

Titel: Mord ist aller Laster Anfang: Ein Mitchell & Markby Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Granger Ann
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bis zum Hals schlug. Die Ursache war ein entferntes Summen und ein metallisches Klirren. Das Haupttor war geöffnet worden. Sie setzte sich auf. Es war kurz vor acht. Auch die Milchflaschen klirrten wieder. Wer auch gekommen sein mochte, er brachte jedenfalls freundlicherweise die Flaschen mit zum Haus. Meredith sprang aus dem Bett, trottete ins Bad, duschte und kam zurück, ohne auf dem Hin- oder Rückweg einer Menschenseele begegnet zu sein. Als sie jedoch die Treppe hinunterging, hörte sie Frauenstimmen, die ihr sämtlich unbekannt waren. Sie ging ihnen nach und hörte ein dumpfes Geräusch, als versuche jemand angestrengt, einen Gegenstand von der Stelle zu bewegen, der nicht nachgab.
Als sie in die große Eingangshalle kam, sah sie unter der Treppe eine Tür, die jetzt offenstand. Aus dieser Tür ragte ein in einen orangefarbenen Nylonoverall gehülltes üppiges weibliches Hinterteil. Das Hinterteil wackelte, begann sich herauszuschieben, und die Gestalt, zu der es gehörte, wurde sichtbar. Eine untersetzte Person mittleren Alters richtete sich ächzend und keuchend und feuerrot vor Anstrengung langsam auf. Triumphierend hielt sie den Griff eines Staubsaugers umklammert, den sie eben aus seinem Verlies geholt hatte.
»Morgen«, begrüßte sie Meredith vergnügt. »Sie sind wahrscheinlich die Dame, die hier wohnt. Ich bin Mrs. Yewell und komme jeden Tag.« Sie knallte die Schranktür zu und holte aus der Tasche ihres Overalls ein gelbes Staubtuch heraus. »Hoffe, Sie haben gut geschlafen.«
»Es geht so«, erwiderte Meredith zurückhaltend. »Der Milchmann hat mich geweckt.«
»Das ist unser Gary«, sagte Mrs. Yewell. »Er muß früh los, weil das ist der Anfang von seiner Runde, verstehen Sie? Kommt von der Molkerei direkt her, fährt dann nach Lower Clanby, um das große Gemeindegut herum, dann runter zum Stützpunkt von der Air Force in Cherton und dann vorüber an den piekfeinen neuen Häusern – die von den Erbschaftsverwaltern, wie es heißt – und dann mit den leeren Flaschen in die Molkerei zurück. Is’ den ganzen Vormittag unterwegs.« Sie zerrte den Staubsauger geräuschvoll durch den Raum. »Das ist ein großes Haus zum Sauberhalten, wirklich wahr. Zuviel für die Köchin allein. Besonders wenn Hausgäste da sind.«
Meredith nahm das als Wink, ihr nicht im Weg zu stehen. Mrs. Yewell schmiß den Staubsauger an und trällerte ein Liedchen aus »South Pacific«. Meredith ging dem tröstlichen Duft von frisch aufgebrühtem Kaffee nach, der aus der Küche kam.
»Was machen Ihre Zähne?« fragte sie die Köchin.
»Er nehmen heraus Weisheitszahn – hier.« Lucia riß den Mund auf und zeigte in die dunkle Höhle. »Es tun sehr weh.«
»Vielleicht sollten Sie den Mund mit Aspirin spülen.« Meredith vermied es, in den geöffneten Schlund hineinzuschauen. »Ich habe auch ein antiseptisches Mundwasser.«
Lucia kicherte. »Ich nicht brauchen Mundwasser von Apotheke. Ich machen selber Mundwasser – damit!« Sie griff in einen Schrank und holte eine Handvoll Salbeiblätter heraus.
»Und die helfen?« fragte Meredith neugierig.
»Darauf Sie dürfen wetten, sind das beste.« Lucia hielt Meredith die Salbeiblätter unter die Nase. »Und Sie kriegen schöne weiße Zähne. Ich kennen alle Medizinen. Ich brauche keinen Apotheker. In mein Dorf in Campania wir haben eine sehr kluge alte Frau. Sie machen alle Medizinen, machen alle gesund. Sie nehmen alles, was wachsen auf dem Land.« Lucia legte den Salbei auf den Tisch. »Ich braten Eier?« Sie machte mit der Hand eine Bewegung, als schlage sie Eier auf.
»Nein, danke. Eine Tasse Kaffee reicht mir.«
Als Meredith sich noch einmal in sie wagte, hatte Mrs. Yewell den Salon schon tadellos in Ordnung gebracht; im Augenblick sang sie »One enchanted Evening«, so daß man unschwer lokalisieren konnte, wo sie sich aufhielt: in der Garderobe im Erdgeschoß. Aus dem Fenster sah Meredith, daß zwischen den Gitterstäben des Tores etwas steckte, das wie eine Zeitung aussah. Sie ging hinaus, um sie zu holen.
Tatsächlich waren es zwei Zeitungen, »The Times« und, diskret darin versteckt, die »Sun«. Als sie die beiden Blätter durch die Stäbe hereinzog, bemerkte sie, daß vor dem Tor noch etwas anderes auf dem Boden lag. Auf den ersten Blick sah es wie ein schmutziger Lappen aus, aber bei genauerem Hinsehen erkannte sie, daß es eine bestimmte Form hatte.
Meredith klemmte sich die Zeitungen unter den Arm, bückte sich, streckte den Arm durch die Stäbe und hob den

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