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Mord ist auch eine Lösung

Mord ist auch eine Lösung

Titel: Mord ist auch eine Lösung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jean G. Goodhind
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ohne ein einziges Wort so viel ausdrücken konnten. Dass Baby Bronica ihre Gesellschaft sehr zu schätzen wusste, brachte sie aber auch nicht weiter.
    Die Tragetasche in der einen Hand, einen Stapel Laken unter den anderen Arm geklemmt, arbeitete sich Honey von einem Gästezimmer zum anderen durch. Sie flitzte um die Betten herum, schlug die Laken ein, ruckelte an der Tragetasche, flitzte ins Bad, schwenkte die Klobürste, füllte Teebeutel und den Kaffee auf – mit einem Baby im Schlepptau dauerte alles viel länger.
    Aber jedem Baby reißt irgendwann der Geduldsfaden. Schließlich brüllte Bronica aus voller Lunge, und ihr Gesicht sah ziemlich ähnlich aus wie das einer dieser russischen Matrjoschkas mit den knallroten Wangen.
    Es ging nicht anders: Honey nahm sie hoch. Das Kind |99| machte schmatzende Geräusche. Aus Versehen hatte Honey gleich auch das Kopfkissen mit gefasst. Darunter kam ein Fläschchen zum Vorschein. Aha, Anna war also doch nicht den Besserwisserinnen aus den Stillgruppen auf den Leim gegangen!
    Honey konnte die Erleichterung auf Bronicas Miene ablesen und setzte die Flasche an. Es war nicht mehr viel Milch drin, aber es reichte. Zufrieden ließ sich Bronica gern wieder in ihr Bettchen legen.
    Honey seufzte erleichtert.
    Danach war sie viel schneller mit den Zimmern fertig. Sie begann leise vor sich hin zu summen, höchst erfreut, dass sie so gut vorankam. Wer brauchte denn Personal?
    »Pst!«
    Mary Jane erschien in der Tür.
    »Ich muss dir leider sagen, dass sie noch immer strickt. Kannst du es nicht hören? Kriegst du da nicht auch Lust, ihr eine von ihren verdammten Nadeln zwischen die Rippen zu rammen?«
    Sie sagte das, als sich Honey gerade über einen großen Sack mit Schmutzwäsche beugte. Offensichtlich hatte Mary Jane ihren Brunch hinter sich. Honey musste zugeben, dass ihr Dauergast ein wenig bleich aussah und dass die Falten in ihrem Gesicht ein wenig tiefer wirkten als sonst. Aber dieser Kommentar – nun, der war nicht gerade typisch Mary Jane.
    »Könntest du die Dinger nicht konfiszieren?«, fragte Mary Jane mit hoffnungsvoller Stimme.
    Honey zog den Wäschesack fest zu. Die Männer, die die Schmutzwäsche abholten, beschwerten sich, wenn auf dem Weg zum Lieferwagen dreckige Laken und Handtücher herausfielen. Aber das war nicht der einzige Grund, warum sie sich so auf ihre Arbeit konzentrierte. Sie dachte gerade, dass es ihrem Ruf kaum zuträglich wäre, wenn sie die Stricknadeln eines Hotelgasts beschlagnahmte.
    »Mary Jane, du solltest dich nicht so darüber aufregen. Lass mich das hier nur eben fertig machen, und dann setzen |100| wir uns in den Wintergarten und besprechen die Sache, okay?«
    Mary Jane mahlte mit dem Kiefer und knirschte mit den Zähnen. »Ich höre dieses Klick-Klack sogar im Schlaf. Es verfolgt mich den Korridor hinunter und auf die Straße. Ich frage mich, wie ihr Mann das aushält. Kein Wunder, dass der mit den Malern abgezogen ist.«
    »Ach ja?«, fragte Honey, packte Mary Jane beim Ellbogen und schob sie in Richtung Treppe. »Wir lassen uns eine kleine Erfrischung in den Wintergarten bringen. Ich öffne die Terrassentür. Dann können wir die Vögel singen hören.«
    »Für mich bitte Löwenzahntee.«
    »Gut, dann soll es Löwenzahntee sein.«
    Außer dem Vogelgesang würde höchstwahrscheinlich auch noch der Lärm der Stadt hereindringen und das Klicken der ausdauernden Strickerin übertönen. Mary Jane würde es dann vielleicht nicht mehr so bemerken. Das hoffte Honey zumindest.
    Ihr Vorschlag schien die erwünschte Wirkung zu zeigen. Mary Jane nickte nachdenklich, und ihr Kiefer entspannte sich.
    »Da hast du wahrscheinlich recht. Ich sollte mich nicht so aufregen. Eine Tasse Löwenzahntee wird meine Nerven vielleicht ein wenig beruhigen.«
    Honey war entschlossen, Mary Jane so weit wie möglich von den Nadeln des Anstoßes wegzudirigieren, ließ die Bettwäsche zurück und begleitete Mary Jane die Treppe hinunter. Sie umging bewusst den Empfangsbereich und bugsierte Mary Jane durch den Aufenthaltsraum für das Personal in den Wintergarten. Unterwegs rief sie in der Küche an und bestellte den Tee. Lindsey brachte ihn auf einem Tablett.
    »So«, sagte Honey, während sie einschenkte. »Jetzt setzen wir uns ein bisschen hin und genießen die Aussicht.«
    Es war nicht gerade ein Panoramablick, aber die alten Backsteinmauern, die den Garten umgaben, leuchteten in einem warmen Rot, sogar wenn die Sonne nicht schien. |101| Genau, wie Honey es sich

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