Mord ist aller Laster Anfang: Ein Mitchell & Markby Roman
gründlich überlegt? Hätte nicht daran gedacht, die Cops hinzuzuziehen? Und hätte mich nicht aus guten Gründen dagegen entschieden?«
Meredith sagte plötzlich: »Im Dorf gibt es kein Polizeirevier. Wo arbeitet Markby, in Bamford?«
»Das nehme ich an.« Elliott musterte Meredith mit einem scharfen Blick.
»Und als ich Sie das erstemal draußen auf dem Weg traf, waren Sie eben mit dem Bus aus Bamford gekommen. Sind Sie dorthin gefahren, weil sie mit dem Gedanken spielten, zur Polizei zu gehen?«
Er rieb sich die blassen Hände; es hörte sich an, als würde man feines Schmirgelpapier über eine Fläche streichen, und Meredith bekam eine Gänsehaut. »Ich gebe zu, ich habe mich in der Stadt nach dem Polizeirevier umgesehen. Es schadet nichts, wenn man weiß, wo es ist. Ich habe es gefunden. Es sieht aus wie alle Gebäude dieser Art. Voll mit Kerlen ohne jede Phantasie, die ihre Zeit absitzen, bis sie ihre Rente kriegen.«
»Heißt das, Sie haben mit dem diensthabenden Sergeant gesprochen?«
»Nicht über die Dinge, die ich gefunden habe. Ich sagte ihm, daß ich daran dächte, mir einen Wagen zu mieten, und fragte ihn, ob ich mit meinem amerikanischen Führerschein hier fahren dürfe. Er sagte: ›Ja, Sir, eine begrenzte Zeit.‹« Elliott erwies sich als überraschend guter Imitator. »›Und denken Sie daran, Sir, daß wir auf der linken Seite der Straße fahren.‹« Elliott schüttelte den Kopf. »Das ist nicht die richtige Anlaufstelle für unser kleines Problem, Meredith.« Er beugte sich vor. »Wir können Markby oder einen seiner Helfershelfer hier nicht brauchen; sie stellen nur Fragen und machen viel Wind. Es sind noch drei Wochen bis zur Hochzeit, drei gottverdammte Wochen! So lange müssen wir den Deckel draufhalten. Drei jämmerliche Wochen. Wir brauchen keine Cops. Wir werden nur schön die Augen offenhalten, Sie und ich. Kommen Sie schon, denken Sie darüber nach. Wenn wir es Markby oder sonst jemandem sagen, ist es unvermeidlich, daß Eve und die Kleine davon erfahren. Evie hat es in den letzten beiden Jahren schwer gehabt, so ausgeflippt, wie die Kleine war. Ganz zu schweigen davon, daß Bob Freeman mit einem Herzstillstand plötzlich tot umgefallen ist. Jetzt ist da die Hochzeit, die ihr Sorgen macht. Gewiß können selbst Sie begreifen, daß das letzte, was sie jetzt braucht, ein solcher Schreck ist?«
Meredith mißfiel das »selbst Sie«, mußte aber zugeben, daß er irgendwie recht hatte. Er sah die Unentschlossenheit in ihrem Gesicht, merkte, daß sie schwankte.
»Vertrauen Sie mir – wir werden allein damit fertig.«
Und wieder ließ sie sich überreden. Es widerstrebte ihr zwar, die Dinge Elliott zu überlassen, doch wenn sie es recht überlegte, widerstrebte es ihr auch, mit dem Problem zu Markby zu gehen. »In Ordnung, aber wenn einer von uns nur noch ein einziges Ding wie dieses findet« – sie schüttelte die Flickenpuppe –, »gehen wir zur Polizei! Und verschweigen Sie mir nichts, Albie. Wenn Sie etwas finden, heraus damit!«
»Vertrauen Sie mir«, wiederholte er. »Für mich hängt eine Menge davon ab. Ich will unter allen Umständen vermeiden, daß einer der beiden Frauen etwas passiert.«
Meredith war zwar alles andere als überzeugt, ging aber trotzdem hinauf in ihr Zimmer und sperrte die Puppe in ihren Koffer. Sie traute Elliott nicht und nahm sich vor, selbst ein besonders scharfes Auge auf alles zu haben. Das nächstemal war Albie vielleicht nicht in der Nähe, um sie zu seinem Standpunkt zu bekehren. Falls es ein nächstes Mal gab. Sie fröstelte. Ihre Vorstellung von einem idyllischen Heim voller Gemütlichkeit mit Chintzbezügen hatte eine oder zwei Dellen bekommen. Sie fragte sich, was für ein Polizist Alan Markby wohl sein mochte. »Er hätte es mir sagen müssen«, murmelte sie verärgert vor sich hin.
Heller Sonnenschein fiel in ihr Zimmer, und es überkam sie wieder das Gefühl, daß alles ein schrecklicher Irrtum oder ein gedankenloser, idiotischer Scherz sein mußte. Doch es ließ sich nicht leugnen, daß da draußen, unter derselben Sonne, jemand lauerte, der einen besonders widerwärtigen Charakter hatte.
Meredith hatte das dringende Bedürfnis, nach draußen an die Luft zu gehen, um sich das ungute, trübe Gefühl, das der Zwischenfall in ihr ausgelöst hatte, von einem frischen Wind wegblasen zu lassen. In der Garderobe – Mrs. Yewell trällerte jetzt ihr Liedchen im Speisezimmer – hing ein buntes Sammelsurium von diversen Kleidungsstücken. Auf dem
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