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Mord ist aller Laster Anfang: Ein Mitchell & Markby Roman

Mord ist aller Laster Anfang: Ein Mitchell & Markby Roman

Titel: Mord ist aller Laster Anfang: Ein Mitchell & Markby Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Granger Ann
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Katzen gestritten. Sie, Meredith, haben ihn am Vormittag getroffen, und da hatte er schon Krämpfe und mußte sich übergeben. Das ist das letzte, was wir sicher wissen. Was hat er am Nachmittag und am Abend getan? Er war nicht im ›Dun Cow‹. War er zu Hause, krank?«
Meredith legte den Löffel weg. Ihre Wangen glühten, aber jetzt kam sein Geflügelsalat, und das Gespräch brach ab. Markby nahm Messer und Gabel und sah sich genau an, was auf dem Teller war. Er merkte, daß Meredith ihn geradezu feindselig anstarrte. Allmählich gewöhnte er sich daran, wünschte jedoch, es wäre anders. Er hätte sie lieber häufiger lächeln sehen. Nachdem er den Geflügelsalat argwöhnisch betrachtet hatte, schob er ein Stück Kartoffel an den Tellerrand. »Wie finden Sie England nach so vielen Jahren im Ausland?« fragte er neugierig.
»Ich komme ziemlich oft nach Hause!« Die braunen Augen blitzten ihn an, dann fügte sie aufrichtig hinzu: »Um die Wahrheit zu sagen, ich finde es merkwürdig. Ich fühle mich hier wie eine Fremde. Ich habe keine Verwandten, außer Eve. Keine Eltern mehr, keine Geschwister. Wenn ich welche hätte, würde ich mich bestimmt auf jeden Heimaturlaub freuen.«
»Warum haben Sie sich einen Job gesucht, der Sie so häufig ins Ausland führt?« Noch während er es aussprach, war ihm klar, daß das im Grunde eine idiotische Frage war – und eine impertinente dazu. Der Blick, den sie ihm zuwarf, bestätigte seine Annahme. »Tut mir leid«, entschuldigte er sich. »Das hätte ich nicht fragen dürfen. Es hat mit meinen derzeitigen Ermittlungen nichts zu tun.«
Sie betrachtete versonnen seinen Salat, als sei sie über die Zusammenstellung der einzelnen Zutaten verblüfft. Und Markby fing an, sich zum zweitenmal ernsthafte Gedanken über das zu machen, was da vor ihm auf dem Teller lag.
»Warum sucht man sich einen Beruf aus?« fragte sie ruhig. »Wieso sind Sie Polizist geworden?«
»Es hat mich fasziniert, das Gesetz praktisch anzuwenden und das auszuprobieren, was man früher so elegant mit dem Ausdruck ›Crimineller Verstand‹ zu umschreiben pflegte. Meine Schwester ist praktizierende Anwältin, und sie ist sehr gut, aber diese Art Gesetz, bei dem man in Akten wühlt und Kleingedrucktes lesen muß, ist nichts für mich.«
»Sie scheinen ja die gesamte Gerichtsbarkeit untereinander aufgeteilt zu haben«, sagte sie.
Er grinste. »Nein, uns fehlt ein Richter in der Familie.«
»Um Richter zu werden«, sagte sie in ernstem Ton, »muß man ein ganz besonderer Mensch sein. Man muß fähig sein, kühl über den Dingen zu stehen, darf sich nicht von Gefühlen leiten lassen und muß sicher sein, daß der eine Faden, den man aus dem wirren Knäuel herausgezogen hat, der richtige ist.«
»Nein«, sagte er, »so muß ein Kriminalbeamter sein.«
Sie sah ihn einen Augenblick forschend an, und er fand es auf einmal bedauerlich, daß sie keine Ahnung hatte, wie ausdrucksvoll ihre von dichten Wimpern umrahmten braunen Augen waren. Plötzlich sagte sie lebhaft: »Nun ja, ich war gut in Sprachen, wollte reisen, habe nichts gegen ein gewisses Maß an Papierkrieg und störe mich nicht daran, zu den unmöglichsten Zeiten hinausgerufen zu werden. Ich hatte das Gefühl, diese Laufbahn könnte mir Spaß machen.« Sie bückte sich und hob ihre Tasche auf. »Tut mir leid, aber ich kann nicht bleiben, bis Sie mit dem Lunch fertig sind. War nett, Sie zu treffen. Genießen Sie Ihren Salat.«
Sie hatte ihn überrumpelt. Er hatte den Mund gerade voller Geflügelsalat, wollte aufstehen, umklammerte seine Serviette und stieß die Speisekarte in ihrem Plastikständer vom Tisch.
»Bitte bleiben Sie doch sitzen«, sagte Meredith freundlich und war weg, bevor er mit seinem vollen Mund etwas erwidern konnte. An der Kasse blieb sie stehen, um ihre Rechnung zu bezahlen. Sie schaute sich nicht mehr zu ihm um. Markby schob den Salat von sich. Er hatte kaum etwas gegessen.
    Meredith ging zurück zu ihrem Wagen, setzte sich hinein und starrte, ohne etwas wahrzunehmen, durch die Windschutzscheibe. Sie war froh, daß sie nur eine Suppe bestellt hatte, denn ihr war übel. Es war dumm, sich von einer kurzen, ziemlich simplen Unterhaltung so aus dem Gleichgewicht bringen zu lassen, aber es war passiert, und zwar aus zweierlei Gründen.
    Da war erstens Sara. Die arme Sara – sie war keine Schauspielerin wie ihre Mutter, und als sie in seinem Büro miteinander gesprochen hatten, mußte Markby ihr angemerkt haben, daß sie mit etwas hinter dem Berg

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