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Mord ist aller Laster Anfang: Ein Mitchell & Markby Roman

Mord ist aller Laster Anfang: Ein Mitchell & Markby Roman

Titel: Mord ist aller Laster Anfang: Ein Mitchell & Markby Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Granger Ann
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modriger Geruch. In den normannischen Rundbogen des Torgangs waren geometrische Figuren und bizarre grinsende Köpfe eingemeißelt. Sie waren abstoßend. Die Steinmetzarbeiten mit dem Finger nachziehend, entdeckte Meredith eine Schlange, deren Windungen sie bis zum höchsten Punkt verfolgte, wo ein häßliches Gesicht mit gekraustem Laubwerk um die Ohren höhnisch und lüstern schaute. Hier vermischten sich Christentum und vorchristliches Heidentum. Ob dieses Gesicht, das auf sie heruntergrinste, das des Grünen Mannes aus grauer Vorzeit war? Sie rüttelte an der eisernen Klinke, aber das Kirchentor war geschlossen. Eine Notiz hinter einer Plastiktafel gab bekannt, daß der nächste Gottesdienst in vierzehn Tagen stattfinden würde und der Schlüssel zwischendurch bei einem der beiden Kirchenvorsteher abgeholt werden konnte, bei einer Mrs. Honey von der Home Farm oder bei Major Locke, als dessen Adresse »Im alten Schulhaus« angegeben war. Der Bunker, wie Lorrimer das Haus genannt hatte. Meredith lächelte, aber es gefiel ihr hier nicht. Irgend etwas an diesem Ort schreckte einen davon ab, länger zu verweilen. Sie wandte sich um und erstarrte.
Ganz in der Nähe, inmitten der Grabsteine, stand jemand, der sie beobachtete. Eine ältere Gestalt, krumm und griesgrämig, spähte, eine riesige altmodische Sense in der Hand, über einen Grabstein hinweg zu ihr herüber. Meredith rührte sich nicht. Als die Gestalt merkte, daß sie entdeckt worden war, begann sie in einer Art davonzuwieseln, die Meredith bekannt vorkam. Schlagartig gewann sie die Gewalt über ihre Stimme und ihren Körper zurück, rief laut: »Bert! Warten Sie einen Moment!« und setzte ihm nach.
Der alte Mann blieb stehen und wartete auf sie, wobei er sein primitives landwirtschaftliches Gerät abwehrbereit in die Höhe hob, als fürchtete er, sie könnte ihm gefährlich werden.
»Guten Morgen«, sagte sie forsch. »Ich bin Miss Mitchell und wohne im alten Pfarrhaus.«
»Ah –« brummte er. »Hab’ Sie gestern gesehn.«
»Das ist richtig. Ich wollte mir gerade die Kirche ansehen, doch sie ist abgeschlossen, deshalb dachte ich, daß Sie mir vielleicht sagen können, was ich tun soll.«
»Major Locke, er hat den Schlüssel«, erwiderte Bert mürrisch. »Sonst weiß ich nichts.«
»Aber Sie haben doch Ihr ganzes Leben hier verbracht«, schmeichelte Meredith. »Und Sie arbeiten offensichtlich sehr hart, damit der Friedhof ordentlich aussieht. Sie müssen viele Veränderungen hier miterlebt haben.«
Bert schien durch ihre Worte besänftigt. »Ah, un’ immer is’ alles nur schlimmer worden. Sie zahl’n mir ’n Fünfer im Monat, damit ich aufm Friedhof das hohe Gras schneide.« Er schlurrte weiter und sagte zischend: »Ich nehm’s mit nach Haus für’n Kompost.«
»Wofür bitte?«
»Kompost«, wiederholte Bert ärgerlich. »Hier aufm Friedhof wächst schönes, saftiges Gras. Ich nehm’s mit nach Haus für mein’ Komposthaufen. Wird großartiger Kompost draus. Ich tu ihn in meine Bohnenfurchen. Krieg schöne Bohnen aus’m Friedhofsgras. Schöne Tomaten un’ alles. Hab’ damit schon Preise gewonnen, hab’ ich nur dem Gras vom Friedhof zu verdanken!« Er sah grinsend zu ihr auf wie ein triumphierender Kobold. Die Ähnlichkeit mit einem der grotesken Köpfe über dem Kirchentor war auffallend groß.
Meredith sah ihn entsetzt an, sie wußte nicht, ob ihm überhaupt klar war, was er da gesagt hatte. Oder vielleicht war es ihm auch egal, daß er seine preisgekrönten Gemüse der Fruchtbarkeit zu verdanken hatte, die aus Tod und Verwesung kam. Meredith konnte nur hoffen, daß Berts Gemüse nicht auch den Weg in die Küche der alten Pfarrei fand.
»Alles Fremde!« rief Bert plötzlich grimmig. Er stampfte mit dem Sensenstiel auf den Boden. »Das Dorf is’ nich’ mehr, was es war. Is’ nich’ richtig. Hab’ noch Mr. Markby gekannt, den alten Pfarrer, der im Pfarrhaus gewohnt hat, als es noch ’ne anständige Pfarrei gegeben hat. Mr. Markby, der hat kein’ Unsinn geduldet. Wenn der einen Chorjungen ertappt hat, wo in einer hinteren Bank Unsinn gemacht hat, hat er mitten im Satz aufgehört zu reden, is’ nach hinten gegangen un’ hat dem Lümmel ordentlich die Ohr’n langgezogen.«
»Ein Mr. Markby hat gestern im Pfarrhaus zu Abend gegessen.« Meredith nutzte die Informationsquelle schamlos aus.
»Den kenn’ ich, is ’n Polizist«, sagte Bert säuerlich. »Hab’ mit der Polizei nix zu tun. Hinterhältige Kerle. Schnüffler. Früher waren die

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