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Mord ist auch eine Lösung

Mord ist auch eine Lösung

Titel: Mord ist auch eine Lösung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jean G. Goodhind
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Sie war versucht, Flüche vor sich hin zu murmeln, die ihre Mutter gar nicht gern gehört hätte, und hielt den Kopf gesenkt. Deswegen bemerkte sie zunächst nicht, dass ein Auto langsam neben ihr herfuhr. Erst nach dem dritten Hupen schreckte sie hoch. Doherty machte ihr Zeichen, sie solle einsteigen.
    »Du siehst ziemlich sauer aus«, meinte er, sobald sie sich neben ihn gesetzt hatte, die Handtasche noch immer trostsuchend an sich gepresst. »Hab ich irgendwas falsch gemacht?«
    Sie schüttelte den Kopf. Ihr war, als wären ihre Lippen zusammengekleistert. Wie sollte sie ihm sagen, dass man sie als Verbindungsperson zur Kripo durch einen Kerl ersetzen würde, der Kniehosen und Brokatwesten trug? Doherty war im Grunde ein toleranter, anständiger Mann, aber Sigmund als Kontaktmann zum Hotelfachverband, das würde ihm nicht gefallen. Da war sie sich ziemlich sicher. Oder machte sie sich da nur was vor?
    Endlich brachte sie die Lippen auseinander. »Arbeitest du gern mit mir?«
    Er konzentrierte sich darauf, den Wagen durch den Verkehr |195| zu steuern, antwortete also nicht gleich. Dann war seine Reaktion allerdings höchst erfreulich und beruhigend.
    »Was für eine blöde Frage. Das klingt ganz so, als bräuchtest du eine kleine Aufmunterung. Wie wäre es mit einer kurzen Spazierfahrt?«
    »Sonst noch was?«
    »Ja. Und mit einem warmen Scone und einer Tasse Tee?«
    »Gut.«
    Sie stützte das Kinn in die Hand und starrte aus dem Fenster, ohne wirklich etwas zu sehen. Als sie sich langsam wieder berappelt hatte, waren sie schon irgendwo außerhalb von Bath, umgeben von Feldern und Weiden und mit einem wunderbar weiten Fernblick. Der Wagen hielt vor einem Gebäude, das einmal ein Zollhäuschen an der A64 gewesen war. Es war sehr hübsch im neogotischen Stil erbaut und beherbergte eine wunderbare Teestube unweit der Straße mit einer herrlichen Aussicht auf sanft gewelltes Ackerland und die Stadt Bristol in der Ferne.
    »Ach, hier oben sind wir«, konstatierte sie, als wären sie auf einen Berg gekraxelt.
    Doherty hielt ihr die Tür auf. »Das klingt, als wärst du überrascht.«
    »Ich dachte, du würdest mich vielleicht zu einem sündigen Wochenende entführen wollen.«
    »Wärst du denn mitgekommen?«, fragte er.
    Sie dachte nach. Die Enttäuschung über Caspers Pläne hatte sie in eine sehr finstere Stimmung versetzt. Sie konnte keine rechte Begeisterung aufbringen. »Es ist ja nicht Wochenende. Und außerdem bin ich ein anständiges Mädchen.«
    Wäre sie ein wenig aufmerksamer gewesen, dann hätte sie bemerkt, dass sein Lächeln einen Sekundenbruchteil lang zu Eis erstarrt war. Aber im Augenblick war sie einfach niedergeschlagen und würde es wohl auch bleiben.
    »Ach, komm schon.« Er umfasste ihren Ellbogen und steuerte sie in die Teestube. Er ließ sie erst wieder los, als |196| sie sicher vor der herrlichen Aussicht auf einem Stuhl Platz genommen hatte.
    Doherty saß ihr ein wenig seitlich gegenüber, hatte die Hände gefaltet und fragte sie, was denn los sei.
    Obwohl sie sich schon besser fühlte, hauptsächlich, weil es in der Teestube so schön warm war und nach frisch gebackenen Scones duftete, seufzte sie schwer. »Ich muss diesen Fall unbedingt heute noch lösen, besser noch gestern.«
    Er wich ein wenig mit dem Kopf zurück, als hätte sie ihm einen Nasenstüber gegeben.
    »Habt ihr in eurem Verband so was wie ein Prämiensystem oder was?«
    Sie senkte die Augen und erklärte die Lage.
    »Casper beabsichtigt, mich durch einen Typen zu ersetzen, der früher einmal in der Königlichen Marine bei der Militärpolizei gedient hat, wenn ich nicht schleunigst Fortschritte in diesem Fall aufweisen kann. Mit anderen Worten – ich löse den Fall, oder ich fliege raus.«
    Sie spürte, wie er sie ansah. Mitleid jedweder Art konnte sie nicht ausstehen. Sie wollte nicht, dass sie ihm leid tat, nur dass er bedauerte, in Zukunft nicht mehr mit ihr zusammenarbeiten zu können. Aber sie wollte, dass er sich um sie sorgte. Das war etwas anderes als Mitleid; es war irgendwie liebevoller. Dazu waren sie nun wirklich schon lange genug zusammen.
    Sie brauchte eine ganze Minute, bis sie ihm in die Augen schauen konnte. Was sie dann sah, überraschte sie vollkommen. Er lachte beinahe.
    »Hör mal, das ist eine wirklich ernste Angelegenheit. Du wirst gar nicht gern mit Sigmund zusammenarbeiten. Der ist ziemlich bekloppt«, erklärte sie ihm.
    Er lächelte weiter.
    »Und er ist schwul.«
    Das Lächeln wich, aber nur ein ganz

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