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Mord ist aller Laster Anfang: Ein Mitchell & Markby Roman

Mord ist aller Laster Anfang: Ein Mitchell & Markby Roman

Titel: Mord ist aller Laster Anfang: Ein Mitchell & Markby Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Granger Ann
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vielleicht Teepause. Hinten.«
    Gary war nicht »hinten«, und er war auch nicht bei der Verladerampe. Am Ende fand sie ihn in dem Bereich, wo die Lieferwagen gewartet wurden; er unterhielt sich gerade mit einem anderen Jungen in einem ölverschmierten Overall. Der Übelkeit erregende Milchgeruch wurde hier durch beißende Abgase und Öldämpfe ersetzt. Gary war blaß, picklig und mürrisch.
    »Wer sind Sie?« fragte er verdrießlich. »Wahrscheinlich werdet ihr nicht eher zufrieden sein, als bis ich mein’ Job verloren habe. Die Bullen waren so oft hier, daß ich gar nich’ mehr weiß, wie oft, und zweimal mußt’ ich schon zum alten Cooper ins Büro. Ich weiß rein gar nichts darüber. Stell’ nur die Milch vor die Tür.«
    »Tut mir leid, daß ich Ihre Zeit in Anspruch nehme«, sagte Meredith. »Ich möchte nur wissen … Sie kommen sehr früh ins Dorf. Ist um diese Zeit schon jemand wach? Sehen Sie viele Leute?«
    Er zuckte mit den Schultern. »Nein. Was denn, so früh am Morgen? Der alte Kerl in dem Cottage gegenüber is’ im Sommer manchmal schon wach und buddelt in seinem Blumengarten hinterm Haus. Das is’ mein Großonkel Bert, ein mieser alter Knacker, und ich will nichts zu tun haben mit ihm. Ich hör’ ihn husten, aber ich seh ihn nich’, weil ich die Milch vorn abstelle.«
    »An der Haustür?« Meredith runzelte die Stirn. »Mr. Lorrimer haben Sie morgens auch nie gesehen?«
    »Den Kerl, den jemand um die Ecke gebracht hat? Nein. Nie. Hat morgens immer noch gepennt. Das Haus war immer so still wie ’n Grab …« Gary unterbrach sich und kicherte. »Hab’ ihn nur jeden Freitagabend gesehn, wenn ich im Dorf das Geld kassiert hab’.«
    »Sie sind mit Mrs. Yewell verwandt, die im Pfarrhaus saubermacht, nicht wahr?« fragte sie.
»Ja … Tantchen Pearl. Mit mei’m Onkel Walter verheiratet. Da geh ich jeden Freitag hin, nachdem ich das Geld kassiert hab’, und krieg’ meinen Tee.«
»Erzählt Mrs. Yewell manchmal etwas aus dem Pfarrhaus? Von ihrem Job? Ihrer Arbeitgeberin?«
»Nö.« Gary warf ihr einen entrüsteten Blick zu. »Hab’ sie immer gefragt, weil ich dachte, sie erzählt vielleicht mal was, was ich an die Zeitung verkaufen könnt’. Na ja, die zahlen doch für solches Zeug, oder? Aber sie sagt nie was. Nie was Interessantes – nix über Sex oder so. Wieso interessieren Sie sich überhaupt dafür?« In Garys engstehenden Augen glitzerte es.
»Aus rein privaten Gründen«, erwiderte Meredith mit fester Stimme. »Hier, trinken Sie ein Glas auf mein Wohl.« Sie gab ihm einen Fünfer.
»Oh, danke auch«, sagte er. »Tut mir leid, daß ich Ihnen nich’ helfen kann, Lady.«
Meredith ging ins Büro zurück und fragte: »Kann ich bei Ihnen einen halben Liter Milch kaufen?«
»Aber ja, ich denke schon«, sagte das Mädchen mit den blaßblonden Haaren. »Einunddreißig Pence. Hier, nehmen Sie die. Sie ist von heute. Hab’ sie eben geholt.« Sie holte eine Flasche von einem Tisch hinter ihr, auf dem ein elektrischer Wasserkessel und eine Tüte mit Zucker standen.
Meredith nahm die Flasche ins Auto mit und schob sie vorsichtig in ihren Einkaufsbeutel neben Tobys Worcestersauce. Sie fuhr die halbe Strecke zum alten Pfarrhaus zurück und bog dann in die Einfahrt zu dem Landwirtschaftsbetrieb ein, wo sie auf dem Rückweg von der gerichtlichen Untersuchung schon einmal angehalten hatte. Sie holte die Milchflasche heraus und sah sich den Verschluß genau an. Dann fuhr sie mit dem Fingernagel vorsichtig unter den Rand der Alufolie. Es klappte. Der Aluminiumverschluß ließ sich ohne Schwierigkeiten abheben, und er blieb unversehrt und völlig glatt. Sie verschloß die Flasche wieder. Es war durchaus machbar, soviel stand fest, aber damit deutete sich eine Möglichkeit an … Eine Möglichkeit, die ihr ganz und gar nicht gefiel. Ob Markby wohl das gleiche Experiment angestellt hatte, und ob ihm derselbe Gedanke gekommen war?
KAPITEL 9 Das Wochenende begann schlecht, doch vielleicht war es auch nicht anders zu erwarten gewesen. Am Freitag, kurz vor dem Lunch, verkündete ein Summton, daß jemand am Tor war. Ein weißer Porsche fegte die Zufahrt herauf und hielt schwungvoll vor der Haustür. Jonathan Lazenby stieg aus. Er trug eine ärmellose grüne Steppjacke über einem Pullover und eine karierte Mütze. Die Mütze flott in die Stirn gerückt, holte er seinen Koffer aus dem Wagen.
Meredith, die ihn durch das Fenster beobachtete, sagte sich, daß er ganz bestimmt grüne Gummistiefel getragen hätte,

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