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Mord ist aller Laster Anfang: Ein Mitchell & Markby Roman

Mord ist aller Laster Anfang: Ein Mitchell & Markby Roman

Titel: Mord ist aller Laster Anfang: Ein Mitchell & Markby Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Granger Ann
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einsam sein. Besonders seit Bob gestorben war. Voller Unbehagen dachte Markby an die verschlossene Tür mit den frisch geölten Angeln und dem ebenso frisch geölten Riegel am Ende des Gartens. Sie führte in das Gäßchen, und haargenau gegenüber war ein Loch in Lorrimers Hecke, durch das man in seinen Garten gelangte. Wer ging so regelmäßig zu ihm, daß die Tür sorgfältig instand gehalten wurde?
Eve Owens mußte in den Vierzigern sein, und Lorrimer war vierundzwanzig gewesen – was nichts zu bedeuten hatte. Aber heutzutage machten sich die Menschen nicht mehr die Mühe, so diskret zu sein. Wenn Eve Owens Lorrimer zu ihrem Spielgefährten gemacht hätte, hätte sie ihn zu sich ins Pfarrhaus geholt. Vielleicht aber auch nicht – wegen ihrer Tochter? Weil sie die Skandalpresse fürchtete? Oder weil die Affäre schon zu Lebzeiten von Robert Freeman begonnen hatte?
Oder war es das Mädchen, überlegte er, das hinausschlüpfte, um Lorrimer zu treffen? Sara war mit diesem Intelligenzbolzen aus der Stadt verlobt. Markby sollte ja ihren Brautführer machen, und als ihm das einfiel, wurde seine Laune noch schlechter. Er wußte noch immer nicht so recht, warum gerade er es machen sollte, obwohl Laura behauptete, er sei der einzige respektable Bekannte von Eve Owens, was gehässig war und nicht zutraf. Es war nicht mehr als die abenteuerliche Behauptung einer Anwältin – und eine, die auf eine gewisse persönliche Antipathie seiner Schwester gegen Miss Owens schließen ließ. Eve hätte Russell bitten können. Oder einen von Bobs Geschäftsfreunden. Doch sie hatte ihn gebeten. Also, wie war das mit Sara? Hübsches, lebenslustiges Mädchen trifft gutaussehenden, armen jungen Künstler … Das klang doch nicht schlecht. Aber würde sie deswegen ihre Hochzeit aufs Spiel setzen?
Man durfte natürlich auch Mr. Elliott nicht vergessen. Für Markby bestand kaum ein Zweifel daran, daß der Gentleman schwul war; nach seiner Einschätzung gehörte er zu der leicht tuntenhaften Sorte. War Philip Lorrimer bisexuell gewesen? Schlich Elliott zur Gartentür, um sich heimlich mit ihm zu treffen?
»Verdammt und zugenäht!« sagte Markby zu seinem leeren Teebecher.
KAPITEL 7 Im Pfarrhaus fing der nächste Tag wirklich sehr unerfreulich an. Zu ihrem Mißvergnügen stellte Meredith fest, daß sie, weil sie Lorrimers Leiche gefunden hatte, zu unerwünschtem Ruhm gelangt war. Wann immer sie den Fuß ins Freie setzte, wurde sie von Dorfbewohnern umringt, die sie stumm und neugierig anstarrten, als würden sie sich fragen, ob sie eine gute oder eine böse Hexe war. Es war nicht der einzige Grund, warum sie und alle anderen Bewohner des Pfarrhauses praktisch wie im Belagerungszustand leben mußten. Die Nachricht von Lorrimers Tod gleichsam auf der Türschwelle einer Persönlichkeit, über die etwas zu lesen die breite britische Öffentlichkeit nie müde wurde, war der nationalen Presse zu Ohren gekommen, und eine Horde nachlässig gekleideter Personen mit Tränensäcken unter den Augen, die sich alle ziemlich merkwürdig in dieser ländlichen Umgebung ausnahmen, hatte sich daraufhin im Dorf niedergelassen und war nun jedermann im Weg. Und an der zurückhaltenden Art der Dorfbewohner nahm sie sich natürlich auch kein Beispiel.
»Stellt euch das mal vor«, berichtete Mrs. Yewell staunend, »einer der Kerle hält mich auf, als ich zur Arbeit gehe, und fragt mich, ob Miss Owens mit diesem Töpferburschen befreundet war. ›Kümmern Sie sich um Ihren eigenen Kram‹, hab ich ihm gesagt. Glaubt der vielleicht, ich tratsche mit Fremden? ›Von mir erfahren Sie nix‹, hab ich ihm gesagt.« Meredith vermutete, daß diese ganze Rede für den Gentleman wahrscheinlich aufschlußreicher gewesen war, als eine schlichte, direkte Antwort es hätte sein können.
Dann rief, kurz vor dem Lunch, Jonathan Lazenby an. Er hatte einen Bericht im Autoradio gehört. Was gehe da unten eigentlich vor, und warum habe man ihn nicht informiert?
Meredith, die den Anruf entgegennahm und nicht gerade bester Laune war, erwiderte schroff: »Warum, zum Teufel, sollte man Ihnen Bescheid geben?«
»Hören Sie«, sagte er wütend, »die verdammte Presse wird dort bald überall herumschnüffeln.«
»Was heißt bald? Sie ist schon hier.«
»Sehen Sie? Man wird Eves Bild in allen Zeitungen finden, obwohl das Ganze mit ihr nichts zu tun hat, so was Blödes. Sagen Sie Eve, sie soll mit ihrem Anwalt sprechen, er soll eine Erklärung aufsetzen.«
»Worüber denn, um Himmels willen?«

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