Mord ist auch eine Lösung
Getränk war, wenn man auch nicht absolut sicher sein kann.«
»Es werden also Leute im St. Margaret’s Court befragt?«
»Stimmt genau. Wir überprüfen auch die Vorgeschichte einiger Personen. Ein Kellner ist abgehauen, ein Mann namens Aloysius Rodriguez. Wir erkundigen uns über ihn gerade bei der Einwanderungsbehörde. Du weißt ja, wie viele Ausländer in Bath arbeiten. Niedrige Löhne und so weiter …«
Honey war sich völlig darüber im Klaren, dass das Hotel- und Gaststättengewerbe zusammenbrechen würde, wenn es nicht die vielen ausländischen Arbeitskräfte gäbe. Die meisten waren ganz legal im Land. Manche allerdings auch nicht. Es war davon auszugehen, dass sich Aloysius Rodriguez illegal in England aufhielt und dass ihn die Polizei im Haus ein wenig nervös gemacht hatte. Also hatte er sich abgesetzt.
Dohertys Stimme drang in ihre Gedanken vor und brachte sie wieder zum Mordopfer zurück. »Fällt dir jemand ein, der Philippe genug gehasst hat, um ihn umzubringen?«
Sie zermarterte sich das Hirn, während sie sich die Kekskrümel aus dem Mundwinkel leckte. »Eigentlich nicht. Manchen Leuten haben seine drapierten Brokatstoffe oder korallenroten Möbelpolster nicht sonderlich gefallen, und Kunden können ja ganz schön zickig werden, wenn ein Farbvorschlag nicht nach ihrem Geschmack ist. Ich glaube allerdings nicht, dass sie wütend genug wären, um ihn umzubringen – na ja, ziemlich heftig könnten sie schon mal reagieren …«
»Ach, wirklich?«, fragte Doherty überrascht. Seine Wohnung hatte ein maskulines Ambiente, war ordentlich und funktionell, nicht gerade der Traum eines Innenarchitekten. Nur seiner. Dohertys Finger strichen über das Tombola-Los in der Jackentasche.
|91| »Ich wollte dich fragen, ob du heute Abend schon was vorhast. Wir könnten dann noch mal alles durchgehen …«, fügte er vorsichtig hinzu.
Obwohl sie sein Zögern bemerkte, stellte sich Honey vor, wie der Abend sein würde. Sie würden auf Barschemeln am Tresen des Zodiac sitzen. Ihre Knie würden einander berühren. Das war ein angenehmer Gedanke. Sie sagte zu.
»Gleiche Zeit, gleicher Ort.«
Honey ahnte nicht, dass Doherty am anderen Ende der Leitung das Tombola-Los noch einmal ganz gründlich musterte, ehe er es wieder in der Tasche verschwinden ließ. Er konnte es kaum glauben. Er hatte tatsächlich mal Glück gehabt. Der Manager des St. Margaret’s Court Hotels hatte ihn am Morgen angerufen und ihm mitgeteilt, er hätte ein Diner mit fünf Gängen und Champagner und eine Übernachtung in der Hochzeitsuite gewonnen. Jetzt musste er nur noch all seinen Mut zusammenkratzen und Honey fragen, ob sie sich zu ihm gesellen würde.
Honey hatte heute noch jede Menge Termine. Erst einmal wollte sie nachsehen, was die Maler machten. Am Empfang schien es verdächtig ruhig zu sein. Sie ging nachschauen.
|92| Kapitel 12
Nur das Klappern von Frau Hoffners Stricknadeln störte die Stille im frisch gestrichenen Empfangsbereich. Herr Hoffner war nirgends zu sehen. Die Maler auch nicht. Die Farbtöpfe waren noch genau da, wo sie am Vorabend gestanden hatten. Die Abdeckplanen lagen wie bisher auf dem Fußboden.
»Schläft Ihr Mann heute einmal ein bisschen länger?«, fragte Honey Frau Hoffner und wünschte ihr einen guten Morgen.
Die hellen Augen der freundlichen Dame zwinkerten ihr über die Lesebrille hinweg zu. Ein strahlendes Lächeln breitete sich über ihr Gesicht.
»Die Maler sind zu einem anderen Job losgezogen. Sie haben Wilhelm gebeten, sie zu begleiten. Er hat die Gelegenheit sofort beim Schopf gepackt.« Sie war offenbar außerordentlich erfreut darüber.
»Es macht Ihnen nichts aus?«, erkundigte sich Honey.
»Ich habe nichts dagegen einzuwenden.«
Das fand Honey ein wenig überraschend. Frau Hoffner war erfrischend pragmatisch, aber Honey konnte sich einen Kommentar nicht verkneifen. »Manche Frauen würden die Scheidung einreichen, wenn ihr Mann im Urlaub einfach ohne sie loszöge.«
»Mir macht das gar nichts aus. Ich genieße meine Ferien. Ich kann hier sitzen und stricken und nachdenken. Wilhelm macht auch, was er gern tut. Wir sind beide glücklich und zufrieden.«
»Sie sind wohl schon sehr lange verheiratet«, meinte Honey. Es war eher ein Kommentar als eine Frage. Die beiden |93| gingen ungeheuer tolerant miteinander um. Weil sie so glücklich waren, hatte diese Ehe lange gehalten.
»Vierzig Jahre«, sagte Frau Hoffner. »Wir sind sehr glücklich miteinander.«
Ja! Das war’s! Nur so ging
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