Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Mord ist aller Laster Anfang: Ein Mitchell & Markby Roman

Mord ist aller Laster Anfang: Ein Mitchell & Markby Roman

Titel: Mord ist aller Laster Anfang: Ein Mitchell & Markby Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Granger Ann
Vom Netzwerk:
Markbys richtige Herrn. Solche gibt’s heutzutage nich’ mehr. Dafür leben jetz’ die bei uns, die Geld haben und nix sonst.« Er grunzte verächtlich und warf einen bedeutungsvollen Blick auf das durch die Bäume sichtbare Dach der alten Pfarrei. »Lock’re Weibsbilder. Angestrichene Weibsbilder. Auch die drüben in der Pfarrei. Der alte Pfarrer tat sich im Grab umdrehn, wenn er das wissen tat!«
Eve wäre entzückt über diese Klassifizierung, dachte Meredith amüsiert.
»Haben nach ’m letzten Krieg ihr Geld verlor’n«, sagte Bert. »Das ganze Land hier ’rum hat ihnen gehört, den Markbys, hat aber ein Stück nach ’m anderen verkauft werden müssen. Die Erbschaftssteuern, die hab’n sie kleingekriegt.«
»Ich verstehe.«
»Meine Frau«, sagte Bert, plötzlich redselig geworden.
»Das is’ sie, dort drüben.« Er zeigte auf einen Punkt hinter Meredith.
Sie drehte sich um, darauf gefaßt, daß eine weibliche Version von Bert sich unhörbar genähert hatte und nun hinter ihr stand, erblickte statt dessen jedoch einen Grabstein, der bei weitem nicht so alt war wie die anderen und die eingemeißelte Inschrift trug:
    ADA
Geliebte Ehefrau von Herbert Yewell
Gestorben am 21. Januar 1978 Bis wir uns wiedersehen Yewell. Früher hatte es im Dorf vermutlich nur fünf
    oder sechs Familiennamen gegeben, und die eine Hälfte der Einwohner war mit der anderen Hälfte verwandt. Sie fragte sich, welche Beziehung wohl zwischen Mrs. Yewell, Eves Haushaltshilfe, und Bert bestand und wieviel von dem, was in der alten Pfarrei vorging, an Bert und das übrige Dorf weitergetratscht wurde.
    »Ja, das is’ sie«, sagte Bert mit Nachdruck und zeigte auf den Stein. »Das is’ meine Frau. Als junges Mädchen und wie ich ihr den Hof gemacht hab’, war sie Stubenmädchen beim alten Mr. Markby, dem Pfarrer. Nicht Hausmädchen, bitte! Stubenmädchen!« Er funkelte Meredith finster an.
    Sie nickte, um ihm zu zeigen, daß sie die feinen Rangunterschiede beim Hauspersonal wohl zu würdigen wußte.
    Bert kicherte vergnügt in sich hinein. »Sie durfte keine Verehrer haben. Der alte Pfarrer hat’s nich’ geduldet. Also is’ sie immer zur hinteren Gartentür runtergekommen, und ich hab’ sie am Abend dort getroffen. Hab’ in der Love Lane auf sie gewartet.« Bert machte ein finsteres Gesicht. »Is’ alles vorbei. Gibt kein’ Anstand mehr. Nur Schlechtigkeit un’ Sünde. Sodom un’ Gomorrha hat der alte Mr. Markby genannt, was jetz’ überall so getrieben wird. Dieser junge Kerl, mein Nachbar – macht diese klein’ Töpfe. Das is’ doch keine Arbeit für ein’ Mann. Ein fauler Kerl is’ das, wenn Sie mich fragen. Scheint aber trotzdem Geld in der Tasche zu hab’n. Hockt jeden Abend im ›Dun Cow‹ an der Theke. In sei’m Alter hatt’ ich nie Geld. Hab’ für mein’ Vater gearbeitet und fünf Shilling die Woche gekriegt – un’ meine Mutter hat mir vier wieder abgenommen für den Unterhalt!« Bert dachte mit einer Art finsterer Befriedigung über diese uralte Ungerechtigkeit nach. Plötzlich richtete er den boshaft flackernden Blick wieder auf Meredith. »Er hat Frauen dort«, sagte er heiser. »Lock’re Weibsbilder. Ich hör’ sie streiten. Frauen, dies besser wissen müßten.«
    Unvermittelt wandte er sich ab und begann einen Streifen Brennesseln mit der Sense zu bearbeiten.
»Was hat sich im Dorf sonst noch verändert, Bert?« fragte Meredith, aber sie wußte, daß es vergeblich war.
Bert hatte beschlossen, daß er schon genug Zeit an sie verschwendet hatte. »Hab’ meine Arbeit«, knurrte er mürrisch. »Sie zahl’n mir ’n Fünfer dafür, daß ich das mach’.« Er kehrte ihr den Rücken und entfernte sich, rhythmisch die Sense schwingend. Meredith konnte ihn nicht dazu bewegen, noch ein einziges Wort zu sagen.
Sie ging zwischen den Gräbern weiter und blieb ab und zu stehen, wenn sie einen interessanten Grabstein sah. Wie sie vermutet hatte, kamen einige Familiennamen immer wieder vor. Es gab auch mehrere Yewells. Ein kleines, neueres Rechteck aus dunklem Marmor, flach in den Rasen gesenkt, wies auf ein Urnengrab hin. Die Inschrift lautete schlicht: Esther Russell, darunter stand ein Datum. Es mußte die Grabstätte von Peter Russells verstorbener Frau sein, die zwar ihre Ruhe gefunden hatte, aber immer noch Gegenstand schmerzlicher Gerüchte war.
Die Beerdigungen mußten früher hier viel prunkvoller gewesen sein, zumindest einige. Am anderen Ende des Friedhofs war in der Ecke eine Fläche mit einem

Weitere Kostenlose Bücher