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Mord ist auch eine Lösung

Mord ist auch eine Lösung

Titel: Mord ist auch eine Lösung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jean G. Goodhind
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kein anderes Hotel so schnell mit La Reine Rouge mithalten. Honey fand sich für ihre Verhältnisse ziemlich adrett, ging also hinein.
    Sigmund Farley, Caspers neuer Empfangschef, machte gerade irgendwelche Aufzeichnungen auf einem Notizblock. Er hatte schneeweißes Haar, einen sonnengebräunten Teint und Schultern, wie man sie sich nur durch eine längere Zeit in den Streitkräften Ihrer Majestät antrainieren konnte.
    Seine Weste war aus silbergrünem Brokat. Das Hemd sah teuer aus, und er trug ein dunkelgrünes Halstuch mit einer glitzernden Krawattennadel. Sigmund war der Überzeugung, man müsse sich seiner Umgebung anpassen. Seine Umgebung war im Stil der Regency-Zeit ausgestattet, also auch er. Oh, und zu allem Überfluss hatte er noch ein Monokel.
    In dem Licht, das unter einem der reinseidenen Lampenschirme hervorschien, erblickte Honey ihr Spiegelbild in seinem Monokel. Das überraschte sie. Sie hätte gedacht, |189| dass er das Ding nur zur Schau trug und es folglich kein Glas hatte. Offensichtlich war dem nicht so.
    Sigmund Farley schaute auf, als sie hereinkam, und setzte sein professionelles Lächeln auf.
    »Ist Tootsie gekommen, um den Kapitän zu besuchen?«
    Sigmund hatte in der Königlichen Marine gedient. Warum er sie jedoch Tootsie nannte, war Honey ein Rätsel. Sie schaute sich vorsichtshalber noch einmal um, falls er jemand anderen angesprochen hatte.
    »Wenn Sie mit Kapitän Casper meinen, dann ja. Und ich heiße Honey.«
    Als er sich aufrichtete, überragte er sie um mindestens fünfzehn Zentimeter und erweckte mühelos den Eindruck, verächtlich auf sie herabzusehen. Das Monokel hob diese Wirkung keineswegs auf.
    »Süße«, sagte er in bestimmtem Ton. »Ich werde Sie Süße nennen – weil Sie ja Honey heißen und Honig süß ist.«
    »Was haben Sie denn gegen Honey?«
    Er schien ihr gar nicht zuzuhören. Er schaute zur Decke, während er Caspers Nummer wählte und ihn informierte, dass sie angekommen war.
    »Sir, Farley hier. Ihr Elf-Uhr-Termin ist da. Erlaubnis zum Entern?«
    Bath war ja eine Stadt, die exzentrische Typen anzog. Also brachte Farleys Ausdrucksweise Honey nicht aus der Fassung. Und ihr erschien nach den kleinen grünen Männchen und der netten alten Dame, die dem Secret Service noch das eine oder andere beibringen könnte, sowieso alles irgendwie trivial. Sigmund war nur einer von vielen schrägen Typen, die sie so kannte.
    Casper St. John Gervais saß hinter seinem sehr massiven, sehr ausladenden und sehr antiken Schreibtisch aus Walnussholz. Wie üblich war er makellos gekleidet: das Hemd strahlend weiß, der Schlips olivgrün, das Jackett petrolblau. Ein Saphir und zwei winzige Brillanten blitzten auf seiner goldenen Krawattennadel.
    |190| Die Edelsteine waren Honey schnuppe, aber um diesen Schreibtisch beneidete sie ihn. Nicht um das Möbelstück an sich, sondern darum, dass es so ordentlich aufgeräumt war. Casper arbeitete immer nur jeweils an einem Schriftstück. Und sobald er damit fertig war, landete das Papier auf einem ordentlichen Stapel. Sobald der Stapel eine bestimmte Höhe erreichte, wurde er in Ordner abgelegt. Also sah seine Schreibtischplatte jederzeit unglaublich ordentlich und leer aus. Wie sehr Honey sich auch bemühte, auf ihrem Schreibtisch war es immer so ähnlich wie auf der
Titanic
kurz nach dem Aufprall auf den Eisberg und kurz vor dem Kentern.
    Casper blickte sie mit versteinerter Miene an und forderte sie mit einer Handbewegung auf, sich zu setzen. Sie befolgte die Anweisung mit einem höchst unbehaglichen Gefühl. Casper hatte sie nicht fröhlich begrüßt. Er hatte sie nicht einmal übellaunig begrüßt.
    Er hatte die Fingerspitzen beider Hände zu einem Dach zusammengelegt und musterte sie darüber hinweg mit einem forschenden Blick, wie immer, wenn er sofort Antworten hören wollte.
    »Haben Sie schon die Zeitung gesehen?«
    Sie schüttelte den Kopf. »Nein.«
    »Der Artikel ist ziemlich reißerisch. Bath und der Mord an Philippe Fabiere sind bis in die überregionalen Blätter vorgedrungen. Die behaupten, sein Tod hätte mit homosexuellen Perversionen zu tun. Sogar mir Sadomasochismus!«
    »Das kann gar nicht stimmen«, antwortete Honey erbost. »Philippe hatte eine Affäre mit Julia Porter.«
    Caspers steinerne Miene wandelte sich zu neugierigem Interesse. »Sind Sie da ganz sicher?«
    Honey nickte knapp. »Absolut. Philippe war bi.«
    »Das hatte ich gar nicht bemerkt. Aber das ist gut. Sogar sehr gut. Wir müssen das gleich der Presse

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